Moosacher klagen über tägliche »Saufgelage« an der Hugo-Troendle-Straße

Moosach · Die Nerven liegen blank

Die Plastikstühle und der Grill stehen schon bereit. Zum Leidwesen der Anwohner »feiern« Gruppen von bis zu 15 Personen beinahe täglich in der Grünanlage an der Hugo-Tröndle-Straße.

Die Plastikstühle und der Grill stehen schon bereit. Zum Leidwesen der Anwohner »feiern« Gruppen von bis zu 15 Personen beinahe täglich in der Grünanlage an der Hugo-Tröndle-Straße.

Moosach · Es ist ein Alptraum, den sie täglich aufs Neue erlebt, mit den Nerven ist sie schon lange am Ende: »Ich halte das nicht mehr aus«, klagt Hanna Hente, eine Anwohnerin der Hugo-Troendle-Straße, die ihren echten Namen aus Angst lieber nicht in der Zeitung lesen will.

Der Grund für diese Verzweiflung spielt sich vor ihrem Fenster ab, nur fünf Meter entfernt: In der Grünanlage vor dem Haus finden von früh morgens bis spät in die Nacht Saufgelage statt.

Im September 2003, als sie die Zwei-Zimmer-Wohnung an der Hugo-Troendle-Straße bezog, war ihr klar, dass sie keine hohen Ansprüche an die Lebensqualität würde stellen können: Die Gegend hatte aufgrund umliegender Sozialwohnungen nicht den besten Ruf, wie sie sagt. Doch dass es so schlimm kommen würde, damit hatte sie nicht gerechnet: Jeden Tag »feiern« in der Grünanlage auf fest montierten Stühlen, Tischen und Sitzbänken Gruppen von bis zu 15 Personen. Dabei geht es alles andere als beschaulich zu: »Flaschen werden zerschlagen, es wird lauthals geschrien, Bier fließt in Unmengen«, klagt Hente. Oft geht das Spektakel bereits um 8 Uhr früh los und dauert bis 3 Uhr morgens, »wenn es überhaupt endet.«

Es herrscht hohe Aggressivität und Gewaltbereitschaft: Jugendliche randalieren, nicht selten arten Streitigkeiten in Schlägereien aus. Auch Nazi-Parolen wie »Heil Hitler« sollen bereits mehrmals gegrölt worden sein. Drastisch verschlimmert wird der Lärmpegel dieses »geselligen Treibens« durch vielstimmiges Hundegebell, denn zahlreiche Feiernde kommen mit ihren Vierbeinern in die Grünanlage. Da wird dann eine regelrechte Hatz auf der Wiese veranstaltet.

Hanna Hente ist sich sicher, dass sie nicht die Einzige ist, die sich durch den Lärm in ihrer Wohnqualität beeinträchtigt fühlt: Vergangenen Sommer wurden Tiere mit ausgelegten Ködern vergiftet. Sie sei es nicht gewesen, versichert sie, »aber wundern tut es mich nicht, dass das passiert ist.«

In ihrer Not wandte sich Hente an die Moosacher Polizei, doch sie fühlt sich im Stich gelassen: »Mehrere Anrufe und E-Mails blieben erfolglos.« Der Leiter der Polizeidienststelle 44 in Moosach, Klaus Kellerer, widerspricht: Lediglich ein einziges Mal sei ein Anruf eingegangen, was anhand von Protokollen belegt werden könne. Er habe großes Verständnis dafür, dass die Anwohner sich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt fühlten, erklärte er. Deswegen sein Rat an die Betroffenen: »Rufen Sie an, wenn es die Leute im Grünbereich zu bunt treiben.« Kellerer versicherte, im Sommer verstärkt Streifen dorthin zu schicken, jedoch dämpfte der Polizeichef gleichzeitig die Hoffnungen auf allzu große Erfolge: »Wir können das ursächliche Problem, dass viele dieser Menschen arbeitslos und Alkoholiker sind, nicht lösen.«

Eine Einschätzung, die der Moosacher Bezirksausschuss (BA 10) teilt: »Wir sind da machtlos«, meint Kathrin Koop (SPD). »Es gibt nun einmal Personen, die am Rande der Gesellschaft stehen und die man nicht erreichen kann«. Rafael Sala

Artikel vom 20.02.2007
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