Moosacher »KomPro«-Haus: Vom Schandfleck zum schicken Dach überm Kopf

Moosach · Bleibe für Bedürftige

Endlich ist aufgeräumt, freut sich CSU-Stadträtin Gisela Oberloher: Mülltonnen sind beim »KomPro«-Haus aufgestellt, vor den Fenstern hängen Gardinen. F.: ras

Endlich ist aufgeräumt, freut sich CSU-Stadträtin Gisela Oberloher: Mülltonnen sind beim »KomPro«-Haus aufgestellt, vor den Fenstern hängen Gardinen. F.: ras

Moosach · Die Stofffetzen vor den Fenstern wurden inzwischen abgehängt und durch Vorhänge ersetzt. Doch bis vor einer Woche hatten sich Anwohner über den »Schandfleck« an der Dachauer Straße 248 beklagt. Endlich aber haben Stadtteil-Politiker beim Sozialreferat Druck gemacht und veranlasst, vor und im so genannten »KomPro«-Haus aufzuräumen.

»Was uns einfach ärgert, ist, dass niemand weiß, wer in diesem Haus wohnt«, schimpft Helga H. Immer wenn die Anwohnerin der Dachauer Straße an dem neu errichteten Gebäude vorbei ging, hatte sie sich geärgert: Die Glasscheiben der Fenster waren verschmiert und nur notdürftig mit Lappen und alten Decken verhängt. Da Abfalltonnen fehlten, lag der Müll über den Boden verteilt. »Es würde mich nicht wundern, wenn der Dreck Ratten angezogen hat«, echauffiert sie sich. Anders das Haus selbst: »Vom Feinsten« sei es, schildert die Anwohnerin, »frisch gestrichen, mehrgeschossig, mit einer Tiefgarage ausgestattet, es fehlt offensichtlich an nichts«. Das habe die Anwohner irritiert: »Doch nie wurden wir darüber informiert, wer denn nun eigentlich darin untergebracht ist.«

Auch Stadträtin Gisela Oberloher, sozialpolitische Sprecherin der CSU-Fraktion und für die Stadtbezirke 10 und 24 zuständig, wirft der Stadt Versäumnisse vor: Das Sozialreferat hätte den Anwohnern ihre Bedenken hinsichtlich neuer Nachbarn durch eine gezielte Informationspolitik nehmen können. »Bei dem Haus handelt es sich um ein so genanntes KomPro-Haus«, klärt Oberloher auf. Unter diesen Begriff – er steht für »Kommunales Programm« – fallen Projekte des sozialen Wohnungsbaus, die arbeits- oder obdachlos gewordenen Menschen eine Unterkunft bieten. 39 Wohneinheiten befinden sich in dem Gebäude an der Dachauer Straße, bewohnt werden sie von Familien, die in Not geraten sind oder kein Geld für die Miete haben. Vor allem Hartz IV-Empfänger finden dort eine Bleibe. Beschlossen wurde der Bau in Moosach im Jahr 2005, laut Oberloher im Rahmen des Programms »Wohnen in München 3«, die Bauzeit betrug ein knappes Jahr. Im Oktober 2006 zogen die ersten Bewohner ein.

Ziel der Stadt sei es, diese Menschen, die in der Öffentlichkeit gerne als »Problemfälle« gesehen werden, so gut wie möglich in die Umgebung zu integrieren. »Deswegen sind wir von der Containerlösung weggekommen, die ja nun wirklich kein schönes Wohnen beinhaltet«, schildert die Stadträtin. Die Betroffenen können zeitlich unbefristet bleiben – sie sollen sogar so lange gesichert ein Dach überm Kopf haben, bis sich ihre wirtschaftliche Situation stabilisiert hat. In der ganzen Stadt sollen solche KomPro-Häuser entstehen.

Oberloher begrüßt diese Projekte, fordert aber von der Stadt, durch eine entsprechende Informationskampagne Vorurteilen entgegenzutreten. Zumindest was das Gebäude an der Dachauer Straße betrifft, hat ihre Mahnung gewirkt. Denn auch Helga H. ist jetzt beruhigt: »Jetzt sieht das Haus richtig ansehnlich aus.« Rafael Sala

Artikel vom 28.11.2006
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...