Qualität bleibt: Das »Theater in der Au« feiert sein 50-jähriges Jubiläum

Au · Junge Liebhaber gesucht!

Macht dem Theater in der Au derzeit die größten Sorgen: Mangel an männlichem Nachwuchs, hier eine Szene aus »Der Damenschneider« von 2005.	Foto: A. Prott

Macht dem Theater in der Au derzeit die größten Sorgen: Mangel an männlichem Nachwuchs, hier eine Szene aus »Der Damenschneider« von 2005. Foto: A. Prott

Au · Viel hat sich gewandelt in den 50 Jahren: immer mal wieder der Name, naturgemäß Mitglieder, gezwungenermaßen Spielorte und vor allem auch das Repertoire war und ist dem Zeitgeist und dem Geschmack der Zuschauer unterworfen.

Doch dem Stadtteil ist das »Theater in der Au« über ein halbes Jahrhundert treu geblieben – seit 18 theaterbegeisterte Münchner 1956 den Münchner Theaterverein »Privater Bühnencub München« begründet haben und das erste Mal im Kolpinghaus in der Entenbachstraße 37 mit Laufs »Der tolle Einfall« auftraten.

Am kommenden Freitag können die derzeit 60 Mitglieder, davon 25 Aktive, den runden Geburtstag feiern, darunter Gründungsmitglied Ingeborg Torsch (85), und zufrieden in die Zukunft schauen. Auch wenn der Amateurbühne, die die Inszenierungen ihrer zwei Erwachsenenstücke und einem Kinderstück im Jahr, allein über die Eintritte finanziert, noch vor zwei Jahren fast das Aus drohte, erzählt Christian Janda. Der Haidhauser ist seit 1984 dabei, heute künstlerischer Spielleiter und Regisseur der Neuinszenierung des »Brandner Kaspar«, den das Theater seit 1995 alle fünf Jahre aufführt und zum 50-Jährigen ab 28. Oktober in einer Neuinszenierung auf die Bühne des Theatersaals Am Herrgottseck bringt.

Dort hat die Truppe nach der Entenbachstraße, zwei Jahre Nomadendasein, unter anderem sogar in Räumen der städtischen Bestattung, seit 1992 eine feste Spielstätte gefunden. »Mundart ja, aber keine Schenkelklopfer, und mittlerweile auch niveauvolle Boulevardstücke oder Krimis«, so umschreibt Thomas Müller, seit 1995 aktiv und ab November als »Balou« im Dschungelbuch« zu sehen, das Konzept des »Theater in der Au«. »Die Qualität der Stücke, das Engagement der Mitglieder und Mundpropaganda der Zuschauer«, macht Janda für die Erfolgsgeschichte der Amateurgruppe verantwortlich. Wobei die Abkehr vom Bauernschwank auch daran lag, dass immer weniger des bairischen Dialekts mächtig seien, erzählen Müller und Janda. Der bedauert, dass der 1973 geborene Name »Volkstheater in der Au« 1999 zum »Theater in der Au« wurde. »Damit wollte man Verwechslungen mit den Profis an der Brienner Straße ausschließen, aber auch die Öffnung für ein breiteres künstlerisches Spektrum dokumentieren, etwa mit Stücken von Thoma, Nestroy oder Kusz.«

Um für den eigenen Nachwuchs zu sorgen, entstand 1985 die Jugendgruppe »Die Bühnenflöhe«. Doch viele Jugendliche können nur noch Hochdeutsch. So wurde daraus ein eigenes Kindertheater. Nachwuchssorgen plagen den Verein trotzdem: »Wir haben Frauenüberschuss: Vor Mädchen können wir uns kaum retten, aber uns fehlen die ›jungen Liebhaber‹, Burschen im Alter von 15 bis 30«, sagt Janda. »Die spielen anscheinend lieber Fußball und Computer statt Theater.« Wer mitmachen will: Infos unter www.theaterinderau.de.

Trotz der ganzen Arbeit mit zwei Proben pro Woche, Aufführungen am Wochenende und Arbeiten hinter den Kulissen, sei der Reiz, findet Müller, gemeinsam was auf die Bühne zu stellen. Theater verbindet eben: Christian Janda hat auch sein privates Glück beim »Theater in der Au« gefunden: seine Frau Inge Kuhn, heute Vorsitzende, hat er bei der Theatergruppe kennen- und liebengelernt. M. Schmid

Artikel vom 26.09.2006
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