Kriminalpolizei verhaftet Täter und warnt eindringlich vor Beteiligung

Au · Schenkkreis-Moderator bedroht

Au · Bereits Anfang des Monats wurde ein 49-Jähriger in einen mysteriösen Unfall verwickelt, der nun aufgeklärt werden konnte. Am 6. August fuhr der Kaufmann gegen 18 Uhr mit seinem schwarzen Mercedes die Hiendlmayrstraße in der Au entlang. Ihm kam ein Radfahrer entgegen, der dann plötzlich gegen den Kotflügel des Autos fuhr.

Der Kaufmann stieg aus seinem Mercedes aus, um nach dem vermeintlichen Unfallopfer zu sehen. Der Radler sprühte ihm mit einem Pfefferspray ins Gesicht. Da der Fahrer nun wehrlos war, stieg der Radler in den Mercedes ein und fuhr davon. Sein Radl ließ er zurück.

Recht schnell war klar, dass es sich unter Umständen um eine Racheaktion eines Schenkkreis-Geschädigten handeln könnte. Der Mercedes-Fahrer war nämlich des öfteren als Moderator derartiger Veranstaltungen tätig. So auch Anfang August, wo er Opfer des Überfalls wurde.

Neben dem Raub seines teuren Fahrzeugs wurde der Schenkkreis-Moderator in den folgeden Stunden auch durch mehrere Drohanrufe belästigt. Unter anderem wurde er dabei zur Zahlung von 80.000 Euro aufgefordert. Falls er den Betrag nicht zahlen würde, drohte ihm der Täter mit weiteren »Strafaktionen«.

Das Opfer setzte sich mit der Münchner Kriminalpolizei in Verbindung. Sofort wurden Ermittlungen nach dem Täter eingeleitet. Der Kaufmann erhielt weitere Drohanrufe und SMS. Die Münchner Kripo konnte den Anrufer im Bereich des nieder- bayerischen Bäderdreiecks ausmachen. Bereits am Morgen des 7. August, wurde er in Zusammenarbeit mit Beamten der Polizei Pöcking und Passau dort festgenommen.

Die Münchner Kriminalpolizei nimmt diesen Fall zum Anlass, auf das enorme Risiko hinzuweisen, das mit der Beteiligung an den sogenannten »Schenkkreisen« verbunden ist. Bei diesem bundesweiten Phänomen treffen sich bis zu 200 Teilnehmer jeweils auf persönliche Einladung eines anderen Teilnehmers. Die Treffen werden in Hotels, Gaststätten oder anderen öffentlichen Veranstaltungsräumen abgehalten. Das hierarchisch aufgebaute System besteht aus Gebern, Unterstützern, Anwärtern sowie wenigen Empfängern. Dabei »dürfen« die Geber dem Empfänger jeweils 5.000 Euro schenken und rücken damit in der Hierarchie weiter nach oben. Ziel aller Teilnehmer ist es letztlich, selbst Empfänger zu werden. Erst dann kann der Einsatz vervielfacht werden.

Berauscht durch die in den Veranstaltungen herrschende euphorische Stimmung verdrängen die Teilnehmer häufig harte Fakten. Denn um das System am Laufen zu halten, müssen jeweils doppelt so viele Geber geworben werden. So profitieren fast ausschließlich die Initiatoren von derartigen Pyramiden- oder Schneeballsystemen. Der Großteil aller Teilnehmer verliert seinen Einsatz. Die Münchner Kriminalpolizei warnt daher eindringlich vor einer Beteiligung an Schenkkreisen, zumal die Initiatoren strafrechtlich nicht verfolgt werden können.

Artikel vom 23.08.2006
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