Schwangere mussten sich im Bürgerbüro Riesenfeldstraße hinten anstellen

Milbertshofen · Servicewüste Meldestelle

Warten ist selbst dann nervtötend, wenn man sich die Zeit mit Lesen vertreiben kann. In der Meldestelle 11 mussten aber sogar Schwangere warten. Foto: nan

Warten ist selbst dann nervtötend, wenn man sich die Zeit mit Lesen vertreiben kann. In der Meldestelle 11 mussten aber sogar Schwangere warten. Foto: nan

Milbertshofen · Riesenfeldstraße 75: ein Hinterhofeingang, der in einen schmalen Gang und schließlich über einen noch schmaleren Lift in den fünften Stock führt. Dort oben, im Warteraum der Meldestelle, sind dicht an dicht Stühle aufgestellt, die meisten besetzt. Einige stehen. Manche lesen, andere starren auf die Wartenummern-Anzeige. Teilweise harren sie schon seit ein, zwei Stunden aus.

Das allein mögen manche Bürger schon als schikanös empfinden – doch damit nicht genug: Mitarbeiter der Meldestelle hatten in einer solchen Hochbetriebs-Zeit ein Schild aufgestellt, auf dem stand, dass sie Schwangere und Mütter mit Kindern nicht länger bevorzugt behandeln würden.

Was für CSU-Stadträtin Elisabeth Schosser das Fass zum Überlaufen brachte: »Ist die Meldestelle zur Servicewüste verkommen?« fragt sie daher das Kreisverwaltungsreferat (KVR), das für die Arbeit der Meldestellen verantwortlich ist, in einem offenen Brief. »Immer mehr Bürger und vor allem Bürgerinnen beschweren sich über den schlechten Service in der Meldestelle«, schreibt sie weiter – und will wissen, wie sich dies mit der »viel propagierten Kunden- und Servicefreundlichkeit« der Stadt vereinbaren lässt.

Ja – »ein Fehler« sei in der Milbertshofener Meldestelle gemacht worden, gibt KVR-Sprecher Christoph Habl gegenüber der Münchener Nord-Rundschau zu. »Kurze Zeit, Anfang Juni, sind Schwangere und Mütter mit Kindern nicht bevorzugt behandelt worden.« Und Horst Reif, Stadtdirektor im KVR, ergänzt: »Bedauerlicherweise wurden die Vorgaben zur Behandlung des besonderen Personenkreises bei besonders hohem Parteiverkehrsaufkommen vorübergehend außer Acht gelassen.« Als das KVR aber »durch eine betroffene Kundin« hiervon Wind bekommen habe, »wurde diese Anordnung sofort rückgängig gemacht«, wie er sagt. Und: »Ein derartiges Vorgehen ist in keiner Weise mit der vorherrschenden Einstellung des Kreisverwaltungsreferates bezüglich Kundenfreundlichkeit vereinbar.«

Schosser vermutet, dass dieser »Fehler« aufgrund des herrschenden Personalmangels gemacht wurde. Reif hierzu: »Es trifft nicht zu, dass es aufgrund Personalmangels generell zu langen Wartezeiten kommt. Wie in allen Bürgerbüros sind aber an manchen Tagen auch in der Riesenfeldstraße längere Wartezeiten nicht zu vermeiden. Mit Sicherheit spielt derzeit das saisonal hohe Parteiverkehrsaufkommen, das stets im Vorfeld von Ferienzeiten auftritt, eine Rolle.« Und weil ferner »passrechtliche Vorschriften« geändert wurden, würde es zurzeit länger dauern, neue Ausweise auszustellen. »Ob hierdurch ein zusätzlicher Personalbedarf entstanden ist, wird noch überprüft«, so Reif.

Antonie Thomsen, Vorsitzende des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart (BA 11), gibt der Meldestelle Schützenhilfe: Sie ist überzeugt, dass »diese Geschichte« ein Einzelfall sei: »Ich habe bislang nur das Beste über die Meldestelle gehört. Die Bürger sind zufrieden«, sagt die SPD-Frau. Natürlich werde auch sie noch prüfen lassen, was genau schiefgelaufen ist. »Aber ich habe den Eindruck, dass eine gewisse Stadträtin hier eine kleine Sache unnötig aufbauscht.« Nadine Nöhmaier

Artikel vom 22.08.2006
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