Jugendliche reinigen Gelände rund um das Deutsche Museum von Graffiti

Au · Die Au putzt sich raus

Graffiti an der Ludwigsbrücke.	Foto: Brücke

Graffiti an der Ludwigsbrücke. Foto: Brücke

Au · »Das Schrubben ist echt harte Arbeit. Die Farbe lässt sich viel schwerer entfernen, als ich gedacht hätte«, meint Mark (alle Namen der Jugendlichen von der Redaktion geändert). Der 17-Jährige muss 24 Sozialstunden ableisten und die Ludwigsbrücke von Graffiti und Schmierereien befreien.

Ziel des von der Brücke e.V. begleiteten Arbeitsprogramms ist es, straffällig gewordenen Jugendlichen eine sinnvolle Alternative zum Jugendarrest aufzuzeigen. »Wir sind sehr zufrieden mit der Aktion«, erzählt Julia von Schumann, Leiterin des Projekts, »die Jugendlichen sind motiviert und die Arbeit geht gut voran.«

Dass gerade Jungs wie Mark, die wegen illegalem Sprayen verurteilt wurden, Graffitis entfernen müssen, hat seinen Grund: »Dadurch wird die Auseinandersetzung mit dem eigenen Handeln, Wiedergutmachung auf ideeller Ebene und ein Erkennen der Realität gefördert«, meint Julia von Schumann. Die Jugendlichen sehen es allerdings pragmatischer: »Bei manchen Bildern tut’s mir im Herzen weh, wenn ich sie wegmachen muss«, berichtet Mark, »aber wenn man das Beste aus der Situation macht, ist die Aktion hier wirklich eine gute Sache.«

Kurz vor dem WM-Start sollte die Umgebung rund um das Deutsche Museum nämlich »Graffiti-frei« werden. Als erstes ist die Ludwigsbrücke dran, anschließend wird noch der Kabelsteg gereinigt. Initiator der Aktion ist der Verein Brücke München, der seit über 30 Jahren gemeinnützige Arbeitseinsätze von straffällig gewordenen Jugendlichen organisiert. »Wir machen jedes Jahr eine Aktion. Dieses Mal haben wir uns das Gelände rund um die Ludwigsbrücke ausgesucht, da das geschichtsträchtige Areal in einem unwürdigen Zustand war«, so von Schumann.

Dass Arbeiten sinnvoller ist als ein Arrest, zeigen die Aussagen von Jasmin und Marlies. Beide Mädchen wurden wegen Sachbeschädigung zu 24 Sozialstunden verurteilt. »Die Arbeit hier ist echt sehr anstrengend. Zuerst muss man ein Spezialgel auftragen und dann schrubben was das Zeug hält«, meint Jasmin. Und Marlies ist davon überzeugt, dass sie nie mehr »so einen Mist bauen« wird, weil die Arbeit hier »echt kein Zuckerschlecken ist«. »Das wird uns allen eine Lehre sein«, resümiert sie nachdenklich.

Die 18-jährigen Schülerinnen standen zusammen mit zehn weiteren Jugendlichen drei Tage lang jeweils acht Stunden auf dem Gelände rund um die Ludwigsbrücke und entfernten die Schmierereien. Der 21-jährige Florian bringt es auf den Punkt: »Wir sind ja alle nicht hier, weil wir Unschuldslämmer sind. Trotzdem bin ich froh, wenn ich morgen meine 24 Stunden abgeleistet habe.«

Auch die Leiterin der Aktion zeigt sich nach zwei Arbeitstagen sehr zufrieden: »Die meisten Jugendlichen arbeiten gut mit. Wenn der morgige Tag auch noch einmal so gut läuft, ist das Gelände vor dem Museum bald wieder blitzblank.«

Artikel vom 13.06.2006
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