34 Jahre alte Olympische Fahnensammlung erlebt ihren zweiten Frühling

Milbertshofen · Renaissance der Souvenirs

»Nur die Deutschland-Fahne hab ich neu gekauft«: Josef Dorsch, Hauptfeldwebel a.D. hat die Fahnensammlung aus seinem Dienst zu den Olympischen Spielen von 1972 auf seinem Balkon ausgestellt.	Foto: gf

»Nur die Deutschland-Fahne hab ich neu gekauft«: Josef Dorsch, Hauptfeldwebel a.D. hat die Fahnensammlung aus seinem Dienst zu den Olympischen Spielen von 1972 auf seinem Balkon ausgestellt. Foto: gf

Milbertshofen · Es ist dieser Tage ein alltägliches Bild. In den vier Wochen in denen die Fußball-Welt auf Deutschland blickt, sieht sie auf den Balkonen der Nation Flaggen, Fahnen und landestypische Dekorationen aus allen Teilen der Welt.

So auch in Milbertshofen. Zwischen Blumentöpfen und Balkon-Möbeln blitzen schwarz-rot-goldene Fahnen und weiß-blaue Wimpel hervor. Die Welt zu Gast im Vorgarten.

13 Tischfahnen prangen auf dem Balkongeländer, in der Mitte etwas größer eine schwarz-rot-goldene. »Die hab ich extra nachgekauft«, gesteht Josef Dorsch. Die anderen Fahnen hat er noch aus seiner Zeit als Leiter des Bundeswehr-Informationszentrums der Olympischen Spiele 1972 in München. »Die Nationalflaggen standen zur Dekoration auf den Schreibtischen, damit es nicht so trist aussieht, wenn mal Besuch kommt.«

Und Besuch kam ständig, erinnert sich der hochdekorierte Hauptfeldwebel a.D. »Soldaten aus der Schweiz, Frankreich und den USA gingen bei uns ein und aus.« Denn während der Spiele kümmerten sich Militär und Bundeswehr um zahlreiche logistische Aufgaben. Am Informationszentrum und damit an Josef Dorsch kam keiner vorbei, »denn wir hatten den Überblick über die gesamte Veranstaltung.« Den Überblick über das aktuelle Sporthighlight hat der 85-Jährige Franke freilich nicht. In seiner Wohnung in der Schopenhauerstraße steht der Fernseher in dem er sich die Spiele ansehen wird. Trotzdem: Ein wenig mittendrin ist Dorsch schon, wenn »die Welt zu Gast bei Freunden« ist. »Mein Balkon ist inzwischen ein richtiger Blickfang. Oft gehen Spaziergänger vorbei und verrenken sich die Hälse.« Dabei ahnen wohl die wenigsten, dass die ausgestellten Fahnen – von denen einige auch Nationen symbolisieren, die bei der Fußball-WM nicht mitspielen – schon stolze 30 Jahre alt sind.

Eigentlich lagen sie als Erinnerungsstücke im Schrank. Versteckt hinter den unzähligen Fotoalben, in denen Dorsch nicht nur Olympia ‘72 dokumentiert hat, sondern auch seine zahlreichen Reisen, die ihn rund um den Globus führten, im Bild festhält.

In einem dicken braunen Fotoalbum klebt der Beweis. Leicht vergilbt zeigt das Foto eine stolze Truppe Bundeswehrsoldaten in Bürouniformen stramm stehen. Im Hintergrund ein großes Schild: »Offizielles Informationszentrum der Bundeswehr zu den Olympischen Spielen 1972«. Im Vordergrund ein schlichter Schreibtisch, verziert mit bunten Nationalflaggen.

An dieses Bild hat sich Dorsch sofort wieder erinnert, als er zusah, wie ein Nachbarsjunge eine große Deutschlandflagge auf einem Balkon zwischen den Blumenkästen anbrachte. Dorschs Fahnen-Befestigungs-Trick ist einfach aber effektiv: Kordeln und Klebeband. »Das hält bei jedem Wetter«, versichert der Rentner und rüttelt noch mal prüfend an den historischen Tischflaggen.

Sie halten. Und sie werden noch zahlreichen neugierigen Blicken standhalten müssen. Ein letztes Mal noch, bevor sie als Erinnerungsstücke zweier Münchner Sportereignisse der Superlative im Schrank verschwinden.

Artikel vom 13.06.2006
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