Kommunikationsproblem mit der Stadt verzögert Kinderstätten-Plan im Lehel

Lehel · Neue Krippe auf der Kippe

900 Kinder würden sich gerne zu ihren Spielkameraden in der Krippe in der Robert-Koch-Straße gesellen; leider ist diese mehr als ausgebucht.	 Foto: maho

900 Kinder würden sich gerne zu ihren Spielkameraden in der Krippe in der Robert-Koch-Straße gesellen; leider ist diese mehr als ausgebucht. Foto: maho

Lehel · Alle berufstätigen Mütter können ein Lied davon singen: Der Versuch, ein Kind in einer Münchner Krippe unterzubringen, ist ein Glücksspiel mit ungewissem Ausgang. Die Wartelisten der städtischen Krippen sind lang, allein in der Robert-Koch-Straße warten 900 Kinder auf einen Platz. Die Stadtverwaltung müsste also in Jubelstürme ausbrechen bei der Nachricht, dass eine Baufirma gern eine Krippe an der Tattenbach-/Ecke Triftstraße einrichten würde.

Stattdessen aber drohte diese Idee an einem mittelschweren Kommunikationsdesaster zu scheitern.

Der Hintergrund: Vor einigen Monaten fragte eine Muttergruppe bei der Baufirma nach, ob es in ihrem geplanten Wohnungsbauprojekt eine Kinderkrippe integrieren könne. Das Unternehmen fand die Idee gut, denn es sei ein Vorteil für potenzielle Mieter, wenn »sie ihre Kinder vor Ort unterbringen können«. Der Bauträger kontaktierte daher das Sozialreferat, um zu erfahren, ob die Stadt interessiert an einer solchen Krippe sei.

Erstaunlicherweise fragte das Referat zurück, ob die Firma nicht besser in einem anderen Viertel eine Krippe eröffnen könnte – schließlich sei der Versorgungsgrad im Lehel mit 30 Prozent vergleichsweise hoch und der Mangel in anderen Gegenden gravierender. Das Problem aber an zitierter Statistik ist, dass der Bedarf im Viertel de facto höher ist, weil auch Eltern, die in der Innenstadt arbeiten, aber anderswo leben, ihre Kinder im Lehel unterbringen möchten. Die eingangs erwähnte Warteliste der Krippe an der Robert-Koch-Straße zeigt überdeutlich, dass hier eine weitere Betreuungsstätte vonnöten ist. Bei der Baufirma hinterließ das Gespräch mit dem Sozialreferat dagegen den Eindruck, als ob die Krippe nicht genehmigt werden könnte. Man entschied daher, erst gar keinen Antrag zu stellen.

Jörg Hoffmann vom Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1) hörte hiervon und brachte das Thema umgehend auf die Tagesordnung des Gremiums. »Das ist ein Skandal«, wetterte der FDP-Mann in Richtung des Sozialreferats: »Wie kann man sich eine solch einmalige Gelegenheit entgehen lassen?« Der BA forderte die Stadt auf, die Unterbringungsmöglichkeit zu prüfen.

Durch die neue Aufmerksamkeit kam umgehend Bewegung in die Sache. Auf Nachfrage des »Münchner Zentrums« gestand Sozialreferatssprecher Fabian Riedl, dass man sich gegenüber der Baufirma missverständlich ausgedrückt habe: Das Referat sei für das Projekt offen, auch wenn es den Bedarf in anderen Stadtteilen höher einschätzt. Darüber, dass die Versorgungsstatistik ihre Tücken hat, sei er sich im Klaren. Er meint jedoch, dass man bei der Angelegenheit in einem Dauerdilemma stecke: »Wenn wir die Betreuung im Lehel ausbauen, steigt man uns in Laim aufs Dach, weil die Situation da noch schlimmer ist.«

Da die Baufirma die Krippe, wenn, dann nur an der Tattenbachstraße unterbringen will, stehe einer Bewilligung nichts im Wege, »solange die Räumlichkeiten geeignet sind und finanziell alles im Rahmen bleibt«. Die Firma betont: »Wir sind für die Sache weiter offen.« Die Mütter im Lehel können also weiter hoffen. M. Hoffmann

Artikel vom 25.04.2006
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