Moderne Schulen bieten ihren Schülern mehr als nur Mathe und Deutsch

Moosach · Schule geht auf Sendung

Das Radio-Team am Gymnasium Moosach von links nach rechts: Martin Wolfenstetter, Jakob Schardt, Maximilian Handschuh, Monika Roubeil, Gerhard Schmieja. Vorne: Angelika Gassner und Manuela Hohendorf. 	Foto: dkö

Das Radio-Team am Gymnasium Moosach von links nach rechts: Martin Wolfenstetter, Jakob Schardt, Maximilian Handschuh, Monika Roubeil, Gerhard Schmieja. Vorne: Angelika Gassner und Manuela Hohendorf. Foto: dkö

Moosach · Ein neuer Computer, ein Aufnahmegerät, ein Mikrophon und eine Schnitt-Software – seit neuestem sind das Gegenstände des ordentlichen Schulunterrichts am Gymnasium in Moosach. Seit dem Schuljahr 2002/2003 haben bayerische Gymnasiasten die Möglichkeit das Wahlfach »Radio« in der Kollegstufe zu belegen. Ins Leben gerufen wurde das Projekt »Tatfunk« von der Eberhard-von-Kuehnheim-Stiftung.

»Beim Projekt Tatfunk erhalten Schülerinnen und Schüler der Oberstufe den Auftrag, im Laufe eines Schuljahres eine eigene Radiosendung zu produzieren. Dabei arbeiten die Schüler nicht wie in einer normalen Schulklasse, sondern als Radio-Redaktion. Ob Recherche, Interviewpartner oder Produktionstermine – sie müssen alles selbst organisieren«, erklärt Angelika Gassner, Lehrerin für Deutsch und Sport am Moosacher Gymnasium und gleichzeitig Coach des Radioteams. Auch den Sendeplatz müssen sich die Schüler selbst erfragen, wenn am Schuljahresende die Beiträge zu einer ganzen Sendung geworden sind.

Zurzeit überlegt man, diese Beiträge Radiosendern anzubieten. Ob diese jedoch bereit sind, das Material auf Sendung zu nehmen, sei noch nicht klar. Gassner ist denoch begeistert von dem Projekt. Nicht nur, weil es Verantwortungsbereitschaft, Teamfähigkeit und Kommunikationsfähigkeit bei den Schülern fördert, »sondern weil es auch für mich als Lehrkraft eine neue Erfahrung ist. Ich muss mich hier zurücknehmen – schließlich sollen die Schüler die Regie übernehmen.«

Die Zügel haben die Schüler tatsächlich in der Hand – sie haben sich redaktionell für das Thema »Jugendträume« entschieden und bearbeiten es mit ihren jeweils eigenen Schwerpunkten. Ob sie die Entbehrungen eines angehenden Profifußballers oder eines Models beleuchten – die Bearbeitung des Themas passiert in der Freizeit der Schüler. »Manchmal wird es schon ein bisschen viel«, sagt die Oberstufenschülerin Monika Roubeil, die in der Schule auch noch Theater spielt. Denn die journalistische Arbeit ist manchmal sehr mühsam, oft muss man seinen Gesprächspartnern endlos lange hinterhertelefonieren – wie das in anderen Redaktionen eben auch der Fall ist. »Dass es so schwierig ist, jemanden für ein Interview zu gewinnen, habe ich mir nicht vorgestellt«, lacht Maximilian, der eine Musiknachwuchsband porträtiert. »Aber dennoch macht es Spaß«, fügt er schnell dazu. Dieser Meinung sind alle Beteiligten – Schüler wie Lehrerin. »Ich finde es gut, dass es solche Angebote gibt«, sagt Martin Wolfenstetter und seine Klassenkameradin Manuela Hohendorf hat bei der Bearbeitung des Themas »Jugendträume« ihren eigenen Berufstraum entdeckt: »Ich möchte irgendwann für die Titelseite schreiben.«

Aber nicht alle Teilnehmer haben einen journalistischen Berufswunsch, für die meisten ist es erst mal ein Ausprobieren und Kennenlernen. Und obwohl die Arbeit am Ende ganz profan benotet werden wird: »Es ist ein lebensvorbereitender Kurs«, sagt Angelika Gassner. Und genau das soll Schule ja leisten. Daniel Köhler

Artikel vom 14.03.2006
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