St.-Anna-Gymnasium im Lehel erprobt erfolgreich »Modus 21«-Modell

Lehel · Unterricht im Doppelpack

So entspannt und ruhig sind Schüler viel zu selten. Im St. Anna-Gymnasium ist das dank Modus 21 Normalität 	Foto: rs, kt

So entspannt und ruhig sind Schüler viel zu selten. Im St. Anna-Gymnasium ist das dank Modus 21 Normalität Foto: rs, kt

Lehel · Beim Thema »Modus 21« kommt Studiendirektorin Ingrid Neuner regelrecht ins Schwärmen. »Damit haben wir die Möglichkeit, uns ein Stück weit von der Schulordnung zu entfernen«, lobt die Schulleiterin des St.-Anna-Gymnasiums das bayernweite Schul-Reformprojekt. Das städtische Gymnasium im Lehel hat eine der insgesamt 60 so genannten »Modus«-Maßnahmen entwickelt und erfolgreich umgesetzt.

Überquellende Schulranzen, nerviges Bücherschleppen, jede Schulstunde ein neues Fach und damit ein mentales Umstellen auf ein völlig neues Stoffgebiet: Diese Zeiten sind in dieser Schule seit 2003 definitiv vorbei. »Wo es geht, organisieren wir den Unterricht in Doppelstunden«, informiert Neuner. Konkret heißt das: Am Montagvormittag in einer fünften Klasse werden beispielsweise nicht mehr Erdkunde, Latein, Deutsch, Mathematik und Sport zusammen unterrichtet, sondern nur noch zwei Fächer, etwa Latein und Mathematik.

Eben als Doppelstunden – und das hat Neuner zufolge immense Vorteile: »Die Schüler können sich so voll und ganz auf ein Stoffgebiet konzentrieren, sie müssen nicht mehr so viele Bücher mitbringen und obendrein fallen die Unterbrechungen durch Lehrerwechsel nach jeder Stunde weg.« Damit die Schüler das lange und lernintensive Arbeiten mit Übungen durchhalten, sind innerhalb einer Doppelstunde zwei Pausen vorgesehen. Auf die Idee für dieses neue Unterrichtsmodell, kam die Oberstudiendirektorin nach der Lektüre einer Studie über Gehirnforschung. Darin wird der Nachweis erbracht, dass das Büffeln umso effektiver ist, je länger die Schüler an der jeweiligen Sache dran bleiben und Zeit haben, das Gelernte durch unmittelbar anschließende Übungen zu vertiefen.

Die Resonanz auf das neue Unterrichtsmodell fiel durchwegs positiv aus: »Sowohl Schüler als auch Lehrer sind deutlich entspannter, da sie im Denk- und Stoffzusammenhang bleiben können.« So einleuchtend diese und andere Methoden klingen – es bedurfte einer immensen Kraftanstrengung, das Kultusministerium von ihrer Effizienz zu überzeugen. In unermüdlichen Sitzungen hat die Haupt-Initiatorin von »Modus 21«, Regina Pötke, versucht, ihren Kollegen und dem Ministerium ihre Idee schmackhaft zu machen. »Viele dachten, dass das nur wieder eines von diesen Projekten ist, die irgendwann im Sande verlaufen«, schildert Pötke.

Doch die Arbeit fruchtete: Das Kultusministerium war von ihren Ideen schließlich so begeistert, dass sie sich sofort an die Umsetzung machte. Mehr noch: Ministerialdirigent Peter Müller, der im Kultusministerium für die Belange der Gymnasien zuständig ist, bezeichnet die bestehenden Schulordnungen inzwischen sogar als »Auslaufmodell«. Sinn der »Schule von morgen« sei es, den Bildungseinrichtungen wesentlich mehr Eigenverantwortung zu überlassen. Rafael Sala

Artikel vom 14.02.2006
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