Auch in der griechischen Weihnachtsbäckerei gibt’s so manche Leckerei

Schwabing · Kala Christougenna!

Der Konditormeister Stylianos Klados ist zur Zeit in seinem Element, denn er bereitet die typischen Süßspeisen für das griechische Weihnachtsfest der griechisch-orthodoxen Allerheiligenkirche zu. 	Foto: ks

Der Konditormeister Stylianos Klados ist zur Zeit in seinem Element, denn er bereitet die typischen Süßspeisen für das griechische Weihnachtsfest der griechisch-orthodoxen Allerheiligenkirche zu. Foto: ks

Schwabing · In der griechisch-orthodoxen Kirche an der Ungererstraße könnte man eine Stecknadel fallen hören. So leise ist es dort. Die einzigen Geräusche kommen aus der Küche im Gemeindehaus. Dort kann man auch schon die Mischung aus Zimt und Honig riechen, denn es sind nur noch wenige Tage bis zum griechischen Weihnachtsfest und Konditormeister Stylianos Klados bereitet die typischen Weihnachtsgebäcke zu.

Malomakarouna und Kourambiedes nennen sich die Süßspeisen die nach den Gottesdiensten zugunsten der Ausmalung der Kirche verkauft werden. Im Inneren der Kirche erklären sogenannte Ikonen die Geschichte Jesus und zahlreicher Heiligen, durch Spenden sollen weitere von ihnen aufgemalt werden.

Zwar arbeitet Klados bereits seit 25 Jahren wegen einer Asthmaerkrankung nicht mehr in seinem Beruf, doch zu Weihnachten steht er bis zu zwölfmal ehrenamtlich am Herd der Gemeinde. Bei Malomakarouna handelt es sich um eine Art Plätzchen, das mit in Honig gewälzten Walnüssen gefüllt ist, bei Kourambiedes handelt es sich um die griechische Variante der bayerischen Vanillekipferl. Gekonnt mischt er Öl, Orangensaft, Zitronensaft, Vanille- und Puderzucker mit gekühltem Mehl: »Das ist das Geheimnis, das Mehl muss kalt sein, sonst kann man den Teig wegschmeißen«, lacht er und gibt augenzwinkernd einen großzügigen Schuss Cognac unter den Teig.

Nach 20 Minuten sind die Köstlichkeiten fertig. Zu guter Letzt gibt es Honig und Walnüsse oben drauf. Zu Weihnachten, das die Griechen am 25. Dezember feiern, schildert eine Ikone direkt über dem Altar, an dem sich die Priester vorbereiten, die Geburt Jesus. Darauf ist Maria stehend abgebildet, da die Griechen glauben, dass sie ihren Sohn ohne Schmerzen geboren hat: »Da wir uns bei jedem Gottesdienst dort vorbereiten, werden wir auch automatisch immer an den Sohn Gottes erinnert«, schildert Pater Apostolos Malamoussis.

An Heiligabend beginnen die Feierlichkeiten mit kleinen Kindern, die von griechischer Haustür zu Haustür ziehen und dabei griechische Volkstexte, so genannte »Kalander«, singen. Dabei tragen sie ein Holzschiff bei sich, das an die Wichtigkeit der Fischerei für die Griechen erinnern soll. Am Morgen des ersten Weihnachtstages hält Pater Malamoussis ein Pontifikalamt: »Als ich noch ein Kind war, begann die Kirche in griechischen Dörfern bereits um fünf Uhr morgens, heute beginnen wir um 8.30 Uhr«, schmunzelt er.

Doch wer in der Kirche einen Weihnachtsbaum erwartet, hat Pech gehabt, obwohl der Brauch des Christbaumes auf die orthodoxe Kirche zurückgeht. Dort wurden bereits im dritten oder vierten Jahrhundert vor Christus geschmückte Bäume in den Kirchen aufgestellt, irgendwann trat dieser Brauch in den Hintergrund und wurde schließlich vor etwa hundert Jahren bei der römisch-katholischen Kirche wiedereingeführt. Vierzig Tage vor Weihnachten beginnt für die Griechen die Fastenzeit. Dabei verzichten sie auf Fleisch und Milchprodukte, lediglich Fisch darf bis zum 17. Dezember gegessen werden. Geschenke gibt es am Ersten Weihnachtsfeiertag nicht, stattdessen wird viel gesungen und getanzt, ganz nach griechischer Manier eben.

Erst am 1. Januar, dem Namenstag des Heiligen Basilius findet die Bescherung statt. Doch auch nur bei den orthodoxen Kirchen die nach dem gregorianischen Kalender leben: »Es gibt auch noch orthodoxe Kirchen, zum Beispiel die russische, die nach dem julianischen Kalender feiern, das sind 13 Tage Differenz«, erklärt Malamoussis. Dann muss er aber schon wieder los, denn für die Kinder des Klenzegymnasiums beginnt der Kindergottesdienst und im hinteren Teil des Gebäudes schiebt Klados singend das letzte Blech in den Ofen. Er wünscht allen »Kala Christougenna«, was zu deutsch: »Frohe Weihnachten« heißt. Kathrin Schubert

Artikel vom 20.12.2005
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