Wie feiern Muslime in Moosach »Weihnachten«? Und wann feiern sie eigentlich?

Moosach · Zwischen zwei Bairams

Im Moosacher Kindergarten in der Gubestraße kommen über 20 verschiedene Nationen zusammen. Dort wird auch Weihnachten gefeiert. Zuhause aber haben die eigenen Traditionen und Bräuche Vorrang. Fotos: AWO-Kindergarten Moosach

Im Moosacher Kindergarten in der Gubestraße kommen über 20 verschiedene Nationen zusammen. Dort wird auch Weihnachten gefeiert. Zuhause aber haben die eigenen Traditionen und Bräuche Vorrang. Fotos: AWO-Kindergarten Moosach

Moosach · Seit Wochen schon ist es nicht zu übersehen: Weihnachten steht vor der Tür. Ein Grund zum Feiern? Nicht für alle Münchner. Viele Nationen, Kulturen und Religionen kommen hier zusammen und für einige haben die christlichen Weihnachtstage keine besondere Bedeutung. Was machen zum Beispiel Muslime vom 24. bis 26. Dezember? Wir haben mit drei Musliminnen in Moosach gesprochen und dabei viel Interessantes erfahren.

Das höchste Fest der Muslime sei der Bairam, erzählt uns eine junge Muslimin, die in Moosach zuhause ist. Der Bairam werde zweimal im Jahr gefeiert: »Einmal nach dem Ramadan und einmal im Januar.« Der Bairam habe keine festen Termine, sondern richte sich nach dem islamischen Kalender. Da dieser jedoch auf dem Mondumlauf basiert, verschiebt sich der Beginn der islamischen Festtage jedes Jahr im Vergleich zum christlichen Kalender. »Der Bairam ist ein Familienfest«, erzählt Lulzime Ahmeti, eine muslimische Kosovo-Albanerin, die seit fast 17 Jahren in Deutschland lebt. »Es gibt Geschenke für die Kinder – meistens Geld«, fährt die Mutter von zwei Kindern fort.

Außerdem gehen die Kinder von Haus zu Haus und sammeln Geld oder Süßigkeiten. Die Männer dagegen spenden etwas für bedürftige Menschen. Der Islam versteht sich als Religion der Menschlichkeit. Daher hat auch die Hilfe für die Mitmenschen eine große Bedeutung für gläubige Muslime. Als solche bezeichnet sich eine weitere in Moosach lebende Muslimin zwar nur bedingt, doch hat sie ihre eigenen Ideale, die sich mit dem Islam und der Bedeutung des Bairam vereinen lassen: »Ich glaube an Wahrheit und Ehrlichkeit, an das, was richtig ist.« Der Grund liegt darin, dass sie Alevitin ist. Das Alevitentum hat sich aus dem Islam heraus entwickelt, wird heute jedoch als eigene religiöse Gemeinschaft betrachtet. Als Mutter von zwei Kindern wird sie von den beiden gerade in der Adventszeit gefragt, warum die Familie denn keinen Tannenbaum habe. »Dann erkläre ich es ihnen. Und ich erkläre ihnen die Grundsätze unseres Glaubens«, sagt sie. Da gibt es nunmal keinen Weihnachtsbaum – aber den gab es ja zur Geburt Jesu, die die Christen jetzt feiern, auch nicht. Trotzdem soll das Auge verwöhnt werden. Das heißt: Die Wohnung wird speziell für den Bairam tipptopp hergerichtet, ebenso wird die Festtagskleidung angelegt – so ist es auch zum Weihnachtsfest die Regel.

Zu Weihnachten feiern Muslime nicht. »Das ist für uns ein ganz normaler Tag«, erklärt Lulzime Ahmeti. Nur dass in Deutschland lebende Muslime eben auch frei haben. Die freie Zeit werde zum Beispiel für einen Ausflug genutzt. »Wir unternehmen was mit den Kindern«, erzählt sie. Anstrengend wird das nicht, dafür aber die Vorbereitungen für den Bairam, der bald ansteht. Doch für die Mütter der Familien macht sich die Arbeit bezahlt, denn: »Am Ende werden die Frauen groß belohnt.« Das ist nur fair, oder? C. Clever-Rott

Artikel vom 20.12.2005
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