Moosacher haben zwei Jahre um Briefkasten gekämpft – jetzt steht er wieder

Moosach · Die Post lenkt endlich ein

Der Briefkasten ist wieder da – das ist doch eine kleine Feier wert! Mechthilde Löffelmann (li. am Briefkasten), Helmut Hörfurtner, Heike Klatt (beide vom ASZ, li. hinten) und einige Moosacher freuen sich darüber. Foto: cr

Der Briefkasten ist wieder da – das ist doch eine kleine Feier wert! Mechthilde Löffelmann (li. am Briefkasten), Helmut Hörfurtner, Heike Klatt (beide vom ASZ, li. hinten) und einige Moosacher freuen sich darüber. Foto: cr

Moosach · Die Deutsche Post AG hat sich im zweieinhalb Jahre dauernden Tauziehen um den Briefkasten in der Hugo-Troendle-Straße geschlagen gegeben: Der Briefkasten ist wieder da. Jetzt steht er zwar auf der anderen Straßenseite (direkt bei der Heilig-Geist-Kirche), aber das ist den Moosachern aus dem Bereich Troendle-/Dachauer Straße egal. Sie haben ihren Briefkasten wieder, um den sie so lange gekämpft haben.

Dabei sah es lange Zeit so aus, als wären alle Bemühungen des Alten- und Service-Zentrums (ASZ) in der anliegenden Gubestraße und der Moosacher Seniorenbeirätin Mechthilde Löffelmann vergebens. Denn nachdem der Briefkasten im April 2003 abgebaut worden war, hatte sich Löffelmann direkt an die Post AG gewandt. Umgehend erhielt sie ein (Standard-)Schreiben, dass sich der nächste Briefkasten am Altenheim in der Hugo-Troendle-Straße befinde. »Das hab’ ich vorher auch schon gewusst«, so die lakonische Antwort Löffelmanns.

Auf eine weitere Anfrage habe sie dann keine Antwort mehr erhalten. »Das war eine richtige Enttäuschung«, klagt die Seniorenbeirätin über das Verhalten der Post. Doch der gelbe Riese, der jetzt klein beigegeben hat, wollte womöglich ausprobieren, wer den längeren Atem hat – und hat nicht mit der Hartnäckigkeit der Moosacher gerechnet.

Das ASZ und Mechthilde Löffelmann haben Unterschriften gesammelt und schriftlich erklärt, warum der Briefkasten am Altenheim nicht ausreicht. Für manche Menschen, die sich nur im Rollstuhl fortbewegen können – die ja auch Postkunden sind – sei der Einwurf des Briefkastens wegen eines Vorbaus nicht erreichbar gewesen. Der nächste Briefkasten am Kiosk zur Dachauer Straße hin war verschwunden, der Weg zur Moosacher Post unzumutbar weit und vor allem durch die U-Bahn-Baustelle nochmals erschwert worden.

Der erste Versuch, auf politischem Wege die Wiederaufstellung des Briefkastens zu erreichen, scheiterte bereits im Mai 2003. Damals erhielt der Moosacher Bezirksausschuss ein Antwortschreiben, dass sich der nächste Briefkasten eben beim Altenheim befinde. Zu der Situation und dem Bedarf, den die Moosacher ganz offensichtlich haben, verlor die Post AG kein Wort, jedenfalls nicht schriftlich.

Im August sprach Löffelmann schließlich den Bundestagsabgeordneten Johannes Singhammer an, nachdem ähnliche Vorstöße bei dessen Kollegen Axel Berg und der Stadträtin Diana Stachowitz, nach Aussage von Löffelmann, erfolglos geblieben seien. Am 12. September habe Singhammer sich mit der Post AG in Verbindung gesetzt, nur drei Tage später sei der Briefkasten an seinem jetzigen Standort installiert worden.

Das war für einige Moosacher und das ASZ eine kleine Feier wert. Sie trafen sich am Briefkasten und stießen auf ihren unerwarteten und wirklich hart erkämpften Erfolg an, nachdem sie sich von der Post regelrecht ignoriert gefühlt hatten.

»Viele haben mich inzwischen angesprochen und gesagt, dass sie sich über den neuen Briefkasten freuen«, erzählt Mechthilde Löffelmann im Gespräch mit dem Moosacher Anzeiger. »Das ist ein Erfolg, der gut tut.« Dabei besteht sie darauf, dass dieser Erfolg auf dem gemeinsamen Kampf mit dem ASZ und den Moosacher Bürgern beruhe. So meint Heike Klatt vom ASZ: »Eigentlich gab es kaum eine Chance, den Briefkasten wiederzubekommen. Aber wir haben gesagt: Wir bleiben hartnäckig, weil es einfach Unsinn war, den Briefkasten abzubauen. Es ist für uns alle hier ein absoluter Triumph und wir sind total erleichtert, dass es geklappt hat.« Gleichzeitig hofft Klatt, dass das Vorgehen der Moosacher als gutes Beispiel dienen sollte, nicht zu schnell aufzugeben.

Der Dank der Moosacher richtet sich daher auch vielmehr an die Initiatoren der Aktion und weniger an die Deutsche Post. »Ich finde es toll, dass der Seniorenbeirat und das ASZ das gemacht haben«, meint Margret Dietmann aus der Hugo-Troendle-Straße. Sie ist selbst auf den Rollstuhl angewiesen und legt den Weg zur Dachauer Straße aus mehreren Gründen regelmäßig zurück. Es war ihr immer eine große Hilfe, für ihre Post keinen Extraweg machen zu müssen. Jetzt kann sie diesen Vorteil wieder nutzen.

Worauf alle Beteiligten immer wieder hinweisen: Die Post hat mit dem Abbau des Briefkastens gegen keinerlei Vorschriften oder Gesetze verstoßen. Der Briefkasten sei nun aus »Kulanzgründen«, wie Postsprecher Gert Hilger sagt, wieder aufgestellt worden – auf Initiative des Seniorenbeirats. »Da war eine Dame sehr aktiv«, berichtet er und sagt, dass die Post AG auf mehrere Briefe von ihr auch mehrmals konkret geantwortet hätte, was besagte Dame nicht bestätigen kann.

Das Beispiel in Moosach zeigt, dass man eben nicht einfach von oben her entscheiden kann, welchen Briefkasten man braucht und welchen nicht. Das steuern die Kunden unbewusst und das kann auch die Deutsche Post AG nicht einfach so ignorieren. Und wenn der freundliche Postbote in Moosach gegenüber Mechthilde Löffelmann skeptisch äußert: »Hoffentlich wird der Briefkasten auch genutzt«, dann bekommt er zur Antwort ein freundliches, aber bestimmtes: »Dafür werde ich schon sorgen!« Carsten Clever-Rott

Artikel vom 22.09.2005
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