Jeder Schritt ein Stück Geschichte – Rundgang durch das Biermuseum

Zentrum · Plastikkäse und Blasmusik

Bei einem Bier lässt sich der Feierabend eben besser genießen, das wissen die Münchner schon seit vielen Jahren. 	Foto: Archiv

Bei einem Bier lässt sich der Feierabend eben besser genießen, das wissen die Münchner schon seit vielen Jahren. Foto: Archiv

Zentrum · Gerade noch pünktlich zur Wiesn wurde es fertig: das erste Münchner Bier- und Oktoberfestmuseum. Eigentlich bestehe die Idee hierfür schon seit über vierzig Jahren, so heißt es. Vergangene Woche wurde die Dauerausstellung nun der Öffentlichkeit präsentiert. Untergebracht ist sie in einem der ältesten Bürgerhäuser Münchens nahe des Tals.

Erbaut in der Sterneckerstraße 2 nach dem großen Münchner Stadtbrand von 1327, der ein Drittel der damaligen Stadt vernichtete. Daraufhin hat Kaiser Ludwig der Bayer die Stadterweiterung befohlen.

Seit 1985 stand das Haus leer – bis es die Edith-Haberland-Wagner-Stiftung erwarb und behutsam, aber aufwendig restaurieren ließ. So ist das alte Gemäuer auch ohne Exponate ein Museum für sich: die Räume sind so niedrig, dass man manchmal fast den Kopf einziehen muss – bei jedem Schritt merkt man das erhabene Alter des Gebäudes, kann sich vorstellen, wie es gewesen sein muss, im München des 14. Jahrhunderts zu leben. Erhalten blieb auch die in München einst übliche »Himmelsleiter«, eine Treppe, die steil und schnurstracks vom Parterre bis unters Dach führt. Absolutes Schmuckstück aber ist das bestens erhaltene Gewölbe im Tiefparterre: Angelehnt an die römische Bauweise wurde hier mit Streifenmauerwerktechnik gearbeitet, einem Wechsel von Ziegelschicht und Kies. Der Kies freilich wurde einst von der so nahen Isar herbefördert.

In jenem historischen Gewölbe ist das Herzstück des Museums untergebracht: das Bierstüberl. Dort können sich die Besucher entweder für den Rundgang stärken oder auch erholen. Dabei ist der ausgiebige Bummel nicht besonders anstrengend – nur die fast labyrinthartige Architektur samt häufigem Treppauf und Treppab sorgt für etwas Mühe. Die Fülle der Exponate dagegen macht einem kaum zu schaffen, eher spärlich ist die Ausstellung. Die Betreiber rechtfertigen das mit der Platznot in den kleinen Räumen: Jede Aussage müsse knapp auf den Punkt gebracht werden. Ein einziges Exponat müsse so oft einen komplexen Aspekt darstellen.

Die Exponate, vor allem von der Augustinerbrauerei und dem Verein »Münchner Oktoberfestmuseum« zusammengetragen, zeigen etwa, wie es den Brauern der Stadt seinerzeit gelang, ihrem Bier zu Weltruhm zu verhelfen. Ende des 19. Jahrhunderts war es, als einige Brauereien Wissenschaft und Technik in ihr Handwerk einführten. Am bedeutsamsten war die Erfindung der Kühltechnik, die es ermöglichte, Bier zu jeder Jahreszeit zu brauen und zu lagern. So steht im Museum etwa ein Modell einer Kühlanlage aus dieser Zeit. Sonst gibt es viel Folklore, Plastik-Emmentaler und Blasmusik aus Lautsprechern, die das Oktoberfest versinnbildlichen.

Die Brauerdynastien werden mit Portraits gewürdigt, und eine stattliche Masskrugsammlung macht schließlich Lust auf das Stüberl neben dem Ausgang. Das Museum hat von Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Florian Falterer

Artikel vom 15.09.2005
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