St. Anna im Lehel finanziert sich durch planungsrechtliche Umwidmung

Zentrum · Der Trick für das Kloster

Die Klosterkirche St. Anna, ein bedeutendes Frühwerk Johann M. Fischers, gilt als die erste Rokokokirche Altbayerns.	Foto: nan

Die Klosterkirche St. Anna, ein bedeutendes Frühwerk Johann M. Fischers, gilt als die erste Rokokokirche Altbayerns. Foto: nan

Zentrum · Das Franziskanerkloster St. Anna im Lehel, bekannt für sein soziales Engagement, ist akut vom Verfall bedroht. »Einige Millionen Euro« müsse man in die Renovierung stecken, schätzt Guardian Pater Johannes.

Ein kleiner irdischer Trick könnte dem Gotteshaus den nötigen Geldsegen bescheren: Die Stadt wird vermutlich Teile des Klosters von der »Gemeinbedarfsfestsetzung« erlösen; jene müssen in diesem Fall nicht mehr ausschließlich klösterlichen Zwecken dienen, sondern können gewinnbringend als Wohnfläche verpachtet werden. Die Kloster-Renovierung wäre über die Einnahmen aus solchen Immobiliengeschäften finanzierbar.

Der heutige Klosterkomplex geht im Grunde auf das Jahr 1910 zurück. Im Jahre 1827 haben die Franziskaner auf Wunsch König Ludwigs I. die Seelsorge im Lehel übernommen. Stück für Stück wurden im Laufe der Zeit weitere Gebäude um die barocke Klosterkirche errichtet. »Im Krieg aber wurden die Gebäude stark zerstört«, erzählt Pater Johannes. »Danach konnten sie nur notdürftig wieder aufgebaut werden.« Daher müsse es endlich »von Grund auf« renoviert werden, angefangen bei Streicharbeiten, über die Installation zeitgemäßer Technik, hin zu Abriss und Neubau des Konventgebäudes. Weil außerdem die Anzahl der Ordensbrüder in Bayern gesunken sei, soll der Orden umstrukturiert und die Gebäudenutzung optimiert werden; lediglich 20 Brüder leben noch im Lehel.

Seit einiger Zeit stehen Teile des Westflügels, etwa das Anwesen an der Seitzstraße 6, überwiegend leer. Die übrigen Flächen dienen Studenten und Klosterbesuchern als Bleibe. »Auf diese Teile können wir am ehesten verzichten«, sagt Pater Johannes. Ein Investor habe sich auch schon gefunden, der das Anwesen in Erbpacht nehmen will. »Er möchte hier Wohnungen bauen«, verrät der Kloster-Oberste.

Die Einnahmen aus der Erbpacht würden die Renovierung Zug um Zug ermöglichen. Außerdem hofft Pater Johannes auf weitere Finanzspritzen – durch den Staat und andere Förderer beispielsweise. »Die Renovierung dient auch der Allgemeinheit: Teilweise stehen die Klostergebäude unter Denkmalschutz.«

Die Stadt hat, so Planungsreferats-Sprecher Thorsten Vogel, der Umwidmung von »Gemeinbedarf Franziskanerkloster« auf »Gewerbliche Nutzung« bereits »bis auf Weiteres« zugestimmt: Falls keine Gegenstimmen aus dem Stadtrat auftauchen, sollte die rechtsverbindliche Entscheidung schon bald gefällt sein. Dann würde nicht nur der Finanzierung der Renovierung, sondern auch dem Fortbestand der Seelsorge in der Pfarrei nichts mehr im Wege stehen.

Artikel vom 18.08.2005
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