Münchner Verkehrspuppentheater zeigt Grundschulkindern richtiges Verhalten

Ramersdorf · Besuch aus dem All

Günther Fenk mit Eddie, dem Eisbär, und Peter Beck mit dem singenden Schwein, das zur Freude der Kinder gern mal den Sommerhit 2004 »Dragostea din tei« zum Besten gibt (v.li.).Foto: pa

Günther Fenk mit Eddie, dem Eisbär, und Peter Beck mit dem singenden Schwein, das zur Freude der Kinder gern mal den Sommerhit 2004 »Dragostea din tei« zum Besten gibt (v.li.).Foto: pa

Ramersdorf · Schon mal zwei Außerirdische mit den ungewöhnlichen Namen »Hicks« und »Blubb« gesehen, die mit »Space-Boards« durch München düsen? Für die Münchner Polizei sind diese beiden Wesen vom Planet »Oreganus« jedenfalls keine Unbekannten.

»Hicks« und »Blubb« sind aber keine gesuchten Kleinganoven, sondern Bestandteil des »Verkehrspuppentheaters«, das regelmäßig vor Münchner Grundschülern bei der Bereitschaftspolizei in der Rosenheimer Straße 130 aufgeführt wird. Und das nicht nur zum Spaß!

»Wir wollen den Kindern witzig, aber nachhaltig die Gefahren auf den Straßen näher bringen«, erklärt Martin Cornils, Leiter der Jugendverkehrsschule. »Deshalb arbeiten wir direkt mit den Kindern, das heißt mit den Puppen auf der Bühne und mit den ›echten‹ Polizisten vor der Bühne«, so Cornils weiter.

Gegründet wurde das Verkehrspuppentheater Mitte der 60er Jahre, da die Zahl unfallbeteiligter Kinder in München alarmierend gestiegen war. So wurde der Münchner Verkehrskasperl geboren. Die Bühne passte sich dann dem Wandel der Zeit an und wurde vom Kasperltheater zur Präventionsbühne: So verschwand vor acht Jahren der Verkehrskasperl auf mysteriöse Weise bei seinem Surf-Urlaub auf Hawaii. Damit war die Bühne frei für neue Hauptdarsteller, wie Eddie, der feige, aber kuschelige Eisbär.

Norbert Fuchs, Alfred Hübner, Günther Fenk und Peter Beck erwecken Eddie, Hicks und Co. zum Leben. Die Vier schreiben außerdem die Texte zu den ausgedachten Geschichten selbst. Jedes Jahr entsteht so ein neues Theaterstück. Und das mit einfachsten, aber effektiven Zutaten: Da wird ein alter Boxhandschuh zu einem kleinen »Schläger-Bösewicht« und wenn richtige Puppen benötigt werden, damit sie den echten Polizisten möglichst ähnlich sind, wird in Dresden angerufen.

Dort gibt es nämlich eine spezielle Puppenmanufaktur, die für die Polizei Puppen nach exakten Vorlagen herstellt. Tagtäglich finden zwei Vorstellungen statt, auch in den Schulen der Stadt und im Landkreis – kostenlos versteht sich. Somit erreicht die Jugendverkehrsschule knapp 50.000 Kinder pro Schuljahr und ist nicht mehr weit vom zweimillionsten Zuschauer entfernt. Zur Zeit ist die Verkehrspolizei mit dem Stück »Besuch aus dem All« auf Tour, darin werden neben Gefahren im Straßenverkehr auch die Gefahren bei Schlägereien oder das Mitgehen von Kindern mit fremden Personen gezeigt.

Die Botschaft kommt an, trotz der ganzen Gaudi, das ist in den glänzenden Augen der Kinder zu sehen, die begeistert und mit großer Aufmerksamkeit die Vorführungen verfolgen, darunter vor kurzem auch Kids aus der Grundschule an der Balanstraße. Tatsächlich scheinen die Theatervorstellungen bei den kleinen Zuhörern im Gedächtnis zu bleiben. Im Jahr 2003 und 2004 ist laut Polizeistatistik jedenfalls kein einziges Kind auf den Münchner Schulwegen tödlich verunglückt. Aline Paleduhn

Artikel vom 05.07.2005
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