Moosacher Familien leiden unter Wahnvorstellungen ihrer Nachbarin

Moosach · Wann ist der Terror vorbei?

Pamela T. und ihre Nachbarn wollen den Terror aus dem dritten Stock nicht länger hinnehmen.	Foto: cr

Pamela T. und ihre Nachbarn wollen den Terror aus dem dritten Stock nicht länger hinnehmen. Foto: cr

Moosach · »Ich bin mit den Nerven am Ende, ich habe Angst.« Die Verzweiflung ist Pamela T. aus Moosach anzusehen. Sie wohnt in einem Mehrfamilienhaus in Moosach und leidet unter ihrer Nachbarin, die über ihr wohnt.

Als eine junge Familie vor drei Jahren in dem Haus eingezogen ist, war das für Frau T. völlig normal. Doch nach zwei Monaten, im Mai 2002, ging der Terror los. »Auf einmal läutete es Sturm und der Türspion wurde von außen zugehalten«, erzählt Pamela T. Als sie die Tür öffnete, stand die Nachbarin von oben vor ihr und behauptete aus der Wohnung der Familie T. drängen Strahlen nach oben, durch die ihr Kind krank werde. Der Vorfall ereignete sich nochmals, allerdings ging die Nachbarin Frau T. da an den Hals und schob sie rückwärts durch den ganzen Wohnungsflur. Danach war die Polizei das erste Mal im Haus.

Inzwischen ist die junge Mutter mehrmals im Bezirkskrankenhaus gewesen. »Danach geht’s wieder für eine Zeit, aber dann fängt der Terror wieder an«, schildert Frau T.

Der Höhepunkt ereignete sich Ende Juli 2004, als die Nachbarin die Wohnungstür der Familie T. mit heißem Öl beschädigte. Regelmäßig höre man Schreien und Poltern aus der Wohnung im dritten Stock, Gegenstände wie Bierflaschen, Teller und Zigaretten würden aus den Fenstern fliegen, sowohl zur Straße hin, als auch in die kleinen Gärten der Nachbarn im Erdgeschoss. Doch eine Zivilklage hat wenig Aussicht auf Erfolg. Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren eingestellt, nachdem ein Gutachten aus dem Jahr 2002 der Nachbarin bescheinigte, dass sie krank sei und infolge dessen zeitweise ihren Willen nicht frei bestimmen könne. Daher könne nicht ausgeschlossen werden, dass sie zum Zeitpunkt der Tat schuldunfähig gewesen sei.

Dennoch kann und will die Familie T. so nicht weiterleben. »Ich traue mich nicht mehr alleine in den Keller. Da hat sie mir auch schon aufgelauert«, erzählt Pamela T. Die anderen Nachbarn finden es grotesk, dass die Frau weiter dort wohnen darf. Sie haben Angst um ihre Kinder. Einige Nachbarn erzählen, dass Gegenstände schon knapp an ihren Köpfen vorbei zu Boden gefallen seien.

Auch Sibylle Färber, Geschäftsführerin des Mietervereins München, sagt: »Da muss man was tun.« Zuständig sei der Vermieter, in diesem Fall die GEWOFAG, die gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG der Landeshauptstadt. Der zuständigen Sachbearbeiterin sei der Fall zugetragen worden, und sie habe sich auch damit beschäftigt. Doch bislang sei außer einer Abmahnung für die Nachbarin und der Bitte an Frau T., über die Vorfälle Protokoll zu führen, nichts geschehen.

»Es ist eine schwierige Angelegenheit für uns«, sagt Marco Offenheim, Leiter des Bereichs Mieterbetreuung bei der GEWOFAG. »Wir können nur im Bereich des Mietrechts tätig werden«, erklärt er das, aus Sicht der betroffenen Mieter, zögerliche Verhalten der GEWOFAG. Als letzte Konsequenz – wenn gar nichts anderes mehr helfe – sei auch eine Kündigung möglich. »Aber da müssen wir sehr vorsichtig sein«, betont Offenheim. Die GEWOFAG setze auf den sozialpädagogischen Weg, behalte sich aber auch den Rechtsweg vor, jedoch: »Wir müssen unsere Hausaufgaben ganz genau machen.«

Wenn der Vermieter nichts machen könne, so Sibylle Färber, dann habe die Familie T. die Möglichkeit, beim Amtsgericht einen Antrag auf einen Vormund, einen Aufpasser, für die Nachbarin zu stellen. »Das kann prinzipiell jeder machen«, so Färber. Familie T. ist am ärgsten von den offensichtlichen Wahnvorstellungen der Nachbarin betroffen. Die Familie will nur noch eines: wieder wie früher in Ruhe und Frieden mit den Nachbarn in Moosach leben. »Aber mit dieser Frau ist das nicht mehr möglich«, sagt Pamela T. und hofft, dass das Kapitel bald abgeschlossen ist. Carsten Clever-Rott

Artikel vom 01.06.2005
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