Bezirksausschuss Altstadt-Lehel fühlt sich vom Planungsreferat überrumpelt

Lehel · Stillstand bei Wohnungen

Flächen beim St.-Anna-Kloster: Der BA fordert einen Mix aus Wohnen und Gewerbe.	Foto: maho

Flächen beim St.-Anna-Kloster: Der BA fordert einen Mix aus Wohnen und Gewerbe. Foto: maho

Lehel · Seit Jahren klagen die Kommunalpolitiker, dass es im Lehel an der nötigen Balance zwischen Wohn- und Gewerbefläche mangelt. Umso mehr verwundert es den Bezirksausschuss Altstadt-Lehel (BA 1), dass die Stadt erneut die Gewichte auf der falsche Seite der Waage platziert: Das Planungsreferat nämlich wies kürzlich die Fläche am Karl-Scharnagl-Ring beim St.-Anna-Kloster als Kerngebiet aus, das heißt: als Fläche für Büro-, Gewerbe- und Verwaltungsgebäude.

Der Bezirksausschuss, der in dieser Angelegenheit über kein formelles Mitspracherecht verfügt, wurde nach eigenen Angaben von dieser Entscheidung überrumpelt: BA-Chef Wolfgang Püschel (SPD) beklagt, dass er erst eineinhalb Wochen vor der Ausweisung über die Pläne informiert wurde: »Für mich ist das eine Beschneidung der Informationsrechtsrechte des Ausschusses.«

Im »Rush-Hour-Verfahren« hatten sich die Stadtteilpolitiker eine Meinung bilden müssen, die jedoch eindeutig ausfiel: Der BA drängte darauf, die Fläche als Mischgebiet mit dem Schwerpunkt auf Wohnnutzung auszuweisen – vergeblich.

»Wohnungen wären an dieser Stelle wenig sinnvoll«, verteidigt Birgit Gessner, Sprecherin des Planungsreferats, die Vorgehensweise ihres Hauses. Ein Gutachten habe ergeben, dass die Lärmbelastung am viel befahrenen Karl-Scharnagl-Ring zu stark für potenzielle Mieter sei: Nur bei extremem Lärmschutz könnten überhaupt Wohnungen hochgezogen werden, außerdem müssten Terrassen und Balkone direkt in Richtung der belebten Straße errichtet werden: »Eine gewerbliche Nutzung der Fläche ist daher die beste Lösung.«

Das Lärmargument jedoch lassen die BA-Mitglieder nicht gelten: Die jüngere Vergangenheit habe gezeigt, dass attraktive Wohngebiete auch an viel befahrenen Straßen entstehen könnten. Die CSU-Fraktion verwies auf die Fürstenrieder Straße. An potenziellen Mietern und Grundeigentümern für den Karl-Scharnagl-Ring wäre nach Püschels Einschätzung kein Mangel: Es sei unverständlich, dass das Planungsreferat dieser Lesart nicht folge, »gerade wenn man bedenkt, wie viele Gewerbeflächen in München leer stehen.« Bei der Wohnnutzung herrsche dagegen gerade im Lehel »Stillstand«.

Der endgültige Beschluss des Stadtrats steht in dieser Frage noch aus. Er hat jedoch kürzlich eine entsprechende Änderung des Flächennutzungsplans abgesegnet, weshalb nicht zu erwarten ist, dass er dem Planungsreferat Steine in den Weg legt.

Der Bezirksausschuss bemüht sich deshalb schon jetzt um Schadensbegrenzung: Sämtliche Mitglieder des Gremiums stellten sich hinter einen Antrag der CSU-Fraktion aus der Feder von Wolfgang Neumer, der fordert, die unteren Etagen des geplanten Gebäudekomplexes für Supermärkte, Restaurants und andere Vergnügungsstätten zu öffnen. So könne das umstrittene Gebiet zumindest einen kleinen Beitrag zu einem »funktionierenden Stadtviertel« leisten.

Artikel vom 18.05.2005
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