Lokalmatador Florian Süssmayr im Haus der Kunst

Lehel · Ölschinken mit Haltung

Lehel · Es ist der Glamour der Stehausschänke und Umkleidekabinen, der gerade die ehemalige Ehrenhalle des Haus der Kunst in der Prinzregentenstraße erfüllt (bis 1. Mai zu sehen). »Bilder für deutsche Museen« hat der Münchner Maler Florian Süssmayr nicht ohne Ironie die Ausstellung seiner Werke genannt.

Es ist seine erste Präsentation in einer öffentlichen Kulturinstitution, zuvor stellte er etwa im Hauptbahnhof und in einem weitläufigen, leeren Shoppingareal, dem Bayerforum, aus.

Ironie fehlt den monumentalen Gemälden vollkommen und ist auch nicht gewollt. Süssmayrs Bilder rücken Alltägliches, oftmals Nebensächliches in den Fokus der Betrachtung: Seine Geburtsstadt München, ihre Kneipen und Graffitis, und die Leidenschaft, die er mit seinen Freunden für Punk und Fußball teilt. Das Ergebnis ist die illustrierte Autobiografie des Künstlers.

Die nüchterne und außergewöhnliche Exaktheit der gemalten Szenerien ähnelt dem Bericht eines Augenzeugen oder dem Blick eines Fotojournalisten. Ebenso die repetitiven, nahezu amtlich genauen Titel der Arbeiten, wie »Bahnhof Freising«, »Öffnungszeiten« oder »Hofbräuhaus, Tisch 5«. Süssmayr lässt nichts weg, sondern malt das, was er vorfindet. Jedenfalls scheint er damit einen Nerv getroffen zu haben: Süssmayr gilt als neue frische Kunstentdeckung mit einem Kult- und Starstatus, der aber so gar nicht von ihm beabsichtigt war und ist.

Der 42-Jährige, der seine Wurzeln in der lokalen politisch-künstlerischen Subkultur der frühen 80er Jahre rund um das Münchner Werkstattkino und der Punk-Bewegung »Freizeit 81« hat, nennt so unterschiedliche Persönlichkeiten wie seinen Großvater Josef Süssmayr, Adolph Menzel, Kenneth Anger, Otto Mühl, Nan Goldin und die Ramones als Quellen der Inspiration. Hauptsächlich arbeitet er in Öl auf Leinwand und Hartfaserplatte und benutzt dabei grafische Techniken wie z. B. die Frottage nach Max Ernst. »Die Themen sind einfach, vielleicht unfreundlich; sie zeigen eine bestimmte Haltung.

Skepsis, Distanz«, sagt Süssmayr. »Es ist eher etwas Düsteres, Aggressives, das sich breit macht. Und es geht um Alltäglichkeiten. Die meisten Motive sind unspektakulär, sie drängen sich auf.« Michaela Schmid

Artikel vom 03.03.2005
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