Altarübermalung in Pfarrei St. Raphael

Moosach · Besonderes »Fastentuch«

Das Altarbild von St. Raphael hat Ulrich Schäfert »übermalt«.	Foto: Privat

Das Altarbild von St. Raphael hat Ulrich Schäfert »übermalt«. Foto: Privat

Moosach · Ein Fastentuch der besonderen Art ist derzeit in der Münchner Pfarrkirche St. Raphael zu besichtigen. Der Flügelaltar der Kirche, gemalt von Albert Burkart 1934/1966, der das Leiden und die Auferstehung Jesu Christi zeigt, wurde mit durchsichtigen Plastikplatten überdeckt, auf denen ein in den Farben Violett, Schwarz und Weiß gehaltenes Gemälde zu sehen ist.

Die Übermalung lässt manche Einzelheiten der darunter liegenden Altarbilder durchscheinen und überdeckt andere durch ganz neue Motive. Dominiert wird der Gesamteindruck von einer schwarzen Sonne, Symbol für die Dunkelheit von Christi Leiden und Tod.

Die Übermalung stammt vom Pastoralassistenten der Kirche, Ulrich Schäfert, der die Aktion zugleich mit einer Fragebogenaktion begleitet um sie für wissenschaftliche Zwecke auszuwerten. Die Inspiration zur Altarübermalung hat Schäfert von zwei Seiten bekommen. Einerseits möchte er an die Tradition des Hunger- bzw. Fastentuchs anknüpfen, der zufolge bereits vor über 1000 Jahren die Altarbilder katholischer Kirchen in der Fastenzeit mit schwarzen oder violetten Tüchern abgedeckt wurden. Andererseits ließ er sich vom Wiener Künstler Arnulf Rainer inspirieren, der sich in Übermalungen mit Bildern der Kunstgeschichte und besonders mit christlichen Motiven auseinandersetzt.

Einige Werke Rainers sind in der Münchner Pinakothek der Moderne zu sehen.Schäfert, der auch gelernter Kirchenmaler ist, möchte durch die Aktion zur persönlichen Auseinandersetzung mit dem Altar und seiner Übermalung einladen.

Er stellte in seiner begleitenden Predigt die Verbindung mit einer Aussage des Apostels Paulus im 1. Brief an die Korinther, »eine Zeit des Zweifels und der Verdunklung, in der Gewissheiten plötzlich fragwürdig werden«, so Schäfert. Fragwürdig wird durch die Aktion auch das scheinbar so vertraute Altarbild. »Was war noch mal auf dem rechten Seitenflügel zu sehen?«, fragte sich manch einer, als er Schäferts Fragebogen ausfüllte. Begrüßt haben die Kirchgänger die Aktion dennoch.

Die Alterübermalung ist noch bis Ostersonntag zu sehen. Ab Gründonnerstag wird der Altar stückweise enthüllt. Im Gottesdienst zur Osternacht erscheint dann wieder vollständig das ursprüngliche Altarbild mit dem auferstandenen Christus im Mittelpunkt.

Artikel vom 24.02.2005
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