Malerei und Maltechnik im späten Mittelalter

Mit Polack ins Jahr 1500

Ein Altarbild des Münchner Stadtmalers Jan Polack um 1500.	Foto: Bayerisches Nationalmuseum

Ein Altarbild des Münchner Stadtmalers Jan Polack um 1500. Foto: Bayerisches Nationalmuseum

Lehel · Das Bayerische Nationalmuseum beherbergt seit fast 150 Jahren die bedeutendste Werkgruppe des Münchner Stadtmalers Jan Polack. Der Künstler stattete um 1500 die Kirchen der Stadt mit Retabeln von bis dahin unbekannter Größe aus, entsprechend umfangreich muss die Zahl der Mitarbeiter seiner Werkstatt gewesen sein.

Um mehr Klarheit über die Entstehungsprozesse der Gemälde zu gewinnen, hat Prof. Dr. Ingo Sandner (Fachhochschule Köln) eine Reihe Polack zugeschriebener Werke untersucht und mit Infrarottechnik die vorbereitenden Unterzeichnungen unter der Malschicht sichtbar gemacht.

Besonders interessante Ergebnisse ergaben sich im Bayerischen Nationalmuseum, in dessen Kirchensaal einige der anspruchsvollsten Arbeiten der Werkstatt ausgestellt sind: Die Tafeln des Münchner Franziskaner- und des Peterskirchenaltars.

In Zusammenarbeit mit dem Freisinger Diözesanmuseum und parallel zu dessen Polack-Ausstellung werden drei Monate lang Aufnahmen der Unterzeichnung in Originalgröße Seite an Seite neben den Gemälden präsentiert.

Sie laden den Museumsbesucher ein, selbst die Handschrift von Zeichner und Maler zu vergleichen, den Veränderungen zwischen Entwurf und Ausführung nachzuspüren und damit den sonst verborgenen Prozess der Entstehung eines spätmittelalterlichen Tafelgemäldes in faszinierender Weise nachzuvollziehen. Gleichzeitig werden die vor 200 bzw. sogar schon vor über 350 Jahren abgebauten Retabel fotografisch im Bild rekonstruiert.

Erstmals ist eine der beidseitig bemalten Tafeln des Petersaltars frei aufgestellt, und der »Gottvater« von Polacks Weggefährten Erasmus Grasser kehrt nach zwei Jahrzehnten in den Kirchensaal zurück. Sowohl für den Fachmann als auch für den Laien verspricht die Präsentation wertvolle neue Aufschlüsse über eine der fruchtbarsten Blüteperioden Münchner Kunst.

Artikel vom 28.10.2004
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