Aktuelle Pläne des Baureferats zur innerstädtischen Fluss-Renaturierung

Häppchen-Lösung für Isar

Weniger gerade und im Betonkorsett, sondern ähnlich den bereits renaturierten Abschnitten: so soll der innerstädtische Isarraum aussehen.	Fotos:03münchen

Weniger gerade und im Betonkorsett, sondern ähnlich den bereits renaturierten Abschnitten: so soll der innerstädtische Isarraum aussehen. Fotos:03münchen

Au-Haidhausen · Aufgeheizte Stimmung, wegen Überfüllung geschlossen – Scharen an Auern und Haidhausern hat das Thema Isar-Plan schon mobilisiert. Überschaubar und ruhig dagegen verlief die Einwohnerversammlung vergangene Woche, in der das Baureferat vor etwa 50 Stadtteilbewohnern die aktuellen Planungen und einen Kompromiss präsentierte: die Gestaltung des innerstädtischen Isarabschnitts, aufgeteilt in drei Teile.

Bekanntlich hatte es Streit gegeben um die Vergabe des Auftrags zur Renaturierung der Isar zwischen Braunauer Eisenbahnbrücke und Corneliuswehr. Der erste Preisträger war bei allen fünf betroffenen Bezirksausschüssen und den meisten Bürgern auf wenig Gegenliebe gestoßen. Deren Favorit war der zweitplatzierte, naturnähere Entwurf.

Die Häppchen-Lösung will nun beide Preisträger unter einen Hut bringen, um Rechtsstreitigkeiten mit den prämierten Architekten zu vermeiden. Der erste Abschnitt soll von der Braunauer Eisenbahnbrücke bis zur Wittelsbacher Brücke reichen, der zweite von dort bis kurz vor die Reichenbachbrücke und der dritte Teil bis zur Einmündung in die Kleine Isar. Im ersten Abschnitt, bei Erst- und Zweitplaziertem fast identisch, soll ein überarbeitetes Konzept von SKI+Partner umgesetzt werden, die den Wettbewerb gewonnen hatten.

Den zweiten Abschnitt möchte das Baureferat nach Ideen des zweiten Preisträgers, EDR und IFH, gestalten. Sie planen dort in der Mitte der Isar eine Insel. Wie der dritte Abschnitt im Bereich des Corneliuswehrs aussehen könnte, sei noch nicht entschieden, betont Ralf Wulf vom Baureferat. EDR/IFH schlägt ein Inseldelta vor. Dafür müsste das Corneliuswehr abgerissen werden. Eine bautechnische Untersuchung kläre im Moment Kosten und Gefahren eines solchen Abbruchs.

Beim SKI-Konzept bliebe der bei Bezirksausschuss und Bürgern wenig beliebte »Betonriegel«, weiterhin erhalten. »Doch eine Verlängerung des Corneliuswehrs wie beim Ersten Preis wird es auf keinen Fall geben«, erklärt Wulf. Oberstes Ziel sei vor allem die biologische Durchgängigkeit des Gewässers.

Einen möglichst naturnahen Übergang von der Großen zur Kleinen Isar und damit eher die Inseldelta-Lösung, dafür sprach sich auch die Mehrheit der anwesenden Bürger aus. »Aber kann man sich das angesichts der Finanzprobleme überhaupt leisten«, fragte einer provokant. Tatsächlich stehen die Verantwortlichen bei der Stadt wie das Baureferat, das noch dieses Jahr sein Konzept vorlegen will, unter Geld- und Zeitdruck. Denn der Streit um die Vergabe des Renaturierungsauftrags hat den Baubeginn bereits verzögert.

Außerdem sind wichtige Fördermittel der EU für Hochwasserschutz nur noch bis Ende 2006 gesichert. Und richtig los geht es ohnehin erst, wenn nach der Stadtratsentscheidung der Freistaat zufrieden ist, schließlich zahlt der 55 Prozent des Jahrhundert-Projektes (die Stadt 45 Prozent).

Wie nun auch immer der innerstädtische Isarabschnitt in Zukunft aussehen soll, eines steht schon heute fest: schicke Strandbars oder Beachvolleyballplätze werde es mit dem Baureferat auf keinen Fall geben. Alle Flächen sollen weiterhin für alle frei zugänglich sein. Michaela Schmid

Artikel vom 19.10.2004
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