»Shanghai Modern« in der Villa Stuck

Geburt der Moderne in Fernost

Als Shanghai den Westen entdeckte, entstanden

Als Shanghai den Westen entdeckte, entstanden

Bogenhausen · Wenn dieses Jahr nicht nur das Wetter, sondern auch der Kalender den Herbst anzeigt, können sich die Münchner Kunstfreunde auf ein knisterndes Ereignis vorbereiten.

Unter dem Titel »Shanghai Modern« dokumentiert das Museum Villa Stuck, Prinzregentenstraße, nach mehr als drei Jahren intensiver Arbeit, die Geburt der Moderne, die in den 20er und 30er Jahren in der schrillen Metropole Shanghai vonstatten ging.

Zu sehen ist diese ungewöhnliche Ausstellung bis zum 16. Januar 2005.

Chinesische Künstler hatten damals die moderne Kunst des Westens entdeckt, Ausdruck und Technik ihren eigenen Bedürfnissen angepasst. Jetzt drängten sie stürmisch nach Europa, wo sie in zahlreichen Ausstellungen in Berlin und Paris, in Frankfurt und Mailand, in Hamburg und Amsterdam Brücken zu schlagen suchten. Mehr als 200 Werke aus jener Zeit, Leihgaben aus Museen von Shanghai, Beijing, Hangzhou und Hongkong sowie aus Privatbesitz zeigen erstmals und umfassend die stürmische künstlerische Entwicklung jener Jahre.

Die Ausstellung umfasst ein weites Spektrum: nicht nur Malerei und Grafik der chinesischen Moderne sollen ein Gefühl für die Aufbruchstimmung vermitteln, die damals ebenso wie heute Bestandteil der Shanghaier Atemluft war. Beispiele aus Fotografie und Film, Werbung und Mode zeigen, wie die Moderne alle Lebensbereiche durchdrungen hatte.

Shanghai war ein Zentrum des Zeitgeistes in den 1930er Jahren. Die Lifestyle oder Shi Mao (»up-to-date«) Sektion der Ausstellung dokumentiert diese Epoche durch zeitgenössische Mode, Zeitschriften, Fotografien und Werbematerial, die das lebendige Bild der Stadt unterstreichen. Werke zahlreicher anonymer Künstler geben einen Eindruck dieser ruhelosen Metropole.

Eine blühende Filmindustrie in Shanghai brachte »Movie Stars« wie die Schauspielerin Hu Die hervor. Sie reiste 1935 nach Deutschland, Großbritannien und Russland, in ihrer Begleitung war Mei LanFang, der berühmteste Vertreter der Chinesischen Oper, der Sergej Eisenstein zu seinen Freunden und Bewunderern zählte. Einer von Hu Dies Filmen wurde 1935 in Berlin gezeigt. Auch in England war sie ein gefeierter Star und traf unter anderem mit Charlie Chaplin zusammen.

Die Entwicklung Shanghais vom bedeutenden Zentrum des Modernismus im 20. Jahrhundert zu einem kulturellen Zentrum Chinas im 21. Jahrhundert wird thematisch ebenfalls in die letzte Sektion der Ausstellung einbezogen. Einige der wichtigsten Künstler Shanghais der Gegenwart sind in der Ausstellung vertreten, unter anderen Yang Fudong (Documenta 11 und Biennale di Venezia 2003) und Yang Zhenzhong (Biennale di Venezia 2003).

Artikel vom 13.10.2004
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