Keine Glaseinhausung am Effnertunnel: Lärmschutzarbeiten starten im Herbst

Kosten-Nutzen-Rechnung

Im Herbst werden am Isarring die bereits vorhandenen Betonwände mit transparenten Lärmschutzwänden aus Glas aufgestockt.Foto: Archiv

Im Herbst werden am Isarring die bereits vorhandenen Betonwände mit transparenten Lärmschutzwänden aus Glas aufgestockt.Foto: Archiv

Bogenhausen · Genau ein Jahr ist es her, dass sich die Anwohner rund um den Isarring zu einer Initiative für eine Glaseinhausung am Portal des künftigen Effnertunnels formiert haben. Doch jetzt scheint der Kampf der 150 engagierten Bürger vorerst gescheitert.

Der Tunnel wird wie ursprünglich geplant mit transparenten Lärmschutzwänden auf beiden Seiten des Isarrings sowie Schallschutzwänden verstärkt. Damit hat sich der Bauausschuss des Stadtrats am 20. Juli mit den Stimmen der Rathaus-SPD und Grünen gegen die von der Bürgerinitiative vorgeschlagene Stahl-Glas-Einhausung, gegen den Stahlbetondeckel und gegen die so genannten »photovoltaische Lärmschutzeinhausung«, mit Solarzellen auf dem Dach, ausgesprochen.

Die Vorschläge der Anwohner niemals endgültig geprüft zu haben, das warf Simone Messerschmidt von der Bürgerinitiative Isarring nun der Stadt auf der Bürgerversammlung für den Stadtteil Bogenhausen vergangenen Dienstag vor. Dem widersprach der anwesende Hep Monatzeder: »Niemand hat es sich hier leicht gemacht.« Der dritte Bürgermeister (Die Grünen) hält zwar die Idee mit den Solarzellen auf der Einhausung für eine »tolle Idee«, aber sie wäre zu spät gewesen – erst Ende 2003, lange nach dem Planfeststellungsbeschluss hätten die Pläne der Bürger vorgelegen. Würde die Stadt sie berücksichtigen, wären Umplanungen und wahrscheinlich ein neues Planfeststellungsverfahren die Folge – mit nicht kalkulierbaren Zeitverzögerungen und Mehrkosten.

Auf der Basis einer Kosten-Nutzen-Rechung hat auch der Bauausschuss entschieden. »Den äußerst geringen Lärmschutzverbesserungen für wenige Häuser stehen nicht verantwortbare Kostensteigerungen von mindestens zwei, eher vier Millionen Euro allein bei den Investitionen gegenüber«, begründet SPD-Bausprecher Alexander Reissl den Beschluss. 850.000 Euro rechnet die Stadt für die Lärmschutzwände. Für die Gesamtmaßnahme Mittlerer Ring Ost stehen zugleich 1,9 Millionen Euro für passiven Lärmschutz zur Verfügung. Davon bekommen die Anwohner des Tunnels unter anderem Lärmschutzfenster bezahlt. Die Stahl-Glas-Einhausung würde mindestens 11,8 Millionen Euro plus jährlich 115.000 Euro Unterhalt kosten, der Stahlbetondeckel mindestens 4,1 Millionen Euro plus jährlich 33.000 Euro Unterhalt und die photovoltaische Lärmschutzeinhausung mindestens 3,19 Millionen (ohne Mittelwand und Photovoltaik-Anlage). »Die Behauptung der Isarringer, ihre Lösung würde kostenneutral vonstatten gehen, ist eben nicht wahr«, erklärte Monatzeder bei der Bürgerversammlung vergangene Woche.

Messerschmidt hält die geplante Glaswand, die laut Stadt die Bundesimmissionsschutzverordnung »gut erfüllt«, nicht für lärmschutzgeeignet. Sie forderte auf der Bürgerversammlung wenigstens Flüsterasphalt und in ihren Augen wirklich lärmabsorbierende Wände – die Mehrheit der 330 anwesenden Bogenhausener schloss sich an. »Unsere Forderungen«, warnte Messerschmidt, kommen der Stadt sicher billiger als die Entschädigungszahlungen, die sie dann erwarten dürfen.«

Artikel vom 03.08.2004
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