Zwei Brüder haben zwei Rentner erschlagen

Reine Familiensache

Haidhausen/Ramersdorf · Keiner einfachen Aufgabe sah sich die Münchner Mordkommission gegenüber, die im Abstand von zwei Tagen die Ermittlungen wegen zweier Fälle von Körperverletzung mit Todesfolge übernehmen musste. In beiden Fällen waren die Täter unbekannt.

Der erste Fall ereignete sich am 7. Juli auf einer Parkbank am Orleansplatz. Das Opfer war ein 36-jähriger Frührentner. Der Tatort des anderen Falles war eine Grünanlage in der Zornedinger Straße, in der Nähe des Wohnortes des zweiten Opfers, eines 61-jährigen Rentners (wir berichteten).

Intensive Befragungen der Ermittler im Wohnviertel des 61-jährigen Opfers und in seiner Stammkneipe blieben zunächst ebenso erfolglos wie die Befragung der Obdachlosen-, Alkoholiker- und Junkieszene rund um den Orleansplatz, wo das andere Opfer, ein 36-jähriger Frührentner, bereits am 7. Juli, einen Schlag gegen den Kopf mit einer Flasche erhalten erhalten hat. Der 36-jährige Frührentner war am 14. Juli an den Folgen der Kopfverletzung verstorben.

Der 61-jährige Rentner war in den Morgenstunden des 16. Juli mit schweren Kopfverletzungen bewusstlos vor einer Parkbank nächst seiner Wohnung aufgefunden worden. Er starb am selben Tag, ohne das Bewusstsein noch einmal erlangt zu haben. Der einzige Zeuge konnte aufgrund seines alkoholisierten Zustandes nur angeben, dass ein jüngerer Mann, der von sich behauptete, 19 Jahre alt und Kampfsportler zu sein, auf das Opfer eingeschlagen zu haben.

Als Ergebnis der intensiven Ermittlungen in der Szene kam es dann dazu, dass sich Zeugen bei zivilen Einsatzbeamten der Polizeiinspektion 21 (Au) meldeten, die zunächst einen Hinweis auf den Täter gaben, der den 36-jährigen Frührentner niedergeschlagen und dabei letztlich tödlich verletzt hatte. Die Beamten nahmen den Verdächtigen, einen 26-jährigen Arbeitslosen, in den Abendstunden des 20. Juli in der elterlichen Wohnung fest.

Kaum waren die erforderlichen Formalitäten der Festnahme in enger Zusammenarbeit mit der Mordkommission erledigt, erhielten weitere Beamte der zivilen Einsatzgruppe der Polizeiinspektion 21 einen Hinweis auf den zweiten Täter, der den 61-Jährigen niedergeschlagen haben sollte.

Die Beamten staunten nicht schlecht, als sie der Hinweis wiederum in die Wohnung führte, in der Stunden zuvor der Tatverdächtige wegen des Vorfalls am Orleansplatz festgenommen worden war. Diesmal aber war der 16-jährige Sohn der Familie Ziel des polizeilichen Einsatzes.

Der 16-jährige Schüler räumte bei seiner Vernehmung bereits ein, auf den 61-jährigen Rentner eingeschlagen zu haben, gibt aber an, in Notwehr gehandelt zu haben.

Sein 26-jähriger Bruder bestreitet die Tat, will aber kurz vor der Tat mit dem 36-jährigen Opfer eine tätliche Auseinandersetzung gehabt haben. Der festgenommene 26-Jährige hatte bei seiner Festnahme Glück, denn die Beamten erkannten, dass der Verdächtige wegen eines offenen Geschwürs dringend der ärztlichen Versorgung bedarf und verständigten daher den ärztlichen Notdienst. Die Ärztin attestierte eine lebensbedrohlich fortgeschrittene Blutvergiftung und wies den Tatverdächtigen zur sofortigen Behandlung in ein Krankenhaus ein.

Die beiden Tatverdächtigen werden wohl demnächst Wiedersehen mit zwei der weiteren insgesamt acht Kinder der Familie feiern können, die derzeit in der JVA Stadelheim wegen Handels mit Betäubungsmittel in Haft sind. Die Ermittlungen dauern an.

Artikel vom 28.07.2004
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