Laufen, um zu klettern

Patrick Sturm hat bisher vier Marathons und drei Triathlons bewältigt – seinen ersten IronMan läuft er zugunsten der Kinder des Adelgundenheims. Foto: Privat

Au · Laufen, um eine Kletterwand zu kaufen – mit diesem heißersehnten Ziel vor Augen waren bereits im vergangenen November 55 Kinder des Erziehungshilfezentrums Adelgundenheim in der Hochstraße bis zu 20 Kilometer an der Isar entlanggesaust.

Paten hatten die gelaufenen Kilometer der Kinder entsprechend honoriert. Doch trotz aller Anstrengungen, nach der ungewöhnlichen Aktion fehlten immer noch 2000 Euro für das über 8000 Euro teure Außen-Klettergerüst samt Ausrüstung. »Klettern stärkt Körperbewusstsein, Gleichgewichtsgefühl und Koordinationsfähigkeit, vor allem aber das Selbstwertgefühl«, so Adelgundenheim-Leiterin Isabella Werner.

Dass der Traum der Kinder nun doch schneller als gedacht Wirklichkeit werden könnte, liegt an Patrick Sturm. Aufmerksam geworden auf die Lauf-Aktion im Herbst, entwickelte der 33-Jährige passionierte Freizeit-Sportler die Idee weiter zum Wohltätigkeits-Projekt »Ironman for climbing Kids«.

Und so wird der Münchner IT-Berater am 11. Juli zum ersten Mal in seinem Leben die 226 Kilometer (davon 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen) des IronMan in Frankfurt bewältigen – zugunsten des Adelgundenheims, das 70 Kindern und Jugendlichen ein neues Zuhause bietet, bei denen ein Leben in ihrem familiären Umfeld nicht mehr möglich ist.

Für jeden zu absolvierenden Kilometer gibt es einen Sponsor. Um das benötigte Geld für die Kletterwand zu erreichen, betragen die Preise pro Radkilometer 10 Euro, 25 Euro pro Laufkilometer und 100 Euro pro Schwimmkilometer. Die sind bereits verkauft. Für 160 Radkilometer und 5 Laufkilometer werden allerdings noch Spender gesucht (genaue Infos im Adelgundenheim bei Ruth Rott, Tel. 480 90 37). Den erzielten Betrag wird Sturm verdoppeln – vorausgesetzt er erreicht das Ziel.

»Damit allein ginge schon ein Traum in Erfüllung«, meint Sturm bescheiden. Denn die Bestzeit seiner bisher vier bewältigten Marathons liegt bei knapp drei Stunden. Während die normale Gehgeschwindigkeit bei fünf Kilometern pro Stunde liegt, läuft Sturm durchschnittlich 14 Kilometer pro Stunde. Seinen ersten IronMan hofft Sturm nun unter elf Stunden zu schaffen. Das wäre bei 2000 Teilnehmern immerhin der 660. Platz. Um diese beachtliche Leistung zu erreichen, trainiert der 33-Jährige in seiner Freizeit sechs Stunden pro Tag vor Wettkämpfen und normal zwölf Stunden pro Woche verteilt auf fünf Tage.

»Seit zwei Wochen trainiere ich aber fast gar nicht mehr«, erzählt Sturm, »das ist wichtig für eine komplette Regeneration, in Fachkreisen ›Tapering‹ genannt.« So kurz vor dem Startschuss lautet Sturms Rezept dagegen: Viel Schlafen, viele Kohlehydrate essen (die letzten zwei Abende davor jeweils 500 Gramm Nudeln), keinen Alkohol, vor allem aber die Nervosität bewältigen und sich selber Mut zusprechen. 14 Kinder vom Adelgundenheim werden ihn zudem an der Rennstrecke anfeuern. »Wichtig war mir, dass das Ganze Kindern zugute kommt, mit Sport zu tun hat und einen lokalen Bezug hat«, erklärt Sturm seine Aktion. »Durch den ständigen Sozialabbau in Deutschland wird die Eigeninitiative des Einzelnen immer wichtiger.«

Artikel vom 07.07.2004
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen

Au (weitere Artikel)
Haidhausener Anzeiger (weitere Artikel)