Ein Jahr Geschichtswerkstatt Auer Mühlbach: Ausstellung im Sommer

Von Schlössern, Karpfen und Spionen

Au · Am 1. April trafen sich die bei der Geschichtswerkstatt Auer Mühlbach engagierten Bürgerinnen und Bürger, um den Einwohnern ihres Stadtviertels Au-Haidhausen über ihre spannende Forschungsreise in die Vergangenheit zu berichten.

Ziel der vor einem Jahr durch den Bezirksausschuss Au-Haidhausen ins Leben gerufenen Geschichtswerkstatt war es, die Geschichte der Au am Auermühlbach in der Gegend des Neudeck von Bürgerinnen und Bürgern erkunden zu lassen. Unter der fachlichen Leitung von Dr. Christine Rädlinger, Historikerin, fanden sich etwa ein Dutzend Bürger bereit, diesen Weg zu wagen.

Die Themen sind das Jagdschloss und die Porzellanmanufaktur. (Forscher: Robert Seidenader, Tanja Dobrick). Berühmte Personen der bayerischen und österreichischen Geschichte waren Besitzer des Jagdschlosses – bis zur Kaiserin Maria-Theresia. Reichhaltige Fischteiche versorgten den Hof mit leckeren Karpfen. Ein weiteres Thema ist die kurfürstliche Porzellanmanufaktur, die später nach Nymphenburg umzog und nun unter dem Namen »Nymphenburger Porzellanmanufaktur« bekannt ist (Forscher: Horst Kloiber).

Thema ist auch das Kloster und die spätere Strafanstalt. Das auf einem Teil der Hofmark errichtete Paulanerkloster – heute ist dort das Landratsamt – wurde nach der Auflösung des Klosters während der Säkularisation noch für kurze Zeit als Lazarett verwendet und dann ohne große Änderungen 1806 zu einem Gefängnis umfunktioniert.

In der Ausstellung wird u.a. ein Plan der Strafanstalt zu sehen sein und wie der Alltag der Gefangenen aussah im 20. Jahrhundert. (Forscher: Michael Kaufmann). Schüler des Maria-Theresia-Gymnasiums unter Leitung von D. Lorenz Maier erforschen die Geschichte der beiden Schulen am Mariahilfplatz, der Knabenschule und der Mädchenschule. Karl-Heinz Kümmel und Bettina Messinger forschen zu den Bunkeranlagen. Für die Ausstellung wird der unbekanntere Hochbunker im Hof des Landratsamtes in einem Aufriss dargestellt werden, ebenso der Bunker im Nockherberg.

Themen des Forschers Wolfgang Jahnke sind die Luftangriffe und ihre Auswirkungen auf die Au, u.a. die Hintergründe des schweren Angriffs am 25. April 1944. Dieser Angriff war der bisher schwerste Angriff auf die Stadt. 136 Menschen starben, 4185 wurden verwundet, 500 davon schwer, 70.000 wurden obdachlos.

Für die Ausstellung wird Wolfgang Jahnke eine Schadenskarte erstellen vom Bereich Neudeck und Mariahilfplatz sowie eine Gegenüberstellung von Fotos vor der Zerstörung und nach der Zerstörung. Forscherin Bettina Messinger wird auf einem Plakat über die Überbauung des Baches 1907 und seine Wiedereröffnung am Neudeck berichten und wie es dazu kam. Die Geschichtswerkstättler werden ihre Ergebnisse am 19. Juni im Rahmen der Stadtteilwoche Au-Haidhausen in einer Ausstellung präsentieren.

Sie ist Teil des in Haidhausen beginnenden Geschichtslehrpfades, der durch die Innere Wiener Straße führen wird, dann weiter von den Freunden der Au in der Lilienstraße und der Falkenstraße bis zum Kolumbusplatz gestaltet wird. In den großen Fenstern im Innenhof des Landratsamtes sind die Ergebnisse zu besichtigen. Zusätzlich werden am Uferweg am Auermühlbach Plakatwände aufgestellt werden, wo sie Tag und Nacht zu sehen sind.

Artikel vom 14.04.2004
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