Stadtplaner wollen Innenstadt mit Alleen säumen – die Wirtschaft ist dagegen

Grün statt Verkehr

Nicht nur der Viktualienmarkt soll grüne Lunge sein, so will es die Stadt. Doch die Wirtschaft sträubt sich gegen Ausbau zu Lasten des Verkehrs.	Foto: L. Kaster

Nicht nur der Viktualienmarkt soll grüne Lunge sein, so will es die Stadt. Doch die Wirtschaft sträubt sich gegen Ausbau zu Lasten des Verkehrs. Foto: L. Kaster

Zentrum · Blumen, Bäume und Parkbänke – wenn es nach der Münchner Stadtratsmehrheit geht, soll bald die ganze Innenstadt grün sein. Ob Oberanger, Jakobsplatz, Maximiliansplatz, Marstallplatz oder Blumenstraße – überall sollen Straßen zurückgebaut werden und dafür mehr Alleen und Parks entstehen.

Doch jetzt regt sich Widerstand gegen die von Stadtrat und Bezirksausschüssen längst entschiedenen Pläne: Vertreter der Industrie- und Handelskammer (IHK), der Handwerkskammer und des Einzelhandelverbands haben sich mit einem gemeinsamen Brief an Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) gewandt. Die Wirtschaftsvertreter fordern darin, auf den geplanten Rückbau der Blumenstraße zu verzichten.

Dies sei keine geeignete Maßnahme, um den zähen Münchner Straßenverkehr fließender zu machen, so die einmütige Meinung der sechs Unterzeichner, zu denen neben IHK-Chef Claus Hipp auch der Handwerkskammerpräsident und Landtagsabgeordnete Heinrich Traublinger (CSU) gehören. Ein weiterer Vorwurf: Der Wirtschaftsverkehr könne im Falle eines Rückbaus die Innenstadt nur noch schlecht erreichen, damit würden die Lieferlogistik und der Absatz der anliegenden Einzelhandelsgeschäfte erschwert.

Die Zahlen sprechen für die Unterzeichner: Bis zu 26.000 Fahrzeuge quetschen sich derzeit jeden Tag über die Blumenstraße. Damit ist sie ein vielbefahrener und im Moment sicher auch unverzichtbarer Bestandteil des Altstadtrings. Diesen Argumenten kann sich auch die Stadtverwaltung nicht entziehen. Dennoch: »Wir sehen im Moment keinen Anlass, unsere Pläne zu ändern«, sagte ein Mitarbeiter des zuständigen Planungsreferats auf Anfrage.

Diese Pläne umfassen für die strittige Blumenstraße nicht nur die Reduzierung auf zwei Spuren und den Bau von Radwegen, sondern sehen auch umfangreiche Baumpflanzungen vor. »Die Blumenstraße wird bald eine Allee sein. Genau so wie sie es im 19. Jahrhundert schon einmal gewesen ist«, freuen sich die Stadtplaner. Bereits in diesem Jahr könne mit dem Rückbau zwischen der Papa-Schmidt- und der Corneliusstraße begonnen werden. Trotz dieser für die Wirtschaftsvertreter schlechten Nachricht haben sie den Kampf noch nicht aufgegeben: »Eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung auch für die Blumenstraße ist nach wie vor möglich«, heißt es in dem Brief. fil

Artikel vom 01.04.2004
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