Gebäude der Funkkaserne an der Domagkstraße sollen abgerissen werden

Wohin mit den Künstlern?

Milbertshofen · Es könnte so idyllisch sein: ein neues Wohnviertel mit viel Grün und 2.500 neuen Arbeitsplätzen auf dem Gelände der ehemaligen Funkkaserne an der Domagkstraße. Doch an diese Idylle will die Initiative 21 für innovative Kunst und Inhalte e.V. nicht so recht glauben.

Im Rahmen der Neubebauung des ehemaligen Kasernengeländes sollen auch die von der Künstlerkolonie genutzten Gebäude 16, 33, 35, 38 und 39 abgerissen werden. »Unsere Mietverträge laufen am 31. Dezember diesen Jahres aus, dann müssen wir hier raus, denn bis jetzt haben wir noch kein Verlängerungsangebot erhalten« klagt Yola Grimm, Vorsitzende der Initiative 21, die sich für den Erhalt der Künstlerkolonie engagiert, und erzählt von der ihr angebotenen Ersatzunterkunft: »Das wären Räume einer ehemaligen Kfz-Firma.

Die Wände sind ölverschmiert und für uns viel zu hoch«, schimpft Grimm. »Wir halten diesen Vorschlag deshalb für höchst unrealistisch. Allein die Umbaukosten wären viel zu hoch.« Doch die Initiative 21 wehrt sich nicht nur gegen ihre neue Bleibe, sie trennt sich auch nur ungern von ihrer derzeitigen Behausung: »Die Häuser sind aus dem Jahre 1930 und deshalb durchaus unter Denkmalschutz setzbar. Doch wir haben kaum eine Chance, unsere Wünsche durchzusetzen, denn es wurde schon ein internationaler Wettbewerb für die Gestaltung des neuen Areals ausgerufen.«

Deshalb fordert die Initiative nun nicht mehr die Erhaltung des ganzen Areals, sondern lediglich die Gestaltung einer »Erhaltungsachse« und hat dabei schon einen kleinen Erfolg errungen: Drei Häuser im Osten des Geländes bleiben erhalten. Doch damit gibt sich die Initiative nicht zufrieden. Sie fordert den Erhalt von weiteren fünf Häusern im Westen. Des weiteren fand der Antrag zur Erhaltung der Künstlerkolonie auf der letztjährigen Bürgerversammlung bei den Bürgern großen Anklang und auch fast 500 Unterschriften hat der Verein schon gesammelt. »Wir haben sogar einen Ersatzvorschlag für den Bau von neuen Gewerbeflächen, denn hinter dem Domagkgelände liegt ein recht sporadisch genutzter Sportplatz des Bundesgrenzschutzes, den man bebauen könnte.

Allerdings müsste man das erst prüfen lassen«, sagt Grimm. Das alles sieht aber der Wettbewerbsvorschlag nicht vor. Auf dessen Basis wird derzeit ein Vertrag für den Rahmenplan erstellt, der vom Stadtrat abgesegnet werden muss. In dessen Folge wird der Bebauungsplan angefertigt, bei dem die Bürger angehört werden können. Hier greifen die Forderungen der Initiative 21 und ein Stadtratsantrag der Grünen aus dem Dezember, der die Initiative unterstützt. »Wenn der Stadtrat den Antrag unterstützt und der Bund als Grundstückseigentümer mit den Änderungen einverstanden sind, kann es sein, dass ein neuer Wettbewerb ausgelobt wird«, erklärt Günter Suska, Sprecher des Planungsreferates. »Das hätte eine Verzögerung der Bebauung zur Folge.«

Es besteht noch die Möglichkeit, dass der Architekt den Erhalt der Künstlergebäude in seinen Rahmenplan aufnimmt. Noch ist also nicht alles verloren für die Künstler in der Domagkstraße, aber es ist noch ein weiter Weg. K. Schubert/C. Clever-Rott

Artikel vom 22.01.2004
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