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Heftige Diskussionen um den geplanten Dachstuhl des neuen Alten Hofes
Angst vor Kommerz
Das aktuelle Modell ist eine Vermischung aus den Entwürfen der Architekten Auer + Weber (München) und Peter Kulkas (Köln/Dresden). Foto: Bayr. Hausbau
Zentrum · Konzepte, Entwürfe und neue Nutzer – Der Alte Hof, einst die Residenz der Könige und sogar Kaiser Bayerns, ist in der entscheidenden Phase vor seinem Umbau.
Allerdings wird heftig gestritten um Gestaltung und weitere Funktion der einstmals historischen Gemäuer, unterteilt in Lorenzi-, Pfister- und Brunnenstock.
Das Herzstück der frühen Stadtgeschichte Münchens war in den vergangenen Jahrzehnten traditionell Verwaltungssitz und bis 2001 unter der Herrschaft des Finanzamts.
Jetzt laufen die Planungen für den neuen Alten Hof auf Hochtouren, denn im Jahr 2005 soll schon alles fertig sein. Die »Bayrische Hausbau« – Bauherr und ein Unternehmen der Schörghuber Gruppe – will eine »gesunde Mischung aus Arbeiten, Einkaufen und Wohnen« schaffen. Gemeinsam mit den Architekten Auer und Weber aus München und Peter Kulka aus Köln/Dresden wird an der Entstehung eines ansprechenden Gesamtskonzepts gearbeitet.
Ob mit mehr oder weniger Erfolg ist noch nicht entschieden, denn an der Bewertung scheiden sich bisher die Geister. Mittlerweile sind insbesondere seit dem ersten Wettbewerbsentscheid erhebliche Veränderungen und Weiterentwicklungen entstanden. Diese wurden dem Bezirksausschuss (BA) 1 Altstadt-Lehel letzte Woche in einer erneuten Projektpräsentation vorgelegt. »Interessante Entwicklungen, die aber sicher noch nicht ganz ausgereift sind«, so Wolfgang Püschel, Vorsitzender des BA 1. Wolfgang Czisch vom »Münchner Forum« ist da skeptischer und plädierte für die klare Bewahrung des mittelalterlichen Kleinods. Er verwies dabei auf die wenigen Orte Münchens, an denen diese Epoche noch nachvollziehbar sei.
»Neue Technik muss sich einfügen können. Wir müssen neue Materialien nicht darstellen. Die Moderne hat genug Raum sich zu platzieren, sie muss keinen Durchbruch in die Altstadt haben.« Im Mittelpunkt der Überlegungen steht der Entwurf des Architekten Peter Kulka für den Dachstuhl des Lorenzistocks »Fast schon als eigenständiges Bauwerk phantastisch«, lobte Püschel diesen Fortschritt. Ein offener Giebel mit gekapptem First, aus einer diagonal verlaufenden Holzbalkenkonstruktion, mit dazwischen eingesetzten Glasrauten.
Die Kritiker bezeichnen diese Dachlandschaft dagegen eher als unbefriedigend und unpassend. »Das erinnert mich an Neureiche, die traditionell mit der Lederhos’n herumlaufen und dazu dann goldene Hosenträger tragen«, so Cizsch. Auch die Vorhaben das Gebäude ein Stockwerk höher auszuführen und dafür das Dach abzuflachen, oder möglicherweise den First zu kappen, sind umstritten. Bei der Fassadengestaltung sind es der Natursteinsockel und die Anzahl der Fenster, die für Uneinigkeit sorgen.
Ebenso gibt es unterschiedliche Positionen für die künftige Nutzung. Befürchtet werden eine zu starke Kommerzialisierung und dadurch den Verlust des Gesamteindrucks des Ensembles. Eine Menge Zündstoff also. Für Interessierte liegen deshalb die Pläne noch bis zum 24. November in der Lokalbaukommission in der Blumenstraße zur Ansicht, www.alter-hof.de, bevor am 26. November der Stadtrat darüber in Kenntnis gesetzt wird. Falls es hier keine Einwände gibt, rückt der Baubeginn wieder ein Stück näher. Robert Huber
Artikel vom 20.11.2003Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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