»Land Art«-Projekt für Kinder am Isarufer: »Lass 1000 Sonnen blühen«

Der Sonne entgegen!

Gelbe Pracht: Die junge »Künstlergruppe« von Regina Haller mit ihren Sonnenblumen.	Fotos: rme, 3Salz

Gelbe Pracht: Die junge »Künstlergruppe« von Regina Haller mit ihren Sonnenblumen. Fotos: rme, 3Salz

Au · »Warum schauen unsere Sonnenblumen ausgerechnet nach Nordosten?« Diese Frage wird derzeit heiß diskutiert auf der Wiese zwischen Reichenbach- und Wittelsbacherbrücke, wo es sich eine junge »Künstlergruppe« direkt neben »ihrem« Sonnenblumenfeld bequem gemacht hat.

Auch Spaziergänger bleiben vor der gelben Pracht stehen und wundern sich. Vielen ist das Sonnenblumenfeld am Isarufer schon aufgefallen. Es gibt die unterschiedlichsten Thesen: Vielleicht, weil im Osten die Sonne aufgeht? Oder eher deshalb, weil sich Sonnenblumen immer von der Sonne wegdrehen? »Womöglich ist es eine islamische Züchtung?«, kommt ein nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag aus der Runde.

»Die haben wir selbst angepflanzt«, erklären die Kinder stolz. Und das können sie auch sein: Jeden Samstagnachmittag im Mai haben sie unter der Anleitung von Künstlerin Regina Haller geschuftet, bis das Feld bestellt war: »Den Boden umzugraben – das war das Anstrengendste«, meint Leonie. »Das Säen ging dann ganz schnell.«

Aber auch das Säen ist eine »Kunst«: In welchem Abstand streut man die winzigen Samen in die Erde, damit sich die ausgewachsenen Blumen später nicht gegenseitig in die Quere kommen? Und wie bewässert man das Feld? »Einmal habe ich mit 80 Schulkindern einen ›Aktionstag Wasser‹ hier gemacht, mit einer Eimerkette bis zum Isarufer«, strahlt Regina Haller. Schon zum dritten Mal hat die Münchner Künstlerin heuer in Eigeninitiative das Projekt »Lass 1000 Sonnen blühen« gestartet – eine NaturKunstAktion, wie sie es nennt.

In diesem Jahr wurde es nicht nur vom nahegelegenen Stadtgartenamt unterstützt – mit fachmännischen Tipps und Geräten zum Umgraben, sondern auch mit 1.000 Euro vom Jugendkulturwerk München. »Die Kinder und Jugendlichen sollen durch dieses Projekt ein Bewusstsein für den Naturzeitraum Sommer entwickeln«, erklärt Haller. »Sie sollen sehen, wie lange Wachsen dauert und wie viele Risikofaktoren da im Spiel sind.« In der Tat ist es nicht selbstverständlich, dass die Saat aufgeht, denn räuberische Vögel oder ungünstiges Wetter können den Sonnenblumen vorzeitig den Garaus machen. Oder auch ein Rasenmähermassaker: Letztes Jahr sei gar jemand aus Versehen mit dem Rasenmäher drübergefahren«, so Benny entrüstet.

In letzter Zeit ist er immer wieder an die Isar geradelt, um nachzusehen, ob die Sonnenblumen schon blühen Diesen Samstag, 30. August, werden nun die Samen der Sonnenblumen geerntet: Von 16 bis 19 Uhr sind alle Kinder eingeladen mitzusammeln. Ihre Ausbeute dürfen die Zwergerl mit nach Hause nehmen. Es ist schließlich genug da. Denn, so Haller: »Wir haben 1000 Samen pro Blume gezählt.« rme

Artikel vom 27.08.2003
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