Geplante Skulptur am Effnerplatz sorgt für Zündstoff bei Bogenhausenern

Streit um »Strickliesl«

Den Kurven der Filmdiva Mae West nachempfunden: Die geplante Skulptur am Effnerplatz.	Foto: Baureferat

Den Kurven der Filmdiva Mae West nachempfunden: Die geplante Skulptur am Effnerplatz. Foto: Baureferat

Bogenhausen · Überall ist das Geld knapp und in Bogenhausen sollen nun Steuergelder für ein Kunstwerk rausgeschmissen werden, das keiner haben will.

Bereits in diesem Monat begannen die Arbeiten am Tunnelbauprojekt »Mittlerer Ring Ost« und bis zum Jahr 2007 soll auch die Oberfläche des Effnerplatzes in neuem Glanz erstrahlen. Doch die geplante Gestaltung des Platzes bereitet so manchem Bogenhausener Kopfzerbrechen, denn auf dem Platz soll eine 60 Meter hohe Stahl-Skulptur, aus gekreuzten Stäben, errichtet werden.

Eine schöne Vorstellung, wären da nicht die Baukosten von einer Million Euro. »Es ist generell so, dass bei kommunalen Bauaufgaben bis zu zwei Prozent für die Kunst verwendet werden können. Im Fall des Effnerplatzes sind es sogar nur 0,4 Prozent«, versucht Jürgen Marek, Sprecher des Baureferats, zu beschwichtigen.

Doch den Bogenhausenern platzt bei solchen Kalkulierungen der Kragen: »Der Verkehrsfluss wird im Zuge des Tunnelbaus zunehmen. Wäre es da nicht wichtiger, unsere Kinder durch eine Glaseinhausung des Tunnels, vor den Abgasen zu schützen und die eine Million dafür zu verwenden«, meint die Bogenhausenerin Simone Messerschmidt.

Mittlerweile liegt die Entscheidung für oder gegen die Skulptur der amerikanischen Künstlerin Rita McBride beim Stadtrat, aber auch dort ist die Begeisterung für das Kunstwerk eher verhalten: »Natürlich macht es generell Sinn, einen kleinen Teil der Baukosten für Kunst am Bau zu verwenden, aber bei der dramatischen Finanzsituation der Landeshauptstadt ist das Vorhaben nur schwer nachzuvollziehen«, sagt der Bogenhausener Stadtrat Robert Brannekämper (CSU). »In den Schulen sollen nur noch einmal im Jahr die Fenster geputzt werden, während hier über eine Million für diesen ›Abluftkamin‹ ausgegeben werden«, so Brannekämper.

Er will seine Zustimmung deshalb verweigern. Noch einen Schritt weiter geht der Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich Pfaffmann (SPD). Er bezeichnete die Skulptur auf der Bogenhausener Bürgerversammlung vor zwei Wochen als »hässliche Strickliesl« und sieht in ihr einen »empfindlichen Eingriff in die gesamte Stadtsilhouette.«

Dabei soll die Konstruktion durchaus auch nützlich sein: als Übergang zwischen den Hochhäusern im Osten, dem Englischen Garten im Norden und den Wohnanlagen im Südwesten.

Sogar die Straßenbahn könnte weiterhin durch die Stahlträger hindurchfahren. Jürgen Marek vom Baureferat gibt sich vorsichtig: »Es ist ja noch gar nicht entschieden, ob die Skulptur überhaupt gebaut werden darf. Von daher kann man zu dem Projekt nichts Genaueres sagen.« ks

Artikel vom 30.07.2003
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