»Lustwandeln« wie vor 200 Jahren: Umgestaltung des Englischen Gartens

Landschaftsfenster öffnen

Neue alte Perspektiven eröffnen: Der Englische Garten wird nach den Plänen Friedrich Ludwig von Sckells aus dem Jahr 1804 umgestaltet.	Foto: rme

Neue alte Perspektiven eröffnen: Der Englische Garten wird nach den Plänen Friedrich Ludwig von Sckells aus dem Jahr 1804 umgestaltet. Foto: rme

Lehel/Maxvorstadt · Er wusste genau, wie man den Münchnern ein X für ein U vormacht: Mit ein paar einfachen Tricks schaffte es seinerzeit »Hofgartenintendant« Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823), die schmale, schlauchförmige Fläche des Englischen Gartens breit und ausladend erscheinen zu lassen.

Sein Erfolgsrezept: geschwungene Pfade und eine dichte, abwechslungsreiche Randbepflanzung, die immer wieder überraschende Ausblicke nach rechts und links eröffnet. - »Landschaftsfenster«, so nennt Thomas Köster, der heutige Verwalter des Englischen Gartens, solche optisch wirkungsvollen Schneisen, die noch immer das Auge des Parkbesuchers erfreuen könnten.

Allerdings: Viele dieser »Landschaftsfenster« sind nicht mehr geöffnet. Sie sind überwuchert von Sträuchern und Bäumen, lassen kein Licht mehr herein. »Das hängt damit zusammen, dass Bäume im Laufe der Zeit wandern«, erklärt Köster. Um zehn bis 20 Meter hätten sich ganze Baumgruppen in den letzten 150 Jahren verschoben. »In wirtschaftlich schlechten Zeiten, vor allem im Krieg, sind die Wiesen seltener gemäht und das Gehölz weniger ausgedünnt worden«, so Köster weiter. »Dadurch sind bestimmte Strukturen einfach verloren gegangen.«

Diese Strukturen will man nun wieder herstellen – durch kleine Eingriffe an verschiedenen Stellen des 374 Hektar großen Gartens. Seit drei Jahren werden Bäume und Sträucher an alte Plätze gepflanzt und andere entfernt. Dadurch wolle man die Wiesen lichten, meint Köster: »Denn große, sonnige Wiesen sind die Stärke des Englischen Gartens.« Außerdem wurde der Blick auf historische Gebäude wieder freigemacht, beispielsweise auf die Landesanstalt für Aufbaufinanzierung in der Königinstraße.

Auch in der gerade eröffneten Parksaison 2003 werden die Landschaftsgärtner auf Sckells Spuren wandeln. Es ist eine sanfte Umgestaltung im Bereich des Spielplatzes an der Veterinärstraße geplant: Er erhält eine neue Umrandung und einige Wege werden umgelegt. »Aber die Spielfläche bleibt die gleiche«, versichert Köster. Darauf habe man sich mit dem Bezirksausschuss Altstadt-Lehel geeinigt, denn der Englische Garten habe auch eine soziale Funktion zu erfüllen.

Doch die mache dem Park manchmal ganz schön zu schaffen, seufzt Köster: »3,5 Millionen Besucher im Jahr – diesem Druck hält die Natur kaum mehr stand.« Damit die Landschaftsbilder nicht gleich wieder niedergetrampelt und zugemüllt werden, hat die Parkverwaltung jetzt eine Info-Broschüre herausgebracht, die die Bürger an ihre Mitverantwortung erinnert. rme

Artikel vom 03.04.2003
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