Löwen-Geschäftsführer zeigen ihre Pläne

Glaube, Liebe, Hoffnung

Volle Hütte: Die Giesinger Alm bei der Präsentation. Foto: M. Forster

Volle Hütte: Die Giesinger Alm bei der Präsentation. Foto: M. Forster

München/Giesing · Beim TSV 1860 München pflegt man einige Slogans, die den Klub und die Verbundenheit seiner Anhänger in Form eines gemeinsamen Wahlspruchs charakterisieren. Dazu zählen »Münchens große Liebe« und »Einmal Löwe, immer Löwe«. Nun ist eine dritte Parole hinzugekommen: »Glaube, Liebe, Hoffnung«. Präsentiert haben sie die Geschäftsführer Oliver Mueller (46) und Christian Werner (42) am Dienstagabend vor 186 geladenen Anhängern in der Giesinger Alm und rund 1.600 Interessierten, die den Auftritt der beiden per Livestream in Internet verfolgten.

Als »Der neue Biss des Löwen« war die Veranstaltung der Öffentlichkeit angekündigt worden. Erst zu Jahresbeginn gelangten Werner für den Sport und Mueller für das Kaufmännische sowie Marketing auf Wunsch der Vertreter des Muttervereins ins Amt. Nach rund 100 Tagen stellten sie Sponsoren, Klubgremien und Anhängern nun ihre Marschroute für den Profifußball beim TSV 1860 München persönlich vor. Vorangegangen war ein Start unter erschwerten Bedingungen, denn wie beide Geschäftsführer unisono berichteten, habe sowohl in der Spielerkabine wie auf der Geschäftsstelle bei ihrem Arbeitsantritt eine desolate Stimmung geherrscht. Man habe eine entmutigte Mannschaft und eine demotivierte Belegschaft in der Klubverwaltung vorgefunden.

Mueller und Werner krempelten die Ärmel hoch und machten sich ans Werk. Zunächst musste ein neuer Trainer verpflichtet werden. Die Ära mit Maurizio Jacobacci, dem erklärten Wunschkandidaten der Investoren-Vertreter, hatte sich als Fehlschlag entpuppt. Ebenso sorgte die eigenwillige Kaderzusammenstellung für die aktuelle Spielzeit klubintern für heftige Kontroversen. »Ich habe gern klare Verantwortlichkeiten – auch im sportlichen Bereich. Jeder macht alles und alle ein bisschen und am Ende ist niemand mehr für irgendwas verantwortlich, das entspricht nicht meiner Vorstellung«, erklärte Vereinspräsident Robert Reisinger Mitte September 2023 dazu in einem Interview.

Die sportliche Leitung hatte im Sommer ein Quartett aus dem früheren Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer sowie den Investoren-Vertretern »Saki« Stimoniaris, Anthony Power und Trainer Jacobacci in Eigenregie übernommen. Mit Argirios Giannikis präsentierte Werner rasch einen neuen Cheftrainer, dessen Name keine Zeitung vorher auf dem Zettel hatte. Der Deutsch-Grieche habe passgenau dem gesuchten Profil entsprochen, begründete Werner seine Wahl. Unter Giannikis gelang eine sportliche Kehrtwende. Schritt für Schritt kletterten die abstiegsbedrohten Löwen in sicherere Tabellenregionen. Auch in der Kabine und auf dem Trainingsplatz soll unter Giannikis eine andere Atmosphäre herrschen.

Zur kommenden Spielzeit erhält die Mannschaft des TSV 1860 München ein neues Gesicht. Zahlreiche auslaufende Verträge seien eine Chance, Dinge grundsätzlich neu zu denken und zu gestalten, erklärte Werner. Man wolle weiter Talente aus dem eigenen Haus in den Profikader integrieren und habe dafür in enger Abstimmung mit dem Nachwuchsleistungszentrum ein konzeptionelles Vorgehen für die kommenden Jahre etabliert. Für jede Position in der Profimannschaft soll im Hintergrund ein entsprechendes Talent ausgebildet werden. Bei der Kaderplanung für die neue Saison wäre der Klub bereits viel weiter als mancher Kritiker glaube, versicherte der promovierte Sportwissenschaftler.

Finanz-Geschäftsführer Mueller schnappte sich bei seinem Arbeitsantritt zunächst den Mannschaftsbus und kutschierte damit zu den Sponsoren nach Hause. Ein Zeichen der Wertschätzung, das bei der Zielgruppe offenbar gut ankam, denn die Erlöse aus Sponsoring-Aktivitäten hätten keinen Einbruch erlitten, berichtete Mueller der Zuhörerschaft. Auf der Geschäftsstelle versammelte er die Mitarbeiter um sich und lud sie zu einem Workshop ein, wo eine gemeinsame Arbeitsphilosophie und Haltung erarbeitet wurde, die künftig den Kurs des Klubs bestimmen soll. Die Ergebnisse in aller Ausführlichkeit als Präsentationsfolien dem Publikum in der Giesinger Alm zu zeigen, wirkte an manchen Stellen zu viel des Guten.

An einer organisatorischen und betriebswirtschaftlichen Restrukturierung der TSV München von 1860 GmbH & Co KGaA führe kein Weg vorbei, lautet das Fazit von Mueller, der wie sein Kollege Werner inspiriert und äußerst arbeitsfreudig wirkt. Dass sich die Geschäftsführer die theologischen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung als neues Motto für den Klub auserkoren haben, wirkt dann gar nicht mehr so zufällig. Schließlich werden sie eine Menge davon brauchen, auf ihrem Weg zur Wiedergeburt eines erfolgreichen Profifußballs beim TSV 1860 München.

(as)

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Artikel vom 25.04.2024
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