Archäologische Staatssammlung gibt spannende Einblicke

Lehel · 100.000 Jahre Mensch

Von außen schlicht mit Edelrost und innen riesig interessant: Die Archäologische Staatssammlung im Lehel wurde nach der Sanierung jetzt wiedereröffnet. Foto: © Archäologische Staatssammlung, Stefanie Friedrich

Von außen schlicht mit Edelrost und innen riesig interessant: Die Archäologische Staatssammlung im Lehel wurde nach der Sanierung jetzt wiedereröffnet. Foto: © Archäologische Staatssammlung, Stefanie Friedrich

Lehel · In der Lerchenfeldstraße 2, gleich hinter dem Bayerischen Nationalmuseum an der Eisbachwelle, befindet sich ein Museum, das Gegenstände zeigt, die Archäologen bei Ausgrabungen in Bayern gefunden haben: die Archäologische Staatssammlung.

Dort werden die Funde gesammelt und der Allgemeinheit präsentiert. Der Weg durch Bayerns Vergangenheit beginnt dabei mit Zeugnissen aus dem nomadischen Leben der Steinzeitmenschen und reicht bis zu den ersten Stadtbewohnern und Relikten aus der Neuzeit. Nach einer achtjährigen Generalsanierung erscheint die Archäologische Staatssammlung nun in neuem Gewand. Bei einem Festakt mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und dem bayerischen Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, wurde sie wiedereröffnet.

Fundstücke erzählen vom Alltag des Menschen

Die Kosten für die Generalsanierung und damit für die Wiederherstellung der Archäologischen Staatssammlung, die seit 1885 in der Vergangenheit zunächst unter dem Namen "Prähistorische Sammlung" existierte, beliefen sich auf rund 66 Mio. Euro. Auf insgesamt etwa 1.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche werden in der neuen Dauerausstellung auf zwei Ebenen mehr als 15.000 Objekte gezeigt, die Aufschluss über mehrere Tausend Jahre Menschheitsgeschichte geben. Vertreten sind Funde aus sämtlichen Abteilungen des Museums: Vor- und Frühgeschichte, Römerzeit, Mittelalter und Neuzeit, Numismatik sowie der Abteilung Mittelmeer und Vorderer Orient. Beginnend mit dem Erscheinen der ersten Menschen bis hin zu Karl dem Großen, erzählen die Fundstücke und Überreste vom Leben und Alltag der Menschen. Zu den Ausstellungshighlights gehören Figuren aus der Alt- und Jungsteinzeit, antike Grabausstattungen sowie keltische Münzschätze und die Werke der keltischen Kleinkunst.

Universalwerkzeug ist 100.000 Jahre alt

Ein Faustkeil aus Speckberg bei Zell a. d. Speck in Oberbayern ist mit einem Alter von über 100.000 Jahren das älteste Objekt im Museum. Als Universalwerkzeug diente es den Neanderthalern zum Kochen, zur Geräteherstellung, zum Bearbeiten von Fell und Leder. Das technische Wissen um die hochspezialisierte Herstellung des Faustkeils spiegelt den hohen Stand der Kultur bereits in den ältesten Tagen menschlicher Existenz. Das jüngste Objekt im Museum stammt aus München: Ein Serviergeschirr aus dem ehemaligen Café Deistler, das 1945 verschüttet wurde – gefunden bei Ausgrabungen am Marienhof 2012. Zu den herausragenden Stücken der Sammlung zählen zudem ein Mammutstoßzahn-Fragment mit graviertem Mammut (16.000-12.000 v. Chr.), das vielleicht als Jagdzauber gedient haben mag. Auch eine steinzeitliche Flöte aus Rehknochen (um 14.000-12.000 v. Chr.), das derzeit älteste Musikinstrument Bayerns, ist zu sehen, ebenso wie eine keltische Geldbörse mit Goldmünzen (3. Jh. v. Chr.), die vermutlich in Manching geprägt wurden – das älteste Geld aus Bayern! Auch eine Reitermaske der römischen Kaiserzeit (2. Jh. n. Chr.) und die Moorleiche aus Peiting (13.-14. Jh. n. Chr.) zählen zu den interessantesten Exponaten der Sammlung.

Archäologie zeitgemäß entdecken

Die wiedereröffnete Archäologische Staatssammlung präsentiert sich modern und lädt mit "digitalen Erlebnissen", Klanginstallationen und "Hands-on-Stationen" kleine wie große Museumsgäste zum spielerischen Entdecken mit allen Sinnen ein. Die spannenden Einblicke in die Menschheitsgeschichte sind auf zwei neuen Rundgängen zu erfahren: Rundgang 1 nimmt die Besucher mit ins "Archäologische Terrain", einer Welt voller Abenteuer. Hier kann die Archäologie als moderne, interdisziplinäre Wissenschaft entdeckt werden: Man erfährt viel über die bayerische Grabungslandschaft, die Arbeit der Archäologen und die Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur. Rundgang 2 zeigt die Fülle an Exponaten aus unterschiedlichen Epochen. Einige der Exponate werden künftig im Wechselsystem ausgetauscht, so dass man immer wieder neue Objekte zu Gesicht zu bekommt. Wechselnde Sonderausstellungen in Kooperation mit anderen Museen sind ab Herbst 2024 eingeplant und legen den Fokus auf einzelne Epochen oder besondere Kunstgattungen. Eine weitere Besonderheit sei noch erwähnt: Der Münchner Comic-Künstler Frank Schmolke hat für das "neue" Museum lebensgroße Zeichnungen gestaltet, die die Besucher auf unterhaltsame Art durch die Räume und Themen leiten.

Öffnungszeiten
Geöffnet ist das Museum dienstags bis samstags zwischen 10 und 17 Uhr sowie am Donnerstag und am Sonntag von 10 bis 19 Uhr. Montags ist geschlossen. Der reguläre Eintrittspreis beträgt für Erwachsene 7 Euro, ermäßigt 5 Euro. An Sonntagen zahlt man nur 1 Euro. Eine Jahreskarte kostet 45 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Eintrit frei. Die Zugänge sind barrierefrei.

red, mha

Artikel vom 23.04.2024
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