Diskussion um Alten Hof nach Beschluss im Planungsausschuss weiter offen

Zukunft des Vergangenen

Altstadt · Man stelle sich vor, jemand wollte die Frauenkirche ihrer Architektur und Funktion berauben.

Vermutlich würde ganz München Kopf stehen. Beim Alten Hof dagegen, dem ältesten Gebäudekomplex der ganzen Stadt, könnten schon bald solche baulichen und funktionalen Veränderungen bevorstehen, so befürchten viele Lokalpolitiker und auch Bürger.

– Schließlich hat der Freistaat bereits zwei Drittel der Burganlage an einen privaten Investor übergeben, der hier Wohnungen, Büros, Läden und Gastronomiebetriebe einrichten will. Inwieweit die Gestaltungsfreiheit des Investors dabei eingeschränkt sein wird – durch Vorgaben von Stadt und Freistaat – ist noch immer nicht geklärt. Auch die Beschlussvorlage, die letzten Mittwoch im städtischen Planungsausschuss diskutiert wurde, macht dazu keine klaren Aussagen. Das bereits mehrfach vom Stadtrat und dem zuständigen BA Altstadt/ Lehel geforderte Gesamtkonzept für beide Teile des Alten Hofs (des staatlichen und des Investorenteils) lässt die Vorlage bewusst außer Acht.

Erst nach einem Plangutachten für den Investorenteil könnten die vorgesehenen Nutzungen beider Teile »zu einem städtebaulichen und gestalterischen Konzept zusammengefasst werden«, so heißt es in der Vorlage. Der BA 1 ist da jedoch anderer Meinung.

Ein Gesamtkonzept muss im Vorfeld der weiteren Planungen erarbeitet werden, um dem Investor für sein Teilkonzept klare Linien vorzugeben und nicht umgekehrt, so die Ansicht der Stadtteilpolitiker. »Wir pochen damit auch auf den entsprechenden Stadtratsbeschluss vom 4. April 2000«, betonte Bezirksausschuss-Chef Wolfgang Püschel letzte Woche bei seiner Rede vor dem Planungsausschuss.

Ein erster Schritt in diese Richtung könnte das halböffentliche Symposium zur Zukunft des Alten Hofes sein, das Ende September stattfinden soll. – Also noch vor dem Architektenwettbewerb für den Investorenteil.

Sowohl der BA als auch das Münchner Forum begrüßen das Symposium als Chance, wichtige Grundsatzfragen zu klären. »Vor allem muss man über die Funktion des Alten Hofs im Stadtgefüge nachdenken«, meint Ursula Ammermann, die Geschäftsführerin des Forums, und fügt hinzu: »Der Alte Hof wird nicht von seiner Umgebung her geprägt, sondern er prägt selbst.«

Das Symposium sieht Ammermann auch als Zeitgewinn: »Es ist verdammt spät, aber noch nicht zu spät«, so ihre Einschätzung. Gemäß einem einstimmig beschlossenen Ergänzungsantrag der SPD im Planungsausschuss werden in das Symposium auch Erkenntnisse aus der Diskussion um das Berliner Stadtschloss einfließen.

Das bedeutet vermutlich auch: Über den vom Investor ins Auge gefassten Abriss der in den 50er Jahren neu erbauten Trakte des Alten Hofes – inzwischen ebenfalls denkmalgeschützte Bausubstanz – wird nochmals zu reden sein – und das auch mit der Öffentlichkeit. rme

Artikel vom 25.07.2002
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