Massive Kritik an Umbauplänen zum Tegernseer Platz

Giesing · Zu viele Nachteile

Dass die Stadt München einen Zugang zum U-Bahnhof Silberhornstraße zurückbauen will, sorgt für Unverständnis bei Bürgern und Fahrgastverbänden. Foto: Peter Oedinger

Dass die Stadt München einen Zugang zum U-Bahnhof Silberhornstraße zurückbauen will, sorgt für Unverständnis bei Bürgern und Fahrgastverbänden. Foto: Peter Oedinger

Giesing · Der Tegernseer Platz soll schöner werden – darüber dürfte bei den meisten Giesingerinnen und Giesingern Einigkeit herrschen. Mehr Grün, mehr Platz für Radler und Fußgänger, weniger Autoverkehr sehen die Pläne vor, die die Stadt schon vor einiger Zeit vorgestellt hat. Dass dafür aber ein Ein- und Ausgang zur U-Bahnstation Silberhornstraße entfallen soll, stößt bei vielen auf Unverständnis.

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Bereits 2017 hatte der Münchner Stadtrat die Aufwertung des Tegernseer Platzes beschlossen. Im Herzen Giesings gelegen, ist er ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, die Aufenthaltsqualität lässt jedoch zu wünschen übrig. Das soll sich ändern: Vorgesehen sind eine Aufenthaltsfläche mit vielen Bäumen, neue Fußgängerwege und ein Radweg, der nach Süden führt. Der Autoverkehr soll künftig auf eine Spur auf der Ostseite des Platzes reduziert werden. Die Kosten für den Umbau sollen sich auf acht bis zwölf Millionen Euro belaufen.

Ursprünglich wollte der Bauausschuss in der vergangenen Woche den Plänen zustimmen und damit den Umbau in die Wege leiten. Dies ist nun erst einmal vertagt worden, in die Vollversammlung des Stadtrats am 4. Oktober. Die SPD/Volt-Fraktion hatte die Vertagung angeregt, teilte Fraktionschefin Anne Hübner auf der Nachrichtenplattform X (früher Twitter) mit. Der Grund dafür: massive Kritik an den Plänen, von Fahrgastverbänden, Bürgern und auch Politikern. Diese entzündete sich vor allem daran, dass laut Beschlussvorlage der westlichste Zugang zum U-Bahnhof Silberhornstraße zurückgebaut werden soll. Der Ausgang führt von der U-Bahn direkt zur Tramhaltstelle Richtung Grünwald. Weil parallel zu den Tramgleisen ein baulich abgetrennter Radweg Richtung Süden entstehen soll, müsste der westliche Zugang künftig entfallen. Geplant wäre, dafür den mittleren Zugang zu verbreitern, heißt es in der Beschlussvorlage. Zudem müssten für den neuen Radweg vier große Bäume weichen.

"Sicherheitsrisiko" für Umsteigende

Der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr (AAN) und der Fahrgastverband PRO BAHN sehen in den Plänen "schwerwiegende Nachteile" für die Fahrgäste – insbesondere für jene, die zwischen Trambahn und U-Bahn umsteigen. Andreas Barth von PRO BAHN spricht gar von einem "Sicherheitsrisiko" und führt weiter aus: "Durch die Aufgabe des westlichen U-Bahnaufgangs müssten die Fahrgäste der Tram 25 in Richtung Süden beim Umsteigen von und zur U-Bahn künftig die Tramgleise queren. Dies würde öfters zu gefährlichen Situationen führen: Wenn Fahrgäste, die aus der U-Bahn kommen, eine wartende Tram Richtung Grünwald noch erreichen wollen, besteht die Gefahr, dass sie vor einer einfahrenden Tram der Gegenrichtung die Gleise überqueren." Da die Tram 25 alle fünf Minuten fahre, wäre diese Situation öfters gegeben, meint Barth. AAN und PRO BAHN kritisieren zudem, dass die Stadt keine Alternative zur Versiegelung des westlichen Ausgangs benannt habe. "Fahrradfahrer werden unnötig gegen Fahrgäste ausgespielt", warnt Berthold Maier vom AAN. Anne Hübner, Vorsitzende der SPD/Volt-Fraktion im Stadtrat, hat angekündigt, zeitnah mit den Fahrgastverbänden sprechen zu wollen.

CSU/FW-Fraktion will nicht zustimmen

Auch innerhalb des Münchner Stadtrats sind die Pläne für den Tegernseer Platz heftig umstritten. "Absolut kontraproduktiv für die Verkehrswende" sei es, wenn sich die Erreichbarkeit des ÖPNV an der Silberhornstraße verschlechtere, weil ein Zugang wegfalle, teilt die CSU/FW-Stadtratsfraktion mit. "Es ist der wichtigste Zugang für Fahrgäste, die zwischen Tram und U-Bahn umsteigen möchten", betont CSU-Stadtrat Andreas Babor. Ohne diesen Abgang werden die Wege unsicherer und der Umstieg komplizierter. Das trifft vor allem mobilitätseingeschränkte Personen.“ Die CSU/FW-Stadtratsfraktion gab an, den vorliegenden Plänen für den Umbau des Giesinger Verkehrsknotenpunktes nicht zuzustimmen.

Bürger protestieren gegen Baumfällungen

Viele Giesingerinnen und Giesinger wollen die Pläne der Stadt ebenfalls nicht einfach so hinnehmen. Melly Kieweg, im Stadtteil bekannt als Initiatorin der Bürgerinitiative "Mehr Platz fürs Leben", wäre als regelmäßiger Fahrgast vom Wegfall des westlichen Ausgangs an der Silberhornstraße selbst betroffen. Sie ist Mitglied im Bezirksausschuss 18 (Untergiesing-Harlaching) und hat dort einen Antrag zu den Umbauplänen gestellt. Das Stadtteilparlament möge doch den Stadtrat auffordern, den vorgesehenen Rückbau des Zugangs "nochmals zu überdenken", heißt es darin. Der Tegernseer Platz liegt zwar im Bezirk 17 (Obergiesing-Fasangarten), die Bezirke 5 (Au-Haidhausen) und 18 wären aber vom nach dem Umbau zu erwartenden Schleichverkehr ebenfalls betroffen. Der BA 18 hat nun für Montag, 9. Oktober, eine Sondersitzung zum Thema "Verkehrliche Neuordnung der Tegernseer Landstraße" einberufen, die um 17.30 Uhr im SBH-Sitzungsaal (Meindlstraße 14) stattfindet. Die Kritik der Bürgerinnnen und Bürger richtet sich auch gegen die geplante Entnahme der Bäume, die viele negativ sähen, betont Kieweg: "Es ist eine Farce, auf der einen Seite des Platzes alte Bäume abzusäbeln, um auf der anderen Seite neue zu pflanzen."

Grüne wollen an Plänen festhalten

Zeit, die Beschlussvorlage zu überdenken, hat sich die rot-grüne Stadtregierung zumindest ein wenig verschafft. Grünen-Stadtrat Christian Smolka betonte, die vorgeschlagene Planung berücksichtige die Belange aller Verkehrsteilnehmer. Der Wegfall eines von aktuell fünf U-Bahn-Zugängen gehorche, laut Smolka, "der Notwendigkeit, Trambahn-Haltestellen zukünftig auf längere Fahrzeuge mit größerer Kapazität auszurichten". Die Entfernung von Bäumen sei "wie immer schmerzhaft", könne jedoch an Ort und Stelle kompensiert werden, sodass letztlich sogar mehr Grünvolumen entstehe, ergänzt Smolka. Klar ist: Werden die Pläne noch mal über den Haufen geschmissen, verzögert sich der von vielen Giesingern lang ersehnte Umbau des Tegernseer Platzes um weitere Jahre.

Benjamin Schuldt

Artikel vom 26.09.2023
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