Das war früher nicht so einfach

Schliersee · Kühles Bier im Sommer

Der Biergarten lädt zur Erfrischung ein.  Foto: Markus Wasmeier

Der Biergarten lädt zur Erfrischung ein. Foto: Markus Wasmeier

Schliersee · Wenn unsere Besucher beim Erkunden des altbayerischen Dorfes zwischendrin bei den sommerlichen Temperaturen eine kleine Erfrischungspause in unserem Biergarten einlegen, ist bei den Erwachsenen unser selbstgebrautes Museumsbier aus der historichen Brauerei sehr beliebt und bei den jüngeren Gästen unsere hausgemachten Limonaden.

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Hätte ich schreiben sollen kühles Museumsbier oder kühle Limonade? Versteht sich doch von selbst, könnte man sagen und natürlich servieren wir die Getränke frisch aus der Kühlung.

Die Erfrischung musste sich früher hart verdient werden

Aber was wir heute als gegeben hinnehmen, war bis vor etwa 150 Jahren absolut nicht selbstverständlich. Es gab keine Kühlschränke und so mussten sich unserer Vorfahren etwas einfallen lassen, um das Bier auch im Sommer kalt zu halten. Da ging es vorrangig gar nicht um den Genuß eines frisch gezapften Bieres, sondern vor allem auch um die Lagerung. Viele von Ihnen kennen Sie vielleicht noch, die Bierkeller der Brauereien und auch deren Eiskeller. Bei den Münchner Brauereien sind einige noch erhalten und in den kleineren Städten und Dörfern auf dem Land kann man sie auch vereinzelt noch finden. Manchmal sind sie allerdings eingestürzt oder Modernisierungsmaßnahmen zum Opfer gefallen.

Aber wie funktionierte so ein Eiskeller? Zuerst einmal braucht man Eis und das gibt es bekanntlich nur im Winter. Die Brauer mussten also mit zahlreichen Arbeitern an einen zugefrorenen See ziehen und dort das Eis gewinnen. Dies geschah mit Hacken oder auch Sägen. Die dadurch entstandenen Eisschollen wurden zum Ufer geflößt, was nicht ganz ungefährlich war. Dort wurden die Eisblöcke auf Pferdefuhrwerke geladen und in die Eiskeller gebracht. Zusätzlich ummantelten die Männer das Eis mit Stroh oder Torf um es besser gegen die Sommerhitze zu isolieren.

Im Sommer konnte dann das Eis zur Kühlung eingesetzt werden. Sie sehen schon, es war damals ein mühsamer Prozess mit viel Muskelkraft, um im Sommer ein kühles Bier zu erhalten.

Das änderte sich mit Erfindung der Kältemaschine. Obwohl die erste Kältemaschine vermutlich von einem amerikanischen Arzt gebaut wurde, bringt man Carl von Linde heute damit in Verbindung. Zu Recht finde ich, denn er war der erste, der Kältemaschinen im größeren Stil baute und verbesserte, sodass die Nutzung wirtschaftlich wurde. Zuerst konnten sich nur große Brauereien eine solche Maschine leisten. Damit kühlten Sie ihre Lager, stellten aber zum Beispiel auch Stangeneis her, das bis in die 1950er Jahre an die Wirtshäuser geliefert wurde, die es zum Kühlen nutzten, bis dann mit der Zeit die Kühlaggregate und Kühlschränke erschwinglicher und somit verbreiteter wurden.

In unser Ausstellung »Strom im Wandel der Zeit« können Sie in den Küchen den Einzug der Haushaltshelfer nachvollziehen und im Biergarten können sie natürlich den Einsatz der Kältemaschinen direkt auf dem Gaumen spüren. Denn wenn wir in der historischen Brauerei auch arbeiten wie vor 300 Jahren, zum Eissschneiden an den Schliersee fahren wir nicht extra! Da nutzen auch wir im altbayerischen Dorf das Erbe von Carl von Linde. Werfen Sie einen Blick in die museumseigene Schöpfbrauerei und genießen Sie dann das frisch gezapfte kühle Bier oder auch die kühlen Limonanden. Eine Erfrischung, die es in sich hat.

Ich freue mich auf Ihren Besuch!
Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 19.08.2023
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