Am 25. Mai beginnt das 1. Münchner Schachfestival

München/Moosach/Laim · Ran an die Bretter!

Supergroßmeister Pavel Eljanov (links) aus der Ukraine ist der Topspieler beim 1. Münchner Schachfestival. Gedächtnisweltmeister Simon Reinhard hält Vorträge. Foto: bas

Supergroßmeister Pavel Eljanov (links) aus der Ukraine ist der Topspieler beim 1. Münchner Schachfestival. Gedächtnisweltmeister Simon Reinhard hält Vorträge. Foto: bas

München/Moosach/Laim · Fußball, Eishockey, Basketball auf hohem Niveau, im Vorjahr die European Championships: München ist eine Sportstadt durch und durch. Demnächst treffen sich in der Isarmetropole wieder zahlreiche renommierte Sportler aus aller Welt, die ihren Wettkampf aber nicht in Stadion oder Halle, sondern auf einem schwarz-weißen Brett austragen: Vom 25. Mai bis 7. Juni findet das erste Münchner Schachfestival statt.

Ob Großmeister, Nachwuchstalent oder Hobbyspieler: Das von den Schachfreunden München veranstaltete Festival soll Schachbegeisterte jeden Alters und jeder Leistungsstärke ansprechen. Zum Programm gehören neben zwei Hauptturnieren ein internationales Jugendturnier, drei Nebenturniere sowie eine Reihe von Vorträgen. So wird zum Beispiel der aus München kommende zweifache Gedächtnisweltmeister und Vereinsschachspieler Simon Reinhard erläutern, wie man sich Schachzüge besser merken kann. Außerdem besteht am 4. Juni die Möglichkeit, eine Simultanpartie gegen den Weltrekordhalter im Blindschach, Marc Lang, zu spielen. Wer bei den Turnieren zuschauen möchte, kann dies im Livestream oder vor Ort tun: Der Hauptspielort ist das Gymnasium München Moosach (Gerastraße 6), weitere Schauplätze sind die Jugendherberge München City (Winthirplatz 8) und das Alten- und Service-Zentrum Laim (Kiem-Pauli-Weg 22).

Das erste Hauptturnier, das 2. Laimer Pfingst-Open, startet am 26. Mai. Einen Tag später beginnt das 1. Internationale Münchner Jugend-Open für talentierten Schachnachwuchs aus aller Welt. Die letzten Runden finden alle ab 30. Mai am Hauptort des Festivals, im Gymnasium München Moosach, statt, wo am 31. Mai ein Blitzturnier das zweite Hauptturnier, das 1. Münchner Pfingst-Open, einläutet. Bei den großen Turnieren sind je zwei Gruppen vorgesehen – eine für die Spitzenspieler mit einer bestimmten Elo-Zahl und eine für schwächere Vereins- und Hobbyspieler.

"Zeit für ein großes Turnier"

Die Schachfreunde München gründeten sich 2018. Seitdem haben sie viel Zulauf bekommen, insbesondere von jungen Leuten. Die Einschränkungen während der Corona-Pandemie haben ebenso wie die Netflix-Serie "Das Damengambit" dazu beigetragen, das jahrhundertealte Brettspiel um König und Dame (wieder) populär zu machen. "Angefangen haben wir vor etwa fünf Jahren mit einem Schachkurs beim PSV München", erzählt der Vorsitzende Richard Holzberger, ein ausgebildeter Schachtrainer. Das Interesse bei Kindern und Jugendlichen war damals so groß, das daraus ein eigener Verein hervorging. Nachdem sie in der Pandemie vor allem online spielten, veranstalteten die Schachfreunde 2022 mit dem Laimer Pfingst-Open zum ersten Mal ein kleineres Turnier. "Jetzt war es Zeit für ein richtig großes Turnier", meint Holzberger. "Für uns ist das eine logische Entwicklung."

Als Nummer eins der Setzliste konnten die Schachfreunde den Supergroßmeister Pavel Eljanov gewinnen. Der Ukrainer stand 2010 auf Platz sechs der Weltrangliste. Er hat schon gegen Weltmeister Magnus Carlsen gespielt und weitere Schachgrößen wie Wesselin Topalow oder Hikaru Nakamura am Brett besiegt. Eljanovs Vater war ein Schachtrainer, der auch Bücher verlegte, die sich mit dem Strategiespiel befassen. "Es ist großartig, in München zu spielen", sagt Pavel Eljanov. "Das Niveau unter den Profis wird sehr hoch sein." Seine Heimatstadt Charkiv musste der 40-Jährige wegen der russischen Invasion verlassen. Jetzt tritt er für den Münchener SC 1836 in der Schach-Bundesliga an. Gerne würde Eljanov in München bleiben, derzeit sucht er eine Wohnung.

12 Jahre alter Internationaler Meister

Neben Stargast Eljanov und einem weiteren Supergroßmeister in Person von Alexey Sarana stehen renommierte Schachspieler aus aller Welt auf der Teilnehmerliste, zum Beispiel aus Kanada, Südafrika, Israel, Georgien, Argentinien, Bangladesch oder der Türkei, von wo der erst zwölf Jahre alte Internationale Meister Yagiz Erdogmus anreist. Nur etwa zehn Prozent aller Teilnehmenden werden Frauen sein, schätzen die Organisatoren.

Gut ein Drittel der Teilnehmer kommt aus Indien – ein Verdienst von Soham Das, der das Festival gemeinsam mit Richard Holzberger organisiert. Soham Das ist gebürtiger Inder und selbst Internationaler Meister. Seit 2018 lebt er in München, wo er an der Technischen Universität Schachvorträge hält. "Ich habe tausende Spieler in Indien angeschrieben und eingeladen", erzählt Soham Das. "Noch nie gab es so ein großes Schachturnier in München", betont der 20-Jährige. Den Gästen aus aller Welt bieten die Schachfreunde auch die Möglichkeit, die Stadt zu besichtigen. Sehenswürdigkeiten wie der Olympiapark oder das Schloss Nymphenburg liegen schließlich in der Nähe der Spielorte.

Um ein Turnier dieser Größe zu veranstalten, müssen die Schachfreunde einiges an Geld aufbringen, für die Saalmieten oder um Spielmaterial und Pokale zu beschaffen. "Es ist erstaunlich, dass dies ohne private Großsponsoren klappt", meint Richard Holzberger. "Einzig eine kanadische Lebensversicherung hat uns mit 500 Euro unterstützt." Der Verein führte ein Crowdfunding-Projekt durch, bei dem über 5000 Euro zusammenkamen. Von den Bezirksausschüssen Moosach, Laim und Neuhausen-Nymphenburg gab es finanzielle Zuschüsse.

Die Schirmherrschaft des Festivals hat Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter übernommen. "Mit einem knappen Dutzend Vereinen, die Schach anbieten, erfreut sich diese Sportart hier großer Beliebtheit", schreibt Reiter in einem Grußwort. München ist also durchaus eine Schachstadt – und ein Verein hat sogar neun deutsche Meisterschaften gewonnen: der FC Bayern.

Weitere Informationen zum Programm finden sich unter www.schachfestival-muenchen.de

Benjamin Schuldt

Artikel vom 19.05.2023
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