Karl Valentin & Kurt Schwitters - eine DADA-Collage

München · Hommage an Valentin

Das Werk von Karl Valentin wird in der Sonderausstellung von einem neuen Blickwinkel aus betrachtet und in Beziehung gesetzt zu Kurt Schwitters. Foto: Prof. Wörgötter

Das Werk von Karl Valentin wird in der Sonderausstellung von einem neuen Blickwinkel aus betrachtet und in Beziehung gesetzt zu Kurt Schwitters. Foto: Prof. Wörgötter

München · "Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische", hat das Universalgenie Karl Valentin einmal gesagt. Dass der Künstler Karl Valentin ebenfalls viel mehr als nur eine Facette zu bieten hat, kann man jetzt in einer neuen Ausstellung des Valentin-Karlstadt-Musäums eindrucksvoll erleben.

Anlässlich seines 75. Todestages eröffnet das ganz besondere Musäum im Tal 50 am Donnerstag, 9. Februar, die Sonderausstellung "Krautwurst & Weißwickel", die nicht nur eine Hommage an Karl Valentin ist, sondern ihn auch in Beziehung zu Kurt Schwitters, einem großen Dadaisten aus Niedersachsen, setzt. Beiden gemein sind nicht nur die dadistischen Züge ihrer Kunst, sondern auch das Sterbejahr: Kurt Schwitters verstarb am 8. Januar 1948, Karl Valentin kaum einen Monat später am 9. Februar 1948.

Der Dadaismus, der 1916 begründet wurde, stellte damals die gesamte bisherige Kunst in Frage. Überspitzung und Parodie waren die Stilmittel, mit denen der Dadaismus das bislang Tradierte in Frage stellte. Den Dadaismus als Ausgangspunkt nutzte eine Studentengruppe aus Augsburg rund um Prof. Michael Wörgötter, um sich den beiden Ausnahmekünstlern zu nähern, um zu sehen, wo es Überschneidungen in ihrem Werk gibt, ohne dass sich die beiden Künstler je begegnet waren.

Ausgestattet mit dem jeweiligen Gesamtwerk der beiden Künstler, mit Bild- und weiterem Textmaterial, ließen die Studenten Valentin und Schwitters sich »treffen« und für eigene Texte inspirieren. In einem kreativen und durchwegs analogen Prozess, der ebenfalls dadaistische Züge annahm, entstand eine Vielzahl von Collagen. Alleinstehend, oder auch in Kombination mit den Originaltexten von Valentin und Schwitters, entwickeln diese eine ganz eigene Dynamik. Projektleiter Prof. Wörgötter sagt dazu: „Die Studierenden haben sich über mehrere Monate hinweg ganz wunderbar auf das Werk von Karl Valentin und Kurt Schwitters eingelassen, Collagen erstellt und eigene Texte verfasst.“ Zu sehen sind in der Ausstellung rund 40 der Collagen, ergänzt durch Seiten aus dem Buch, eine Art »Making of« also dieses abenteuerlichen und wilden Projektes. Gemacht zum Gucken, Lesen, Wiedererinnern an zwei seelenverwandte Künstler: Karl Valentin und Kurt Schwitters. Zu sehen ist die neue Ausstellung bis zum Dienstag, 2. Mai.

Leben und Wirken von Karl Valentin

Geboren wurde Karl Valentin, der mit bürgerlichem Namen Valentin Ludwig Fey heißt, am 4. Juni 1882 in der Au. Seine Schulzeit beschrieb er später als "siebenjährige Zuchthausstrafe". Mit 15 Jahren absolvierte Valentin eine Tischlerlehre in Haidhausen. Die Fertigkeiten, die er hier erworb, nutzte er in seinem späteren Beruf als Schauspieler und Kabarettist zum Bühnenbau für seine Aufführungen.

Bis 1901 arbeitete er bei verschiedenen Schreinerbetrieben in München, aber seine Liebe gehörte der Bühne. Bereits ab 1897 trat er nebenbei als Komiker bei verschiedenen Veranstaltungen auf.

Im Jahr 1902 drückte er nochmals die Schulbank, allerdings diesmal um an der Varietéschule sein Handwerk als Komiker von der Pike auf zu lernen. In diesem Jahr trat er auch zum ersten Mal unter seinem Künstlernamen Karl Valentin auf. Bis er von seinem Beruf als Komiker leben kann, dauert es aber bis 1908. Nicht unerheblichen Anteil an seinem Durchbruch hatte der Münchner Wirt und Künstler Ludwig Greiner, der ihn dazu inspirierte, seine hagere Gestalt als "Skelettgiggerl" zu vermarkten.

Eine schicksalshafte Begegnung ereignet sich 1911, hier lernt er Elisabeth Wellano kennen, die später unter dem Künstlernamen Liesl Karlstadt mit ihm jahrzehntelang auftreten wird. 1912 dreht Karl Valtin seinen ersten Film ("Karl Valentins Hochzeit"), viele weitere sollten folgen.

1913 treten Karl Valentin und Liesl Karlstadt das erste Mal gemeinsam auf. Unzählige weitere Film- und Theaterprojekte folgen. Nicht nur auf der Bühne waren die beiden ein Paar, obwohl Karl Valentin seit vielen Jahren bereits mit Gisela Royes verheiratet war und es auch blieb.

1939 trennen sich die Wege von Liesl Karlstadt und Karl Valentin vorläufig. 1940 erfolgte sein vorerst letzter Bühnenauftritt während des Krieges. Im Krieg verlor Valetin seine Wohnung in München, die 1944 einem Bombenhagel zum Opfer fiel. Während der Kriegsjahre lebt er zurückgezogen und kann nach dem Krieg an seine alten Erfolge nicht mehr so recht anknüpfen. Daran ändert auch ein gemeinsamer Auftritt mit Liesl Karlstadt im Jahr 1947 nichts. Er stirbt schließlich an einem Rosenmontag 1948 an einer nicht auskurierten Lungenentzündung.

Was von ihm bleibt ist seine Arbeit, er selbst war dabei sein größtes Kunstwerk. Und wie sagte Karl Valentin: "Nieder mit dem Verstand - es lebe der Blödsinn."

Musäums-Infos
Das Valentin-Karlstadt-Musäum befindet sich im Tal 50, geöffnet hat es täglich außer mittwochs von 11 bis 18 Uhr, sonntags von 10 bis 18 Uhr. An jedem Samsta findet um 15.01 Uhr eine offene Führung durch das Musäum statt. Der Eintritt kostet 2,99 Euro für Erwachsene, 1,99 Euro für Kinder ab 6 Jahren. Kinder unter 6 Jahren und 99jährige in Begleitung ihrer Eltern haben freien Eintritt.

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