Am Dienstag beginnt wieder der Ernst des Lebens

Auf ins neue Schuljahr

Alles Gute zum Schulanfang. Foto: Markus Wasmeier

Alles Gute zum Schulanfang. Foto: Markus Wasmeier

Schliersee · »Man lernt nicht für die Schule, sondern für das Leben!«, so heißt es und ich weiß nicht wie es Ihnen ging, aber mich hat das als Schüler nicht immer überzeugt. Deswegen verstehe ich ganz gut, wenn der eine oder andere Schüler mit etwas gemischten Gefühlen auf kommenden Dienstag blickt.

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Andererseits freuen sich auch viele, endlich ihre Freunde wiederzutreffen, Ferienerlebnisse auszutauschen und vielleicht auch neue Klassenkameraden kennenzulernen. Besonders spannend ist das natürlich für die Erstklässler. Was erwartet mich? Mag ich den Lehrer oder die Lehrerin? Komme ich mit meinen Freunden in die Klasse? Ich finde es immer spannend, wenn ich in Schliersee die Erstklässler auf dem Schulweg sehe, am Anfang teils noch mit den Eltern, dann allein aber ganz brav und ordentlich. Aber schon nach wenigen Wochen ändert sich das Bild und die Kinder entdecken allerhand Abenteuer auf dem Schulweg. Während der eine noch etwas verträumt dem Pulk hinterher schlendert, spielen andere schon Verstecken oder sammeln Kastanien, die dann zu dieser Zeit zu finden sind. Früher war sogar noch mehr Platz für Spiel und Abenteuer auf dem Schulweg, denn auch von den entlegensten Dörfern gingen die Kinder zu Fuß zum Schulhaus. Einen Schulbus gab es nicht. Da hieß es oft schon im Dunkeln losgehen, gerade im Winter. Und Mittag musste man wieder alles zurücklaufen. Das war dann sicher nicht mehr ganz so lustig. Aber es hatte nicht nur Nachteile, die Kinder in etwas höheren Lagen konnten im Winter sogar mit den Skiern zur Schule fahren! Das hätte mir auch gefallen.

Auf dem Schulweg kann man viele Abenteuer entdecken

Aber nicht nur der Schulweg war damals ereignisreicher, auch die Unterrichtsbedingungen muten aus heutiger Sicht abenteuerlich an. Zum Beispiel waren mehrere Jahrgangsstufen im selben Klassenzimmer untergebracht. Da war es für die Kleinen schon schwierig, sich zu konzentrieren und sich auch körperlich durchzusetzen. Die Bänke waren fest mit den Tischen verbunden und geschrieben wurde auf Wachs- oder Schiefertafeln. Wenn man da beim Hineinstecken der Hausaufgabe nicht aufgepasst hat, konnte es vorkommen, dass in der Schule nichts mehr davon übrig war und es eine Strafe nach sich zog. Das ging vom »Pratzeln«, also dem auf die Finger klopfen mit einem Lineal, bis hin zum Knien auf ein Holzstück. Ein Bekannter hat mir erzählt, dass er in besonders schweren Fällen vom Lehrer sogar in die Kohlekiste gesteckt wurde, die im Klassenzimmer zum Beheizen des Ofens stand. Ach ja, die Heizung! Da wer es durchaus üblich, dass jeder Schüler ein Stück Holz mitbringen musste, damit genügend Heizmaterial da war.

So gesehen kann ich die Schüler von heute nur beglückwünschen, mittlerweile ist das alles unvorstellbar. Wer der Schulzeit in der Vergangenheit einmal näher auf den Grund gehen will, den darf ich herzlich einladen, zu einem Besuch bei uns im Freilichtmuseum. Wir haben ein paar historische Schulbänke, Schautafeln, Schulränzen und kleinere Utensilien im Riederhof ausgestellt. Auch Kinderspiele, wie Sie die Schüler früher gespielt haben, können bei uns ausprobiert werden. Und nach diesem »Schulweg« durch das altbayerische Dorf lädt das Wirtshaus »Zum Wofen« zur Stärkung ein. Während sich die Schüler mit frischer Kräuterlimonade erfrischen können, wartet auf die Erwachsenen unser selbstgebrautes Museumsbier. Vielleicht ist das ja eine Idee für einen Ausflug zum Schulanfang? Ich freue mich auf Sie und wünsche allen Schülern einen fröhlichen Schulstart!

Artikel vom 10.09.2022
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