Moosach international

Moosach · Migrationszentrum in der Heilig-Geist-Kirche eröffnet

Freuen sich über die Eröffnung des Migrationszentrums Moosach (von links): die pädagogischen Mitarbeiter Monika Maiburg und Joel Zambito, Kulturmittlerin Laila Salem und Dominik Grimm, Geschäftsführer der Diakonie. Foto: bs

Freuen sich über die Eröffnung des Migrationszentrums Moosach (von links): die pädagogischen Mitarbeiter Monika Maiburg und Joel Zambito, Kulturmittlerin Laila Salem und Dominik Grimm, Geschäftsführer der Diakonie. Foto: bs

Moosach · Dass Menschen aus aller Welt ihre Heimat verlassen müssen und in Moosach landen, ist eigentlich kein Grund zu feiern. Dass sie im Stadtbezirk jetzt einen festen Treffpunkt haben, schon. Am vergangenen Donnerstag hat die Diakonie München-Moosach ihr Migrationszentrum mit einem Empfang eröffnet.

Einige Treppenstufen geht es nach unten, in die hell gestalteten Kellerräume der Heilig-Geist-Kirche. Hier wartet ein Buffet mit orientalischen Köstlichkeiten, von Falafel bis Baklava. Aus der Musikanlage hört man arabische Lieder, später gibt im kleinen Innenhof der Gitarrist Irawo Lieder aus seiner Heimat Nigeria zum besten. Im neu eröffneten Migrationszentrum zeigt sich Moosach international – die Menschen, die hier eine Anlaufstelle bekommen, kommen neben Syrien und Nigeria aus Uganda, Äthiopien, Afghanistan, dem Iran und der Ukraine.

Ziel der seit über 30 Jahren bestehenden und seit 2016 unter dem Dach der Diakonie betriebenen Initiave „Miteinander leben in Moosach“ ist es, geflüchteten Menschen aus anderen Ländern beim Übergang von der Gemeinschaftsunterkunft in ein eigenständiges Leben zu unterstützen. Zum Angebot gehören Beratung aller Art, Hilfe bei Behördengängen sowie Sprach- und Alphabetisierungskurse.

Bisher war die Diakonie dafür auf externe Räume angewiesen. Durch das neue Zentrum werden auch Kinderbetreuung, Musikabende, Kochtreffs, Diskussionsrunden und schlicht mehr Begegnungen zwischen den Menschen möglich. "Wir verfolgen kein starres Konzept", erklärt Dominik Grimm, Geschäftsführer der Diakonie München-Moosach. Vielmehr sollen die Geflüchteten selbst entscheiden, welche Angebote sie haben möchten – und das Migrationszentrum gemeinsam mit den haupt- und ehrenamtlichen Helfern beleben.

Aktuell hat die Flüchtlingshilfe drei hauptamtliche Mitarbeiter. Während sich Monika Maiburg vor allem um die Deutschkurse kümmert – diese gibt es für arabische und seit kurz nach Kriegsbeginn auch ukrainische Muttersprachler – berät Joel Zambito bei Alltagsproblemen aller Art, wie beim Ausfüllen von Formularen. Die meisten Menschen, die Zambito um Rat bitten, sind seit einiger Zeit in Deutschland und haben bereits eine eigene Wohnung. Im deutschen Behördendschungel, der schon vielen Einheimischen suspekt ist, brauchen sie dennoch Hilfe.

Die Kulturen zusammenbringen

Als Dritte im Bunde der professionellen Helferinnen und Helfer ist Laila Salem als sogenannte "Kulturmittlerin" tätig. Sie stammt aus Ägypten, ist arabische Muttersprachlerin und versucht, die unterschiedlichen Mentalitäten zusammenzubringen – also etwa die arabische Kultur mit deutschen Gepflogenheiten. "Das ist sehr spannend", sagt sie. Dabei mache es einen Unterschied, ob die Geflüchteten aus einer größeren Stadt oder vom Land kommen, erläutert Salem. So sei zum Beispiel die syrische Hauptstadt Damaskus sehr interkulturell. Wer aus einer solchen Metropole stammt, habe es einfacher, sich in München einzuleben als Menschen, die zuvor in kleinen Dörfern daheim waren.

Für das Eröffnungsfest haben fünf syrische Frauen Essen aus ihrem Heimatland vorbereitet. Das reichhaltige Buffet lockt mit pikanten Hauptspeisen wie Falafel oder Fatayer, einer Art arabischen Pizza, die es mit Fleisch sowie vegetarisch mit einer Paprika-Paste oder einer Paste aus Majoran und Sesam gibt. Besonders schmackhaft: die süßen Desserts wie Baklava oder gefüllte Datteln. Im Gegenzug hat Laila Salem die syrischen Frauen bereits mit der deutschen Küche bekanntgemacht, zum Beispiel mit Sauerkraut.

Aus dem Lautsprecher erklingen Lieder von Fairuz, einer Sängerin aus dem Libanon, die im gesamten arabischen Raum sehr populär ist. Arabische Lieder seien oft von Wehmut und Schmerz geprägt, erklärt Laila Salem. Wie wehmütig die Menschen im Migrationszentrum an ihre Heimat denken, welche schmerzvollen Dinge sie dort oder auf ihrer Flucht erlebt haben – das kann man nur erahnen. In ihrer neuen Heimat Moosach haben sie nun zumindest eine feste Anlaufstelle für Ratschläge und einen Treffpunkt, um sich mit anderen auszutauschen.

Soziallotterie hilft, Spender gesucht

Die Räume hat die Heilig-Geist-Gemeinde gegen eine, laut Diakonie "ortsübliche Miete" überlassen, die Angebote werden von der Stadt München gefördert. Die Ausstattung mit Tischen, Stühlen und Lernmaterial hat rund 24.000 Euro gekostet, wobei die Hälfte die Soziallotterie GlücksSpirale übernommen hat. Weitere Förderanträge bei der Landeshauptstadt sind gestellt, mindestens 3.000 Euro muss die Diakonie aber selbst stemmen und ist dafür auf Spenden angewiesen. Wer spenden möchte, findet Informationen unter www.diakonie-moosach.de

Benjamin Schuldt

Artikel vom 05.07.2022
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