Ausstellung des japanischen Kollektivs Dumb Type im Haus der Kunst

München/Lehel · Kritik an Konsumgesellschaft

Die Ausstellung vom Künstlerkollektiv "Dumb Type" im Haus der Kunst, bringt den Besucher mit audiovisuellen Reizen zum Nachdenken. Foto: Kazuo Fukunaga

Die Ausstellung vom Künstlerkollektiv "Dumb Type" im Haus der Kunst, bringt den Besucher mit audiovisuellen Reizen zum Nachdenken. Foto: Kazuo Fukunaga

München/Lehel · Das Haus der Kunst präsentiert eine neue ortsspezifische Ausstellung des japanischen Kollektivs Dumb Type.

Das 1984 von Studierenden der Kyoto City University of Arts gegründete Kollektiv Dumb Type setzt in seinen vielfältigen Installationen und Performances häufig Bilder aus dem Cyberpunk ein, um eine hochgradig „informatisierte“ Konsumgesellschaft zu kritisieren, die durch die unaufhörliche Datenflut und technologische Entwicklung gleichzeitig passiv und stumm geworden ist: Individuen, die „mit Informationen überschüttet werden, ohne etwas zu begreifen“ (Teiji Furuhashi). Durch diese Perspektive auf Kommunikation – oft arbeiten sie in mehreren Sprachen, reden in bedeutungslosen Lauten oder versuchen, indirekt mittels Technologie zu kommunizieren – haben sich Dumb Type stets gegen das Schubladendenken gewehrt. Dies gilt sowohl für die Akteur*innen der Gruppe als auch für ihre Arbeit, über bis dahin unumstößliche Kategorien wie Nationalität, Geschlecht oder Ableismus hinweg.

Im Zentrum der umfangreichen Arbeit von Dumb Type steht die ständige Auseinandersetzung mit der Verschränkung des technologischen Fortschritts und des Körpers. Die visionären Performances und Installationen von Dumb Type stützen sich auf die Tradition von Künstler*innekollektiven wie Jikken Kobo (1951-57), Gutai (1955-72) und Hi-Red Center (1963-64). Zudem wenden sie die konfrontativen Strategien des Butoh- oder Angura-Theaters an. Nicht zuletzt deshalb sind Dumb Type stets an der Spitze der Debatten über Identität und Sexualpolitik in Japan und auf der ganzen Welt. Sie konfrontieren das Publikum direkt mit Tabuthemen wie Identitätsbildung, der Allgegenwärtigkeit von Überwachungs- und Kommunikationstechnologien oder dem Trauma, das durch globale Gesundheitskrisen wie HIV/AIDS hervorgerufen wird (eine Krankheit, die 1995 auf tragische Weise das Leben eines ihrer Gründer, Teiji Furuhashi, forderte). Die Ausstellung kann bis 11. September besucht werden.

Tänzerische Außeinandersetzung mit der Ausstellung

Tanz und Choreografie spielen in der Arbeit des japanischen Kunstkollektivs Dumb Type von jeher eine große Rolle. Gemeinsam mit Münchner Performer*innen setzt sich der Choreograf David Russo mit dem bewegten Körper in Dumb Types Werk auseinander.

Die performativen Environments von Dumb Type arbeiten an den Schnittstellen von Theater, Tanz, bildender Kunst und Klangexperiment, beeinflusst von zeitgenössischen kulturellen Debatten und aktivistischer Politik. Die inter­dis­zi­plinären Arbeiten prägten nicht nur den zeitgenössischen japanischen Tanz, sondern sprengten auch traditionelle Grenzen des japanischen Theaters der 1980er und 90er Jahre. Dumb Type nutzen Tanz als Strategie, um soziopolitische und kulturelle Kontexte in ihre Arbeit einzu­schreiben. Sie schaffen so eine Erweiterung von Zeit und Raum, und visualisieren den zunehmenden Ansturm audiovisueller Reize, den Massenkonsum und die schnelle Technologisierung des menschlichen Körpers in ihren spektakulären multisensorischen Umgebungen.

Das Haus der Kunst lädt nun den Choreografen und Tänzer David Russo ein, gemeinsam mit Münchner Performer*innen eine improvisatorische Reaktion auf die Arbeit von Dumb Type zu konzipieren und auf die Art und Weise, wie sie den Körper als Mittel für soziopolitische Kom­men­tare einsetzen. Sie werden den sich bewegenden Körper in der Arbeit des Kunstkollektivs untersuchen und die Arbeit mit den Mitteln des Tanzes erforschen. Die Performance bringt so den physischen Körper, Schlüsselelement der künstlerischen Praxis von Dumb Type, zurück ins Museum und lässt ihn mit dem Ausstellungsraum inter­venieren.

Die Performance wird am Donnerstag, 23. Juni, gleich drei Mal, um 19, 20 und 21 Uhr im Haus der Kunst (Prinzregentenstraße 1) präsentiert. Sie dauert zirka 20 Minuten. Der Eintritt kostet 8 Euro. Eine Anmeldung unter ist erforderlich. Am Tag der Performance ist der Besuch der Ausstellung „Dumb Type“ mit einem Performanceticket kostenfrei möglich. Mehr Informationen gibt es unter http://www.hausderkunst.org/

Artikel vom 13.06.2022
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