Vom Aus bedroht

Milbertshofen · Einrichtung der Jugendhilfe benötigt neue Räume

Hoffen auf eine zeitnahe Lösung für die Fahrradwerkstatt (von links): Magdalena Pemler (Sozialarbeiterin), Jan Lalleike (Fahrradservice), Fritz Winbeck (Leiter Werkstatt R18), Steffi Göppl (Fahrrad-Recycling) und Mario Karpe (Werkstatt R18). F: EJM

Hoffen auf eine zeitnahe Lösung für die Fahrradwerkstatt (von links): Magdalena Pemler (Sozialarbeiterin), Jan Lalleike (Fahrradservice), Fritz Winbeck (Leiter Werkstatt R18), Steffi Göppl (Fahrrad-Recycling) und Mario Karpe (Werkstatt R18). F: EJM

Milbertshofen · Es könnten die letzten Wochen einer Erfolgsgeschichte der Münchner Jugendhilfe sein: In der "Werkstatt R18 – Fahrradservice" der Evangelischen Jugend München bekommen Jugendliche mit Schwierigkeiten die Chance auf eine gute Ausbildung.

> Das wird gesucht:

Doch die mehrfach ausgezeichnete Einrichtung steht vor der Schließung, weil der Mietvertrag für die Werkräume am Wallensteinplatz 2 Ende Juni ausläuft. Die vergangenen Sommer gestartete Suche nach neuen Räumen blieb bisher ergebnislos, eine neue Bleibe ist nicht in Sicht. Um den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten, benötigt die Einrichtung bis 31. März eine Lösung.

"Das braucht einfach Platz"

"Wir sind Radlwerkstatt – Verkäufer und Bildungsträger in einem – unser Schwerpunktbereich ist das Recycling. Das braucht einfach Platz", erklärt Friedrich Winbeck, Leiter der R18, die Schwierigkeit bei der Suche. "Und wir sind ein Betrieb für Menschen aus der Umgebung."

Insgesamt zwölf Maßnahmeplätze bietet die Werkstatt an: vier Ausbildungsplätze sowie acht so genannte Qualifizierungsmaßnahmen. Bei diesen Qualifizierungsmaßnahmen handelt es sich um eine Vorstufe zur Ausbildung. "Wir helfen den jungen Menschen, die vom Jobcenter oder von der Arbeitsagentur kommen, Struktur in ihren Alltag zu bringen und sie zu stärken", sagt Sozialarbeiterin Magdalena Pemler. Ziel sei es, sie auf eine Ausbildung oder Arbeitsstelle vorzubereiten.

Seit 1985 können Jugendliche und junge Erwachsene, die Probleme haben, eine Lehrstelle zu bekommen, in der R18 eine Ausbildung machen. Viele kommen aus schwierigen Familienverhältnissen, haben psychische Beeinträchtigungen oder sind aus ihren Heimatländern geflohen. Die dreieinhalbjährige Ausbildung zum Zweiradmechatroniker endet mit dem Gesellenbrief. Von 2011 bis 2021 waren 251 junge Menschen in den Maßnahmen. 55 Prozent davon konnten anschließend in eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit (Ausbildung oder Arbeit) oder in ein weiterführendes schulisches Angebot vermittelt werden.

"Jugendliche vor dem Nichts"

Die Zeit drängt. "Wenn wir keine neuen Räume finden, dann stehen zwölf junge Menschen im Juli vor dem Nichts", bringt es Magdalena Pemler auf den Punkt. Es seien Jugendliche und junge Menschen, die sich aus zum Teil sehr schwierigen Verhältnissen herausgearbeitet hätten. Das alles stehe nun auf dem Spiel. Dabei kann sich Pemler vor Anfragen nach einem Maßnahmeplatz kaum retten. "Durch die Coronapandemie hat das Fahrrad noch einmal einen Aufschwung erlebt. Außerdem spielt auch das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle. Die Interessenten rennen mir die Tür ein", sagt sie und betont: "Wir sind mehrfach ausgezeichnet mit dem Gütesiegel ,Berufliche und Soziale Integration'". Festgelegt auf den Stadtbezrik Milbertshofen-Am Hart seien sie bei ihrer Suche nicht. "Es wäre aber ideal, wenn wir Räume finden, die mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sind." Magdalena Pemler klingt verzweifelt, aber: "Ich habe noch Hoffnung."

"Immer ein offenes Ohr"

"Hier findest du immer ein offenes Ohr und Unterstützung. Das kenne ich so nicht von anderen Ausbildungen, die ich angefangen habe", erzählt Maximilian, der im Sommer seinen Abschluss als Fahrradmonteur machen wird. "Ohne die R18 hätte mein Weg nicht funktioniert." Weitere Informationen unter www.werkstattr18.de im Internet. tab

Das wird gesucht
Die "Werkstatt R18" ist eine von der Stadt München und der Evangelischen Jugend München getragene Einrichtung der betrieblichen Jugendhilfe. In der Radlwerktstatt werden rund 2.300 Reparaturen pro Jahr durchgeführt und etwa 140 verkehrssichere Fahrräder jährlich verkauft. Sowohl die Stadt als auch die evangelisch-lutherische Kirche haben sich in die Suche eingeschaltet.
Um ihr Konzept weiterzuführen, braucht die Werkstatt zwischen 500 und 1.000 Quadratmeter Fläche, im Notfall kann das Konzept reduziert mit 500 Quadratmetern umgesetzt werden. Eine ideale Aufteilung sähe folgendermaßen aus: ca. 350 Quadratmeter zusammenhängende Laden-, Werkstattfläche, ca. 300 Quadratmeter Büros und Sozialräume sowie ca. 250 Quadratmeter Lagerfläche. Fahrradläden im Industriegebiet oder ein Ladengeschäft im Erdgeschoss eines Wohnhauses sind deshalb nicht geeignet. Infos und Kontakt unter www.R18retten.de

Artikel vom 09.02.2022
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