Revierförster Marcus Nißl spricht über den Wald der Zukunft

Klimafeste Wälder

Marcus Nißl ist Revierförster und zeigte den versammelten Waldbesitzern, worauf es in Zukunft ankommt. Foto: kw

Marcus Nißl ist Revierförster und zeigte den versammelten Waldbesitzern, worauf es in Zukunft ankommt. Foto: kw

Erding-Landkreis · Die Wälder im Kreis Erding müssen klimafest werden. Rainer Mehringer, Kreisvorsitzender der Waldbesitzervereinigung, muss dabei in Zeiträumen denken, die für Politiker schwer fassbar sind: Eine Tanne braucht, bis sie hiebsreif ist, rund 80 Jahre.

Wenn dann einer mit der Kettensäge kommt, wird nach den von Mehringer zitierten allgemein bekannten Voraussagen auch im Kreis Erding ein Klima herrschen, das etwa dem der nördlichen Toskana entspricht. Die Kettensäge, im Volksmund „Fichtenmoped“ geheißen, braucht dann auch einen anderen Spitznamen, weil es die Fichte dann kaum noch geben wird. Sie wird in Teilen von der Tanne verdrängt sein, weil diese sich als klimarobuster heraus gestellt hat.

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Bei einer Lehrveranstaltung der Waldbesitzervereinigung, bei der Revierförster Marcus Nißl auch die Anforderungen dieser Baumart vorstellte und berichtete, wie ein Waldbesitzer diese Bäume erfolgreich „hoch bringt“. Das geht am besten mit Naturverjüngung, was allerdings das Vorhandensein von ersten Tannen voraussetzt. „Sie können mit dem Licht spielen“, so der Förster. Wenn oben noch ein alter Fichtenbestand ist und darunter der neue Wald schon aufkommt ist das für ihn ideal. Kahlschlagflächen oder – schlimmer – Sturmflächen haben bei der Wiederaufforstung immer die Schwierigkeit, dass zu viel Licht am Boden ist.

Folge: Die Brombeere macht sich breit, aber auch Gras. Letzteres ist ideales Versteck für einen anderen Waldbewohner, den der Förster aber auch gern kurz halten möchte: „Dann bekommen Sie Probleme mit der Maus.“ Es geht aber auch anders, und das konnten die Teilnehmer an der Runde ebenfalls lernen: Buchen, in Reihen gepflanzt, unter den vorhandenen Fichtenbestand. Wenn dann allerdings von diesen Fichten welche geschlagen werden sollen ist das eine Arbeit, die der Förster „hohe Kunst“ nannte, denn man will ja von dem jungen Buchenbestand nichts mehr kaputt machen. Aber es geht, und das ist dann Arbeit echter Profis.

Und denen, so der Rat des Försters, sollte man das Geschäft dann auch wirklich überlassen. Die Gruppe konnte aber auch lernen, was bei der Tanne noch zu beachten ist: Rehwild mag sie nämlich auch, mit der Folge von Verbissschäden. Gegen diese gibt es Mittel: Eine weiße Farbe, die die Viecher nicht mögen.

Folge: Der wertvolle Mitteltrieb wird in Ruhe gelassen. Wenn aber der Bock kommt und den Bast vom jungen Gehörn wegbringen, „fegen“ möchte, dann kann es gut sein, dass von einem jungen Baum nur noch eine Ruine übrig bleibt. Mehringer jedenfalls war wenig erbaut von diesem Anblick, auch wenn es nicht sein Wald, sondern der der Heiliggeist-Stiftung war. Die Erkenntnis aus diesem Anblick ist so alt wie die organisierten Waldbesitzer: Es geht nicht ohne den Jäger, der bei zu hohem Wildbestand einfach eingreifen muss. Dass im konkreten Fall der Wille dazu da ist konnten die Teilnehmer an der Runde schon daran sehen, dass es Hochsitze in unmittelbarer Nähe gibt. kw

Artikel vom 26.11.2021
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