Der Wandel in der Stadt

BMW Group möchte im Stammwerk künftig nur noch E-Autos produzieren

Das BMW Stammwerk in München. Hier wird sich in den kommenden Jahren ein wichtiger Strukturwandel hin zur E-Mobilität vollziehen. Foto: Tanja Beetz

Das BMW Stammwerk in München. Hier wird sich in den kommenden Jahren ein wichtiger Strukturwandel hin zur E-Mobilität vollziehen. Foto: Tanja Beetz

München/Milbertshofen · Mitten im städtischen Umfeld, in Milbertshofen zwischen Olympiadorf und Mittlerem Ring, liegt das BMW Stammerwerk. Hier soll sich in den kommenden Jahren ein wichtiger Strukturwandel vollziehen. Das Ganze firmiert unter dem Schlagwort "Urbane Produktion" und bedeutet nichts anderes als die Transformation hin zur Elektromobilität. Das Stammwerk soll entsprechend vorbereitet und umgebaut werden.

Verlagerung des Motorenbaus

Vor weniger als einem Jahr wurde die Weiterentwicklung des BMW Group Werks München in Richtung Elektromobilität angekündigt: Eine neue Fahrzeugmontage sowie ein neuer Karosseriebau werden gebaut, der Motorenbau in die weiteren Standorte im Produktionsnetzwerk verlagert. Seitdem haben bereits mehrere hundert Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz gewechselt und sind jetzt auch an anderen Standorten tätig. Die Produktion der Vierzylinder-Motoren zieht Ende dieses Jahres an die Standorte Hams-Hall in Großbritannien und Steyr in Österreich um. Spätestens 2024 soll die Verlagerung des Münchner Motorenbaus abgeschlossen sein. Erst kürzlich ist der i4, das erste vollelektrische Auto von BMW, das an seinem Stammsitz gebaut wird, vom Band gelaufen. 200 Millionen Euro investierte das Unternehmen für die Integration des i4 in die bestehende Produktionsstruktur. Das Fahrzeug ist ein wichtiger Wegbereiter für die Neue Klasse, die ab Mitte des Jahrzehnts auch im Werk München Einzug halten und kompromisslos auf elektrische Antriebe ausgerichtet wird.

Architekturwettbewerb bis Anfang 2022

Im Oktober wurde ein internationaler Architekturwettbewerb für das Projekt "Urbane Produktion" gestartet, an dem sich sechs Architekturbüros beteiligen: Allmann Sattler Wappner (München), Ernst Niklaus Fausch (Zürich), HENN (München), OMA (Rotterdam), Spacecouncil (Zürich) sowie +3XN (Kopenhagen). Die Ergebnisse des Wettbewerbs sollen zu Beginn des Jahres 2022 vorliegen. Der Gewinner wird durch ein hochkarätiges Preisgericht, unter Beteiligung des Oberbürgermeisters der Landeshautstadt München, Dieter Reiter, und von Vorstandsmitgliedern der BMW Group, gewählt. Das Verfahren erfolgt im engen Austausch mit der Landeshauptstadt München. Vor und nach dem Wettbewerb sind Informationsveranstaltungen mit den Anwohnern geplant.

"Nachbarschaft und Nachhaltigkeit"

"Mit dem Wettbewerb möchten wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommen und uns aktiv an der Quartiersentwicklung rund um das Werk beteiligen. Damit schaffen wir ein langfristig zukunftsfähiges Arbeits- und Produktionsumfeld. Dabei richten wir unseren ganzheitlichen Blick vor allem auf die Aspekte der verkehrlichen Anbindung, Nachbarschaft und Nachhaltigkeit", so Nicole Haft-Zboril, Leiterin des Immobilienmanagements der BMW Group.

Die gute Nachbarschaft betonte Falko Eschenlohr von der BMW Group, der gemeinsam mit Philip Krüger das Projekt in der Sitzung des Bezirksausschusses (BA) 11 Milbertshofen-Am Hart vorstellte. Das Stammwerk, das im kommenden Jahr seinen 100. Geburtstag feiert, sei damals auf der grünen Wiese gebaut worden. Dann sei die Stadt dazugekommen. "Die Stadt hat das Werk in den vergangenen 100 Jahren liebevoll umarmt", so Eschenlohr. Der Erfolg von BMW sei auch der Erfolg der guten Nachbarschaft. Das Stammwerk liege nur rund sechs Kilometer vom Marienplatz entfernt. "Wir wollen nicht auf die grüne Wiese, sondern wollen eine industrielle Schöpfung in Innenstadtlage." Ziel sei ein Produktionscampus im städtischen Umfeld mit mehreren offenen Bereichen.

Zukunftsbild der nächsten 100 Jahre

Die Ergebnisse aus dem Architekturwettbewerb würden in einen Masterplan einfließen. "Der Masterplan soll das Zielbild dafür sein, wo wir hinwollen", so Eschenlohr weiter. Es gelte, das Zukunftsbild für die nächsten 100 Jahre zu generieren.

Leo Meyer-Giesow (Freie Wähler/ÖDP) regte im Anschluss an die Präsentation im BA an, das Projekt noch bekannter zu machen. "Ich wohne selbst im Olympiadorf. Die Vernetzung ist noch nicht so angekommen", sagte er. Man solle die Leute "jenseits von sozialen Medien erreichen."

Ruf nach Werkswohnungen

Von Seiten der SPD kam die Frage auf, ob Werkswohnungen und Wohnheime für Auszubildende in die Planungen miteinfließen. "Die Frage", sagte Eschenlohr, "ist berechtigt. Wohnen hat einen hohen Stellenwert." Man habe das Thema mit der Stadt diskutiert. Derzeit sehe man aber keine Veranlassung dafür, da im Umfeld, etwa in der Eggartensiedlung und auf dem alten Werksgelände der Knorr-Bremse, viele neue Wohnungen entstünden. "Werkswohnungen sind nicht im Wettbewerb berücksichtigt."

"Wir freuen uns, dass wir diesen Weg beschreiten. Das ist eine ganz große Chance und tolle Aufgabe", sagte Falko Eschenlohr mit Blick auf die "Urbane Produktion". "Wir halten Sie auf dem Laufenden", versprach er dem Gremium. tab

Artikel vom 14.11.2021
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