Das Haus in Orange

Ein Ort der Kultur und Kulturen - Programm bis Ende des Jahres

Dr. Diana Koch ist seit 2014 als Geschäftsführerin des Kulturhauses Milbertshofen tätig. Foto: Tanja Beetz

Dr. Diana Koch ist seit 2014 als Geschäftsführerin des Kulturhauses Milbertshofen tätig. Foto: Tanja Beetz

Milbertshofen · Was haben das Kulturhaus Milbertshofen und das Münchner Nationaltheater gemeinsam? Beide haben einen Bühneneingang. An der Seite, für die Künstler. Hier führt sie ihr Weg zu den Garderoben und – ganz klar – zu den Bühnen. Und hier können am Ende der Aufführungen Fans warten, um ein Autogramm von ihren Stars zu ergattern.

"Toller Stadtteil"

Das Kulturhaus Milbertshofen am Curt-Mezger-Platz 1 ist ein Haus für die Kultur und die Kulturen. Dr. Diana Koch, seit 2014 Geschäftsführerin der Einrichtung, sitzt in ihrem Büro im dritten Stock. "Milbertshofen ist ein toller Stadtteil", schwärmt sie. Menschen aus verschiedenen Ländern leben hier zusammen. "Sie achten aufeinander, übernehmen Verantwortung füreinander", sagt Diana Koch. "Ich lebe selbst hier, nicht weit entfernt vom Kulturhaus." Obwohl das Haus pandemiebedingt seit Monaten geschlossen ist, hat die Geschäftsführerin viel zu tun. Sie schaut nach vorne. "Ich plane gerade das Programm bis Ende des Jahres." Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, basteln in der Weihnachtszeit, all das soll wieder anlaufen. Auch Outdoorveranstaltungen wie Stadtführungen und Radtouren seien geplant. "Wir sind ein tolles Team im Kulturhaus, wir haben Hausmeister, die immer alles perfekt vorbereiten", so Koch weiter. "Jede unserer Veranstaltungen wird intensiv begleitet, das hat Tradition. Der Grundstein dazu wurde schon von meinen Vorgängern gelegt."

Träger der Einrichtung ist der Trägerverein Kulturhaus Milbertshofen (TKM). In dem von der Landeshauptstadt München zur Verfügung gestellten Haus werden nicht nur kulturelle Veranstaltungen angeboten, es können auch Seminare und Sitzungen sowie große Tagungen durchgeführt werden. Zudem stehen verschiedene Räume zur Miete zur Verfügung, etwa für Feiern. "Mit der Vermietung der Räume wird das Stadtteilprogramm finanziert", sagt Diana Koch. "Alle Stadtteilhäuser organisieren ihr Programm autark."

"Wir haben viel jongliert"

Die Corona-Pandemie hat das kulturelle Leben im vergangenen Jahr voll erwischt. So natürlich auch das Kulturhaus. Die Geschäftsführerin verdeutlicht das an Zahlen. "Im Jahr 2019 hatten wir 54.560 Besucher und rund 1.700 Veranstaltungen, im vergangenen Jahr waren es 15.200 Besucher und circa 620 Veranstaltungen", sagt sie. "Das war schon hart, wir haben viel jongliert." Doch Koch versucht, immer auch das Positive aus einem Ereignis zu ziehen. So wolle man beispielsweise verstärkt einen digitalen Weg im Kulturhaus gehen, die Homepage entsprechend ausbauen. "Wichtig ist aber, dass wir nicht nur digital sind, sondern auch analog." Das eine sei durch das andere nicht zu ersetzen, es seien vielmehr zwei Beine, auf denen man gehen müsse. "Ich sehe das Ganze evolutionär. Das Virus ist da und wir müssen alle damit leben. Wir haben das Potzenzial, etwas Positives daraus zu ziehen und vor allem haben wir Verantwortung füreinander."

Dieser Verantwortung war man sich im Kulturhaus von Anfang an bewusst. Wer das Haus betritt, trägt sich in eine Liste ein, Desinfektionsmittel und Tücher stehen in jedem Raum bereit. An Kochs Besuchertisch ist eine Unterhaltung ohne Maske möglich, nachdem die Gesprächspartner gegenüber voneinander Platz genommen haben – getrennt durch ein sicheres Schutzglas. Wenn wieder Veranstaltungen sind, gibt es ein Treppenhaus für den Aufgang, eines für den Abgang. Die Wege sind klar ausgewiesen. "Wir haben das von Anfang streng umgesetzt und auch Rückmeldungen erhalten, dass sich die Besucher hier sehr sicher fühlen."

"Fast schon zuhause"

Mit Sondergenehmigung waren einige Treffen im Kulturhaus auch während der pandemiebedingten Schließung möglich. Der Bezirksausschuss 11 Milbertshofen-Am Hart kommt hier einmal monatlich zur Sitzung zusammen, einzelne Musikgruppen konnten, natürlich mit ausreichend Abstand, proben.

Die verschiedenen Kulturen in das Haus zu bringen, sei nicht schwierig. Zu den regelmäßigen Nutzern zählten viele Vereine, auch mit einem anderen kulturellen Hintergrund, Integrationkurse gehörten ebenfalls dazu. "Die Bindung der Menschen an das Haus ist sehr gut. Die Leute fühlen sich hier fast schon zuhause", betont Diana Koch.

Klingende Träume

Eröffnet wurde das Haus im Oktober 2005. Mit einer Fläche von 4.700 Quadratmetern ist es das größte Stadtteilzentrum Münchens und mit seiner orangefarbenen Fassade ein unverwechselbares Gebäude am Curt-Mezger-Platz. Im Foyer lädt eine Holztheke mit eingebautem offenen Bücherschrank zum Stöbern und Verweilern ein. Hier befindet sich auch das Kulturcafé, das Platz für einen Plausch mit Nachbarn bietet und mit seinem Service die Veranstaltungen abrundet. Im Stockwerk darüber steht das "Traumarchiv". Die Künstlerin Sabine Groß hatte Milbertshofener Anwohner gebeten, ihre Träume aufzuschreiben und sie mit ihren Initialen und ihrem Alter zu versehen. Diese Aufzeichnungen hat die Künstlerin redaktionell überarbeitet und katalogisiert. Die dokumentierte Traumwelt ist im Archiv nachzulesen. Und wer sie lieber anhören möchte, nimmt auf einem eigens dafür vorgesehenen Sitzmöbel Platz, durch dessen Lautsprecher die Träume klingen.

Der Seiteneingang des Kulturhauses hat mit der Schleißheimer Straße 334 eine eigene Adresse. Hinge nicht die Hausnummer neben der Tür, man könnte sie glatt übersehen, so gut ist sie in der orangefarbenen Fassade getarnt. Fast schon eine Geheimtür. Die gibt es übrigens auch im Nationaltheater.

Weitere Infos gibt es unter www.kulturhaus-milbertshofen.de im Internet.

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Artikel vom 09.06.2021
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