Aktion „Hoffnung. Leben. Licht“

Lichtbotschaften in der Lukaskirche von Stefanie Unruh

Lehel · Ab Lichtmess bis 28. Februar präsentiert die Lukaskirche zwei Installationen der Münchner Künstlerin Stefanie Unruh. Sie sind im Rahmen der Aktion „Hoffnung. Leben. Licht“ zu sehen, mit der die evangelische Kirche einen Beitrag zur Unterstützung von Kunst und Kultur in Corona-Zeiten leisten möchte.

Die erste Installation mit dem Titel „Ich weiß nie, arbeite ich gerade oder nicht" stammt aus dem Jahr 2018. Die Glühbirnen an der Leiter blinken im Morsecode das Zitat aus einem Theaterstück von René Pollesch.

Das Werk spielt auf eine inzwischen alltägliche Situation an, in der die Trennung zwischen Arbeit und Freizeit, zwischen Wohn- und Arbeitsort, wie sie für die fordistische Ära charakteristisch war, aufgehoben ist. Galt das von der Bohème getragene Ideal selbstbestimmter und nicht entfremdeter Arbeit, bei dem Leben und Arbeit eine Einheit bilden, lange Zeit als Gegenentwurf zum kapitalistischen Prinzip der Arbeitsteilung, wird es nun als Norm propagiert.

Als erfolgreich gilt, wer – pausenlos – kreativ, flexibel, mobil und multikompetent tätig ist. Die Leiter, mit Arbeitsspuren übersät und Vehikel für mannigfaltige Handwerksarbeiten, steht selbst statisch da. Indem sie ihrer Funktion als Hilfsmittel enthoben ist, andererseits als Aufhängung für Lampen dient, hat sie eine ähnliche Ambivalenz wie der gemorste Satz. Die Lampen befinden sich ihrerseits im ständigen Wechsel von Sendung und Pause, von „Arbeit“ und „Nicht-Arbeit“.

Die zweite Installation hat den Titel „Ich kenne kein weekend". Der Rucksack mit Glühbirnen hängt an der Wand der Lukaskirche und bezieht sich auf einen Werk von Joseph Beuys. In der heutigen Arbeitswelt klingt der Titel seines Koffer-Objekts allerdings eher wie der Ausspruch vielbeschäftigter Freiberufler oder auch Festangestellter, die ständig erreichbar sein müssen. Es gibt kein Wochenende mehr, da ständig Mails gecheckt und soziale Medien bedient werden müssen. Das Zitat „Ich kenne kein weekend“, das die Glühbirnen im Morsecode blinken, ist Antithese zu „Living for the weekend".

Am 14. Februar 2021 wird ein Kunstgottesdienst zu den Installationen und ihren Lichtbotschaften stattfinden. Die Predigt hält Pfarrer Helmut Gottschling. Die Installation kann täglich zwischen 9 und 17 Uhr betrachtet werden. Wir bitten die Hygiene-Regeln der Kirchen zu beachten.

Artikel vom 04.02.2021
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