Den Ausklang des Sommers im altbayerischen Dorf genießen

Schliersee/München · Altweibersommer

Das Weben war einer der wenigen Berufe, den auch Frauen ausü̈ben durften. Oft wurde selbst angebauter Hanf oder Flachs zu Stoffen verwebt. 	Foto: Dieter Schnö̈pf

Das Weben war einer der wenigen Berufe, den auch Frauen ausü̈ben durften. Oft wurde selbst angebauter Hanf oder Flachs zu Stoffen verwebt. Foto: Dieter Schnö̈pf

Schliersee/München · Die letzten Tage waren schon ein Vorgeschmack auf die letzte Phase des Sommers, den sogenannten Altweibersommer. Natürlich hat der Begriff nichts mit dem Wort »Weib« zu tun, sondern leitet sich ab vom Weben, das auch als »Weiben« bezeichnet wurde.

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Und wenn Sie sich jetzt fragen, was das Weben mit dem Sommer zu tun hat, die Antwort ist folgende: Wenn im Spätsommer die Temperaturen sinken und die Luftfeuchtigkeit sich in der Nacht in den Wiesen niederschlägt, sieht man im hohen Gras überall die mit Tau überzogenen Spinnennetze, die im morgendlichen Licht funkeln. Und diese von den Spinnen gewebten »Teppiche« haben zum Begriff Altweibersommer geführt. Weben ist ein sehr altes Handwerk, Grabungsfunde belegen diese Art der Textilherstellung bereits vor über 30.000 Jahren!

So ist es nicht verwunderlich, dass auch bei unser historischen Zeitreise, die dieses Wochenende stattfindet, gewebt wird. Im nachgestellten Alltagsleben der Bewohner Bayerns, bis zurück zur Besiedlung der Römer können Sie Vorformen des Webens hautnah erleben, sowohl mit, als auch ohne Webstuhl.

Weben war einer der Handwerksberufe, der auch von Frauen ausgeübt werden durfte

In unserem altbayerischen Dorf hingegen weben wir mit der Technik wie es etwa bis Mitte des 18. Jahrhunderts üblich war, bevor mechanische Webstühle den traditionellen Weber verdrängten. Oder auch die Weberin! Denn das Weben war einer der wenigen Handwerksberufe, der auch von Frauen ausgeübt werden durfte. Wenngleich viele Weber im Nebenerwerb zum Hof tätig waren. Den Hanf oder Flachs, der üblicherweise verwebt wurde, bauten die Bauern meist selbst an.

Kuschelig weich waren die Stoffe allerdings nicht, wie Sie sich vielleicht vorstellen können. Und anscheinend ist das Weben wieder angesagt. Erst vor ein paar Tagen hat mir eine junge Besucherin vom Kindergarten erzählt. Eigentlich wollte sie nach den Ferien nicht mehr hin, ihr sei das alles zu langweilig. Aber jetzt als Vorschülerin hätte sie einen Webrahmen bekomme und den kriegen schließlich nur die »Großen«, wie sie mit erkennbarem Stolz meinte. Als ich ihr dann den großen Webstuhl im Behamhof gezeigt habe, ist sie fast ein bisschen blass geworden. Nicht weniger beeindruckend sind die meisten anderen Handwerksberufe, die Sie bei uns im Museum die ganze Saison bestaunen können.

Wer es noch älter haben möchte, den darf ich herzlich einladen, dieses Wochenende zu uns an den Schliersee zu kommen. Bei der historischen Zeitreise im Freilichtmuseum wird Salz gesiedet, Kupfer geschmiedet und vieles andere mehr, wie zu Zeiten der Kelten und Römer. Auf dem bayerischen Fleckchen Erde, auf dem wir leben, gibt es eine lange Siedlungsgeschichte. Steigen Sie mit uns ein in die Zeitkapsel und durchwandern Sie die Jahrhunderte auf unserem weitläufigen Gelände. Neben einem historisch einmaligen Erlebnis erwarten Sie kulinarische Schmankerl im Hier und Jetzt. In unserer historischen Brauerei stellen wir mit viel Handarbeit in traditioneller Art und Weise unser süffiges Museumsbier her.

Unser Braumeister arbeitet zwar nach den Methoden aus dem 18. Jahrhundert, der Geschmack ist allerdings nicht von gestern. Probieren Sie es gerne selbst bei einem Besuch im altbayerischen Dorf und genießen dabei den Altweibersommer und die letzten warmen Tage in diesem Sommer. Ich freue mich auf Sie!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 12.09.2020
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