Bürger fordern erneute Überplanung des Alten Postgeländes

Plan ohne die Haidhauser gemacht ?

Haidhausen · Das Alte Postgelände zwischen Kirchen-, Spicheren-, Orleans- und Elsässerstraße ist eines der letzten Areale im 5. Stadtbezirk, dass auf eine Überplanung wartet - und das schon seit den 70er Jahren.

Nun endlich soll es soweit sein, doch Investoren und Planungsreferat scheinen ihre Pläne ohne die Haidhauser Bürger gemacht zu haben. Denn die sind mit den Plänen nicht einverstanden und taten ihren Unmut während einer eigens dafür einberufenen Einwohnerversammlung, kund.

Eine Grünfläche, etwa so groß wie der Marienhof, soll nach dem Willen der Architekten der zentrale Mittelpunkt des neuen Areals werden. Um das Grün sollen sich in U-Form zehn »Stadtvillen« gruppieren. Es ist geplant, die Häuser 18 Meter hoch, mit sechs Stockwerken sowie Dach- oder Terrassengeschoss zu bauen.

Mit dieser Idee hofft Architektin Maya Reiner, der Baustruktur eine »eigene Identität zu geben«, die in dem Stadtviertel dennoch nicht fremd ist. Zur Orleansstraße hin, wird das Gebiet mit einem kompakten Baukörper abgeschlossen, in dem vornehmlich Büros und Geschäfte untergebracht werden. Die Ecken Kirchen-/ Elsässerstraße und Kirchen-/ Orleansstraße sollen von zwei dreieckigen Blöcken begrenzt werden, in denen sich gleichermaßen Wohnungen und Geschäfte befinden sollen und in die bereits bestehende, denkmalgeschützten Teile integriert werden.

Zwischen 550 und 600 neue Wohnungen sowie Gewerbefläche für 600 neue Arbeitsplätze sollen dadurch entstehen, hofft Michael Simon, Baudirektor im Planungsreferat. Die Haidhauser Bürger und Lokalpolitiker wehren sich jedoch entschieden gegen diese Planungen.

Bezirksausschuss-Vorsitzende Adelheid Dietz-Will befürchtet gar, es könnte ein »Luxusgebiet mit privaten Grünflächen entstehen, dass die Anwohner benachteiligt.« »Alles was hier läuft, ist den möglichst teuren Verkauf der Wohnungen zu sichern,« schimpfte die engagierte Kommunalpolitikerin.

Das Bürgergremium wünscht sich seit Jahren den Bau von familiengerechten, preiswerten Wohnungen auf dem Areal. Sollten die Pläne von Stadt und Investoren jedoch verwirklicht werden, sieht es damit schlecht aus. Zwar würde der vorgeschriebene Anteil an Sozialwohnungen gebaut werden, für den Rest des Wohngebiets wären aber Quadratmeterpreise von bis zu 6.000 Euro denkbar«, so die düstere Prognose des Architekten Sepp Wanie, der als Sachverständiger an der Einwohnerversammlung teilnahm.

Auch von der, vom Bezirksausschuss bereits vor zwei Jahren einstimmig geforderten »Orientierung der Gebietsstruktur mit Dimensionen und Höhen der Gebäude sowie der baulichen Dichte, an der Bebauung des benachbarten Franzosenviertel«, ist in den Plänen nicht mehr viel zu spüren.

Ein weiteres Problem, dass die Anwohner der umliegenden Straßen beschäftigt, brachte ein Bürger aus der Breisachstraße auf den Punkt: Er bezeichnete das Alte Postgelände als »wertvollen Puffer«, um dort Autos zu parken.

Nach dem Neubau sollen laut den Architekten allerdings Tiefgaragen entstehen, die den Bewohnern der neuen Wohnungen vorbehalten sind.

Ein weiterer Dorn im Auge ist den Anwohnern die Fällung der Bäume an der Spicherenstraße. »Wir werden bald in die Isarauen fahren müssen, um mal ein grünes Fleckchen zu sehen«, monierte eine Anwohnerin.

»Auch eine Zusammenfassung der Überplanung des Alten Postgeländes mit der Überplanung des Gebietes rund um den Ostbahnhof wäre wünschenswert gewesen«, meinte eine Anwohnerin der Orleansstraße.

»Dies sei aus zeitlichen Gründen einfach nicht möglich gewesen«, erläuterte Baudirektor Michael Simon. »Auch die Parksituation, ebenso wie familiengerechtes- und preiwertes Wohnen können mit dem Bebauungsplan eigentlich nicht geregelt werden.«

Zum Abschluss der Einwohnerversammlung beantragte Bezirksausschussmitglied Ulrich Martini, »das Gebiet neu zu überplanen und dabei auch die Entwürfe zu berücksichtigen, die Studenten der Technischen Universität bereits vor zwei Jahren für das Areal angefertigt hatten.« Dieser Antrag wurde einstimmig beschlossen.

Der Antrag von Juliane Bauhofer wurde mit einer Gegenstimme angenommen. Sie hatte gefordert, das Gebiet müsse der Haidhauser Baustruktur angepasst werden. Außerdem sollen die Grünbeziehung mit der Orleansstraße sichergestellt werden.

»Die Parksituation solle bei der Neuplanung berücksichtig werden«, wünschte sich Christiane Gruber. Sie schlug vor, eventuell auch ein Parkhaus mit Miet-Stellplätzen zu bauen. Dieser Antrag wurde mit drei Gegenstimmen angenommen.

Nun ist wieder der Bezirksausschuss am Zug. In seiner nächsten Sitzung muss er über die gestellten Anträge entscheiden. ct

Artikel vom 17.04.2002
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